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Etwas ist faul

Etwas ist faul

Titel: Etwas ist faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ein Tag, an dem allgemein gestritten wurde?«
    Magdalena stieg die Röte ins Gesicht. »Spielen Sie auf mich an? Auf den Ärger wegen meines Wunsches Mannequin zu werden?«
    »Ihre Tante war damit nicht einverstanden?«
    »Nein.«
    »Warum wollten Sie Mannequin werden, Miss Magdalena? Erscheint Ihnen dieses Leben besonders attraktiv?«
    »Nein, aber alles andere schien besser als das abhängige Leben hier.«
    »Ich verstehe. Aber zukünftig werden Sie über ein ausreichendes Einkommen verfügen können, nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt. Jetzt hat sich alles geändert.« Diese Bemerkung machte sie mit entwaffnender Einfalt.
    Sir Edward schmunzelte, ging aber nicht weiter darauf ein. Stattdessen fragte er: »Und Ihr Bruder? Hatte der auch Ärger?«
    »Matthew? Nein.«
    »Dann hatte er also kein Motiv, seine Tante aus dem Weg zu räumen?« Ihm entging nicht die momentane Bestürzung in ihren Zügen. Beiläufig sagte er: »Ach, ich vergaß. Er hatte doch eine Menge Schulden, nicht wahr?«
    »Ja. Armer alter Matthew.«
    »Aber das ist ja nun auch vorbei.«
    Sie seufzte. »Ja. Es ist schon eine Erleichterung.«
    Begriff sie eigentlich noch immer nicht? Hastig wechselte er das Thema. »Sind Ihre Verwandten und Ihr Bruder Zuhause?«
    »Ja, ich sagte ihnen, dass Sie kommen. Sie sind bereit, zu helfen. Oh, Sir Edward, irgendwie habe ich das Gefühl, dass Sie herausfinden werden, dass alles in Ordnung ist – dass niemand von uns etwas mit dem Mord zu tun hat – dass es, trotz allem, ein Eindringling war!«
    »Ich kann keine Wunder wirken. Es kann sein, dass ich die Wahrheit herausfinde, aber ich kann diese Wahrheit nicht zu der von Ihnen gewünschten machen.«
    »Können Sie das nicht? Ich habe das Gefühl, dass Sie alles können – alles.«
    Sie verließ das Zimmer. Verstört dachte er: Was meint sie damit? Will sie, dass ich ihr eine Verteidigungslinie vorschlage? Für wen?
    Seine Überlegungen wurden durch den Eintritt eines etwa fünfzigjährigen Mannes unterbrochen. Er war von kraftvoller Gestalt, ging aber etwas vornübergebeugt. Seine Kleidung war unordentlich, sein Haar nachlässig gekämmt. Er machte einen gutmütigen, aber etwas weichlichen Eindruck.
    »Sir Edward Palliser? Wie geht es Ihnen? Magdalena schickt mich. Es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie uns helfen wollen. Obwohl ich bezweifle, dass Sie etwas Neues entdecken. Ich glaube, dass man den Burschen nie mehr erwischen wird.«
    »Sie glauben also, dass es ein Einbrecher war?«
    »Nun, es muss so sein. Es kann niemand aus der Familie gewesen sein. Diese Burschen sind heutzutage sehr gerissen. Sie klettern wie die Katzen und kommen rein und raus wie sie wollen.«
    »Wo waren Sie, Mr Crabtree, als die Tragödie geschah?«
    »Ich beschäftigte mich mit meinen Briefmarken oben in meinem kleinen Wohnzimmer.«
    »Haben Sie irgendetwas gehört?«
    »Nein, aber ich höre nie etwas, wenn ich mich mit einer Sache intensiv beschäftige. Sehr dumm von mir, aber das ist nun einmal so.«
    »Liegt das Wohnzimmer, von dem Sie sprachen, über diesem Zimmer?«
    »Nein, es liegt auf der Rückseite des Hauses.«
    Wieder öffnete sich die Tür. Eine kleine blonde Frau trat ein. Ihre Hände zitterten nervös. Sie sah aufgeregt und gereizt aus.
    »William, warum hast du nicht auf mich gewartet. Ich sagte doch: Warte!«
    »Entschuldige, meine Liebe, ich vergaß es. Sir Edward Palliser – meine Frau.«
    »Wie geht es Ihnen, Mrs Crabtree? Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich Ihnen ein paar Fragen stelle. Ich weiß, wie Ihnen daran gelegen ist, dass die Sache aufgeklärt wird.«
    »Natürlich. Aber ich kann Ihnen überhaupt nichts sagen, nicht wahr, William? Ich war fest eingeschlafen und wachte erst auf, als Martha schrie.« Ihre Hände zitterten noch immer.
    »Wo liegt Ihr Zimmer, Mrs Crabtree?«
    »Über diesem hier. Aber ich habe nichts gehört – wie konnte ich auch? Ich schlief fest.«
    Etwas anderes konnte Sir Edward nicht aus ihr herausbekommen. Sie wusste nichts – sie hatte nichts gehört – sie hatte fest geschlafen. Das wiederholte sie mit der Hartnäckigkeit einer verängstigten Frau. Doch Sir Edward wusste, dass es tatsächlich so sein konnte, dass es möglicherweise die reine Wahrheit war.
    Er entschuldigte sich schließlich mit der Bemerkung, dass er Martha ein paar Fragen stellen wolle. William Crabtree erbot sich, ihn in die Küche zu führen. In der Eingangshalle stieß Sir Edward fast mit einem schlanken, dunkelhaarigem jungen Mann zusammen, der auf dem

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