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Etwas ist faul

Etwas ist faul

Titel: Etwas ist faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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irgendwie ausstaffieren. Wir müssen die Sache durchziehen.«
    Ein würdevoller Butler öffnete ihnen die Tür und trat beiseite, um sie hereinzulassen.
    »Mr Gerald Champneys hat angerufen, Mylady. Er wollte Sie dringend sprechen, hat aber keine Nachricht hinterlassen wollen.«
    Kein Wunder, dass er sie dringend sprechen wollte, dachte Edward. Auf jeden Fall kenne ich jetzt meinen vollen Namen. Edward Champneys. Aber wer ist sie? Der Butler hat sie mit Mylady angeredet. Wozu braucht sie dann ein Halsband zu klauen. Bridgeschulden?
    In den Romanheften, die er gelegentlich las, wurde die schöne, adelige Heldin stets von Bridgeschulden zur Verzweiflung getrieben.
    Edward wurde von dem würdigen Butler fortgeführt und einem geschniegelten Kammerdiener übergeben. Eine Viertelstunde später gesellte er sich wieder zu seiner Gastgeberin, angetan mit einem wundervoll sitzenden Abendanzug, der einem bekannten Schneideratelier in der Savile Row entstammte.
    Herrgott, was für eine Nacht!
    Sie fuhren mit dem Auto zum berühmten »Ritson’s«. Wie alle, hatte auch Edward schon unzählige skandalträchtige Zeitungsgeschichten über das »Ritson’s« gelesen. Jeder, der nur einen Namen hatte, kreuzte früher oder später im »Ritson’s« auf. Edwards einzige Sorge war, dass jemand, der den echten Edward Champneys kannte, auftauchen würde. Er tröstete sich mit der Überlegung, dass der echte Edward offensichtlich seit einigen Jahren außerhalb von England gelebt hatte.
    Sie saßen an einem kleinen Tisch an der Wand und tranken Cocktails. Cocktails! Für Edwards schlichtes Gemüt war dies die Quintessenz mondänen Lebens. Die junge Frau, die einen wundervollen bestickten Schal um sich geschlungen hatte, nippte lässig an ihrem Glas. Plötzlich ließ sie den Schal von ihren Schultern gleiten und stand auf.
    »Wir wollen tanzen.«
    Nun war Tanzen das Einzige, was Edward wirklich zur Vollkommenheit beherrschte. Wenn er und Maude auf der Tanzfläche im Palais de Danse erschienen, blieben die übrigen Paare stehen und schauten ihnen bewundernd zu.
    »Beinahe hätte ich’s vergessen«, sagte die junge Frau plötzlich. »Das Halsband.«
    Sie streckte die Hand aus. Völlig verdattert zog Edward das Schmuckstück aus der Tasche und gab es ihr. Zu seinem fassungslosen Erstaunen legte sie es sich ungerührt um den Hals. Dann lächelte sie ihm berückend zu.
    »Jetzt wollen wir tanzen«, sagte sie leise.
    Sie tanzten. Und im ganzen »Ritson’s« gab es kein vollkommeneres Paar.
    Als sie schließlich an ihren Tisch zurückkehrten, trat ein dandyhafter alter Herr auf Edwards Begleiterin zu.
    »Ah, Lady Noreen – die unermüdliche Tänzerin! Ja, ja. Ist Captain Folliot heute Abend hier?«
    »Jimmy ist gestürzt – hat sich den Knöchel verstaucht.«
    »Was Sie nicht sagen! Wie ist das passiert?«
    »Weiß noch nichts Genaueres.«
    Sie lachte und ging weiter.
    Edward folgte ihr. In seinem Kopf drehte sich alles. Jetzt wusste er Bescheid. Lady Noreen Eliot, die berühmte Lady Noreen persönlich, wahrscheinlich die Frau in England, von der man am meisten sprach. Eine gefeierte Schönheit, berühmt für ihren Wagemut – Anführerin der Clique, die man die »Jungen Mondänen« nannte. Ihre Verlobung mit Captain James Folliot, V. C, von der Household Cavalry, war erst kürzlich bekannt gegeben worden.
    Aber das Halsband? Das mit dem Halsband verstand er noch immer nicht. Selbst auf die Gefahr hin, sich zu verraten, das musste er unbedingt herausfinden.
    Als sie sich wieder an ihrem Tisch niederließen, deutete er darauf.
    »Warum, Noreen?«, fragte er. »Das würde ich gern wissen.«
    Sie lächelte träumerisch, noch immer unter dem Zauber ihres Tanzes stehend.
    »Wahrscheinlich ist das für dich schwer zu verstehen, aber man wird es so leid – immer das Gleiche, immer und ewig das Gleiche. Treasure Hunts waren ja ganz nett für eine Weile, aber man gewöhnt sich an alles. Das ›Einbruch-Spiel‹ war meine Idee. Fünfzig Pfund Einsatz, und es wird gelost. Das ist unser dritter. Jimmy und ich haben Agnes Larella gezogen. Du kennst die Spielregeln? Der Einbruch ist innerhalb von drei Tagen auszuführen und die Beute mindestens eine Stunde lang in der Öffentlichkeit zu tragen, andernfalls muss man hundert Pfund Strafe zahlen. Pech für Jimmy, dass er sich den Knöchel verstaucht hat, aber wir holen uns den Gewinn, das steht fest.«
    »Ach so.« Edward holte tief Luft. »Ich verstehe.«
    Noreen erhob sich plötzlich und legte ihren Schal

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