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Etwas ist faul

Etwas ist faul

Titel: Etwas ist faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Lucy« nannte, eine Rechnung für eine Uhrreparatur und den Bettelbrief einer Wohlfahrtsorganisation.
    Er sah sich alles sehr sorgfältig an, dann räumte er die Tasche wieder ein und gab sie Magdalena mit einem Seufzer zurück. »Ich danke Ihnen, Miss Magdalena. Leider ist hier auch nicht viel zu finden.« Er stand auf, überzeugte sich, dass man vom Fenster einen guten Blick auf die Vordertreppe hatte, und ergriff dann Magdalenas Hand.
    »Sie wollen schon gehen?«
    »Ja.«
    »Aber wird… wird alles in Ordnung kommen?«
    »Niemand, der mit dem Gesetz zu tun hat, wird sich jemals zu so einer vorschnellen Aussage verleiten lassen«, sagte Sir Edward ernst und verabschiedete sich.
    Gedankenverloren ging er nachhause. Die Lösung des Rätsels musste in Reichweite liegen, doch er hatte sie noch nicht entdeckt. Irgendetwas fehlte noch, nur eine Kleinigkeit, um ihn auf die richtige Spur zu bringen.
    Eine Hand legte sich plötzlich auf seine Schulter, und er zuckte zusammen. Es war Matthew Vaughan, etwas außer Atem.
    »Ich habe Sie gesucht, Sir Edward, um mich für mein unhöfliches Verhalten vorhin zu entschuldigen. Es tut mir leid, aber ich war nicht in der besten Gemütsverfassung. Ich freue mich, dass Sie sich um die Sache kümmern. Fragen Sie mich, was Sie wollen. Wenn ich Ihnen in irgendeiner Form helfen kann…«
    Sir Edwards Haltung versteifte sich plötzlich. Sein Blick war fest auf etwas gerichtet, nicht auf Matthew, sondern auf etwas auf der anderen Straßenseite. Leicht verwundert wiederholte Matthew: »Wenn ich Ihnen in irgendeiner Form helfen kann…«
    »Das haben Sie bereits getan, lieber junger Freund«, erwiderte Sir Edward, »indem Sie mich an diesem ganz bestimmten Punkt anhielten und meine Aufmerksamkeit auf etwas lenkten, was mir sonst bestimmt entgangen wäre.« Dabei zeigte er auf ein kleines Restaurant auf der anderen Straßenseite.
    »Die vierundzwanzig Amseln?«, fragte Matthew verwundert.
    »Genau.«
    »Das ist ein merkwürdiger Name – aber man kann dort ganz gut essen, glaube ich.«
    »Auf den Versuch würde ich es nicht ankommen lassen«, sagte Sir Edward. »Zwar bin ich von den Tagen meiner Kindheit weit entfernt, doch erinnere ich mich vermutlich an meine Kinderverse besser als Sie, junger Freund. Da gibt es eine Art Klassiker, der, wenn ich mich recht erinnere, so lautet: ›Sing’ ein Lied vom Sixpence, die Tasche voll mit Korn; vierundzwanzig Amseln, die waren bald verlor’n.‹ Der Rest interessiert uns nicht.« Er drehte sich auf dem Absatz herum.
    »Wohin gehen Sie?«, fragte Matthew Vaughan.
    »Zurück in Ihr Haus, mein Freund.«
    Schweigend gingen sie zurück. Matthew warf hin und wieder einen verwunderten Blick auf seinen Begleiter. Als sie das Haus betreten hatten, ging Sir Edward zu der Kommode, nahm die Samttasche heraus und öffnete sie. Er blickte Matthew an und der verließ widerwillig das Zimmer.
    Sir Edward schüttete das Wechselgeld auf den Tisch. Dann nickte er. Seine Erinnerung hatte ihn nicht getäuscht. Er stand auf und läutete. Dabei verbarg er etwas in seiner Hand. Auf das Läuten meldete sich Martha.
    »Sie erzählten mir doch, Martha, wenn ich mich recht erinnere, dass Sie eine kleine Meinungsverschiedenheit mit Ihrer verstorbenen Herrin wegen eines der neuen Sixpences hatten?«
    »Ja, Sir.«
    »Aha! Aber das Merkwürdige ist, dass unter diesem Wechselgeld sich kein neuer Sixpence befindet. Hier sind zwei Sixpences, aber sie stammen beide aus der alten Serie.«
    Martha starrte Sir Edward verwirrt an.
    »Verstehen Sie, was das bedeutet? Jemand kam an diesem Nachmittag ins Haus – jemand, dem Ihre Herrin einen Sixpence gab – vermutlich im Austausch dagegen…«
    Mit einer raschen Bewegung hielt er ihr die Knittelverse vor die Augen. Ein Blick in ihr Gesicht genügte. »Das Spiel ist aus, Martha. Sie sehen, ich habe es durchschaut. Sie können jetzt ruhig alles gestehen.«
    Martha sank auf einen Stuhl. Tränen liefen ihr übers Gesicht.
    »Es ist wahr… es ist wahr… Die Türglocke hatte nicht richtig geläutet – ich war nicht sicher. Aber dann dachte ich, dass ich besser doch mal nachsehe. Ich öffnete die Tür, als er sie gerade niederschlug. Das Bündel mit den Fünfpfundnoten lag vor ihr auf dem Tisch – das hatte ihn dazu gebracht, sie umzubringen – das und die Annahme, sie wäre allein im Haus, weil sie ihm selbst geöffnet hatte. Ich konnte nicht einmal schreien, so gelähmt war ich. Und dann drehte er sich um – und ich sah, dass es mein Junge

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