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Etwas ist faul

Etwas ist faul

Titel: Etwas ist faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Nachsicht, die ihn immer so in Rage gebracht hatte.
    Genauso hatte ihn Lady Noreen gestern Abend angeblickt. Aber Lady Noreens Gestalt war in weite Ferne gerückt, entschwunden ins Reich der Romantik, wo sie Seite an Seite mit der Marchesa Bianca weilte. Dies hier war die Wirklichkeit. Dies hier war sein Weib.
    »Ja oder nein?«, wiederholte er und trat einen Schritt näher.
    »J-ja«, stotterte Maude. »Aber, Edward, was ist bloß mit dir geschehen? Du bist heute so ganz anders.«
    »Ja«, sagte Edward. »Vierundzwanzig Stunden lang war ich ein Mann an Stelle eines Wurmes – und, bei Gott, das hat sich gelohnt!«
    Er schloss sie in die Arme, beinahe so, wie Bill, der Supermann, es getan haben könnte.
    »Liebst du mich, Maude? Sag mir, liebst du mich?«
    »Oh, Edward!«, hauchte Maude. »Ich bete dich an…«

Der Unfall
     
    » U nd ich sage Ihnen, es ist dieselbe Frau! Gar kein Zweifel.«
    Kapitän Haydock blickte in das lebhaft interessierte Gesicht seines Freundes und seufzte. Er wünschte, Evans wäre mit seinem Urteil nicht immer so schnell bei der Hand. Während seiner vielen Jahre auf See hatte der alte Kapitän gelernt, die Dinge, die ihn nichts angingen, ruhen zu lassen.
    Sein Freund Evans, ehemaliger Kriminalinspektor, hatte eine andere Philosophie. »Nach erhaltenen Informationen handeln«, das war sein Motto in früheren Tagen gewesen. Und er hatte es jetzt derart ausgeweitet, dass er sich die Informationen stets selbst beschaffte. Evans war ein tüchtiger Beamter gewesen und auch dementsprechend befördert worden. Sogar jetzt, da er pensioniert war und sich in einem Landhaus zur Ruhe gesetzt hatte, war er der alte geblieben.
    »Ich vergesse nicht leicht ein Gesicht«, wiederholte er immer wieder selbstzufrieden. »Mrs Anthony, ja, es ist ganz sicher Mrs Anthony. Als Sie sagten, Mrs Merrowdene, erkannte ich sie sofort.«
    Kapitän Haydock rutschte unbehaglich in seinem Sessel hin und her. Die Merrowdenes waren, von Evans abgesehen, seine nächsten Nachbarn, und die Identifizierung von Mrs Merrowdene als Hauptperson eines früheren Sensationsprozesses war ihm unangenehm.
    »Es ist schon lange her«, sagte er gedehnt.
    »Neun Jahre«, entgegnete Evans, akkurat wie immer, »neun Jahre und drei Monate. Erinnern Sie sich an den Fall?«
    »Ziemlich ungenau.«
    »Es stellte sich heraus, dass Mr Anthony öfters kleinere Mengen Arsen zu sich genommen hatte«, erinnerte ihn Evans. »Deshalb wurde sie freigesprochen.«
    »Warum hätte man das auch nicht tun sollen?«
    »Es war das einzige Urteil, das man aufgrund des Beweismaterials fällen konnte. Durchaus korrekt.«
    »Dann ist es ja in Ordnung«, entgegnete Haydock. »Und ich sehe nicht ein, weshalb wir uns noch damit herumquälen müssen.«
    »Wer quält sich denn?«
    »Ich dachte, Sie.«
    »Aber keine Spur«, meinte Evans heiter.
    »Die Geschichte ist vorbei und zu Ende«, fasste Haydock zusammen. »Wenn Mrs Merrowdene in ihrem Leben einmal das Unglück hatte, wegen Mordes vor Gericht gestellt und freigesprochen zu werden – «
    »Normalerweise betrachtet man es nicht als Unglück, wenn man freigesprochen wird«, unterbrach ihn Evans.
    »Sie verstehen schon, wie ich es meine«, entgegnete Haydock unwillig. »Wenn die arme Frau eine so schreckliche Geschichte durchstehen musste, kommt es uns nicht zu, die ganze Sache w iederaufl e ben zu lassen, nicht wahr?«
    Evans schwieg.
    »Aber Evans, die Frau war unschuldig. Sie haben es eben selbst gesagt.«
    »Ich sagte nicht, sie war unschuldig, sondern, sie wurde freigesprochen.«
    »Das ist doch dasselbe.«
    »Nicht immer.«
    Haydock hatte gerade begonnen, seine Pfeife in einem Aschenbecher auszuklopfen. Er unterbrach seine Tätigkeit und setzte sich mit einem Ruck auf.
    »Hallo«, rief er. »Also daher weht der Wind. Sie glauben, dass sie nicht unschuldig war?«
    »Das möchte ich nicht sagen. Ich… nun, ich weiß es nicht. Anthony hatte die Angewohnheit, regelmäßig in kleinen Mengen Arsen zu nehmen. Seine Frau besorgte es für ihn. Eines Tages, durch ein Versehen, nahm er zu viel. War es sein Fehler oder der seiner Frau? Niemand konnte es sagen, und die Geschworenen entschieden zu ihren Gunsten. Das ist völlig richtig, und ich sehe keinen Fehler darin. Trotz alledem – ich würde es gern genau wissen.«
    Kapitän Haydock beschäftigte sich wieder mit seiner Pfeife.
    »Nun«, meinte er behaglich, »das geht uns nichts an.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    »Aber gewiss – «
    »Hören Sie mir einen

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