Etwas ist faul
Weg zur Haustür war.
»Mr Matthew Vaughan?«
»Ja, aber hören Sie, ich kann nicht warten, ich habe eine Verabredung.«
»Matthew!« Die Stimme seiner Schwester kam von der Treppe. »Matthew, du hast versprochen…«
»Ich weiß, Schwesterlein. Aber ich kann nicht. Muss einen Freund treffen. Und, nebenbei, was hat es für einen Sinn, über die verdammte Sache immer und immer wieder zu reden? Wir haben genug mit der Polizei darüber geredet. Die ganze Sache hängt mir zum Hals heraus.«
Die Haustür schlug zu. Mr Matthew Vaughan war gegangen.
Sir Edward wurde in die Küche geführt. Martha bügelte. Sie machte eine Pause, mit dem Bügeleisen in der Hand. Sir Edward schloss die Tür hinter sich. »Miss Vaughan hat mich gebeten, ihr zu helfen«, sagte er. »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich Ihnen ein paar Fragen stelle?«
Sie sah ihn an, dann schüttelte sie den Kopf. »Niemand von ihnen hat es getan, Sir. Ich weiß, was Sie denken, aber das ist nicht so.«
»Das bezweifle ich nicht. Aber, wissen Sie, ihr nettes Wesen ist nicht das, was man einen Entlastungsgrund nennt.«
»Mag sein, Sir. Das Recht ist schon eine ziemlich spaßige Sache. Aber es gibt einen Entlastungsgrund, wie Sie es nennen, Sir. Niemand hätte es tun können, ohne dass ich es wüsste.«
»Aber sicherlich…«
»Ich weiß, wovon ich rede, Sir. Da, horchen Sie!« Über ihren Köpfen war ein knarrendes Geräusch zu hören.
»Die Treppe, Sir. Jedes Mal, wenn jemand hinauf oder hinunter geht, knarrt sie entsetzlich. Dabei kommt es nicht darauf an, wie leise man geht. Mrs Crabtree lag in ihrem Bett, und Mr Crabtree beschäftigte sich mit seinen scheußlichen Marken, und Miss Magdalena arbeitete oben an ihrer Nähmaschine; wenn einer der drei heruntergekommen wäre, hätte ich es gewusst. Aber es kam niemand.«
Sie sprach mit einer festen Gewissheit, die den ehemaligen Anwalt beeindruckte. Eine gute Zeugin, dachte er. Sie würde Gewicht haben.
»Vielleicht haben Sie es nicht bemerkt.«
»Doch, ich hätte es. Ich hätte es bemerkt, ohne es zu bemerken, sozusagen. Genauso, wie Sie es bemerken, wenn eine Tür schlägt und jemand hinausgeht.«
Sir Edward änderte seine Meinung. »Das sind drei, von denen wir gesprochen haben. Aber da ist noch ein Vierter. War Mr Matthew Vaughan gleichfalls oben?«
»Nein, er war in dem kleinen Zimmer direkt nebenan und schrieb auf der Maschine. Das kann man hier hören. Die Maschine stand nicht für einen Moment still. Nicht für einen Moment, Sir, das kann ich beschwören. Das Tippen kann einen schrecklich nervös machen, nebenbei gesagt.«
Sir Edward schwieg eine Weile, dann fragte er: »Sie haben sie gefunden, nicht wahr?«
»Ja, Sir. Lag da in ihrem Blut. Und niemand hat einen Ton gehört, wegen des Lärms von Mr Matthews Schreibmaschine.«
»Wenn ich Sie recht verstehe, sagten sie, dass niemand das Haus betrat?«
»Ja. Wie sollte das auch geschehen, ohne mein Wissen? Die Türglocke läutet hier drinnen. Und es gibt nur die eine Tür.«
Er sah ihr direkt ins Gesicht. »Sie waren Miss Crabtree sehr zugetan?«
Ein warmes Leuchten erhellte Marthas Züge. »Ja, das war ich, Sir. Aber für Miss Crabtree… nun, ich werde alt, und es macht mir nichts mehr aus, darüber zu sprechen. Ich kam in Schwierigkeiten, Sir, als ich ein junges Mädchen war, und Miss Crabtree stand mir bei, nahm mich wieder in ihren Dienst, als alles vorbei war. Ich hätte mein Leben für sie gegeben, ich hätte es wirklich getan.«
Sir Edward erkannte Aufrichtigkeit.
Martha war aufrichtig.
»Soviel Sie wissen, kam also niemand durch die Haustür?«
»Es hätte niemand kommen können.«
»Ich sagte, soviel Sie wissen. Aber wenn Miss Crabtree jemanden erwartet hätte – wenn sie diesem Jemand selbst die Tür geöffnet hätte…«
»Oh!« Martha schien überrascht zu sein.
»Das wäre doch möglich, Sir, aber es ist nicht sehr wahrscheinlich. Ich meine…«
Martha war offensichtlich sehr erschrocken. Sie konnte es nicht in Abrede stellen, und doch hätte sie es gern getan. Warum? War es, weil sie wusste, dass die Wahrheit anders aussah? Die vier Personen im Haus – war einer von ihnen schuldig? Wollte Martha diesen Schuldigen schützen? Hatte die Treppe doch geknarrt? Hatte sich jemand verstohlen heruntergeschlichen und Martha wusste, wer es war? Sie selbst war ehrlich, davon war Sir Edward überzeugt.
Er ließ nicht locker und beobachtete sie dabei. »Miss Crabtree könnte dies doch getan haben. Das Fenster des
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