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Etwas ist faul

Etwas ist faul

Titel: Etwas ist faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Frau hatte ihn Edward genannt – was tat es, dass er der falsche Edward war? Sie würde es schnell genug herausfinden. Er nahm den Fuß von der Kupplung, und sie fuhren los.
    Nach kurzer Zeit fing die junge Frau an zu lachen. Ihr Lachen war genauso wunderbar wie alles Übrige an ihr.
    »Man merkt, dass du nicht viel von Autos verstehst. Es gibt wohl keine da draußen?«
    Was mochte mit »da draußen« gemeint sein, fragte sich Edward. Laut sagte er: »Nicht viele.«
    »Lass lieber mich fahren«, schlug sie vor. »Es ist ziemlich kompliziert, sich in diesen engen Gassen zurechtzufinden, bis man wieder auf die Hauptstraße kommt.«
    Er überließ ihr nur allzu gerne seinen Platz. Bald brausten sie mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit, die Edward insgeheim schaudern machte, durch die Nacht. Sie sah ihn von der Seite an.
    »Ich fahre gern schnell. Du auch? Weißt du, du siehst Gerald kein bisschen ähnlich. Kein Mensch würde euch für Brüder halten. Du bist überhaupt ganz anders, als ich dich mir vorgestellt habe.«
    »Zu gewöhnlich wohl, stimmt’s?«
    »Nicht gewöhnlich – anders. Ich werde nicht recht klug aus dir. Was macht unser armer Jimmy? Hat das Ganze wahrscheinlich tüchtig satt, wie?«
    »Ach, Jimmy geht’s ganz gut«, entgegnete Edward aufs Geratewohl.
    »Das sagt sich so leicht – dabei ist so eine Knöchelzerrung schon ein gemeines Pech. Hat er dir die ganze Geschichte erzählt?«
    »Kein Wort. Ich tappe völlig im Dunkeln. Wie ist es denn passiert?«
    »Oh, das Ganze hat fabelhaft geklappt. Jimmy, schön herausstaffiert in seinen Frauenklamotten, ging zur Haustür hinein, und zwei Minuten später kletterte ich dann die Wand hinauf zum Fenster. Drinnen war die Zofe von Agnes Larella gerade dabei, ihr Kleid und ihren Schmuck herauszulegen. Dann gab’s unten plötzlich großes Geschrei, der Knallfrosch ging los, und alle schrien Feuer. Das Mädchen raste hinaus, ich sprang hinein, packte das Halsband und war im Nu wieder unten. Dann rannte ich durch die Gartenpforte auf der Rückseite, nahm die Abkürzung durch die Punch Bowl und stopfte im Vorbeilaufen schnell das Halsband und die Nachricht mit unserem Treffpunkt ins Autofach. Und dann ging ich wieder ins Hotel zu Louise – nachdem ich erst die Pelzstiefel ausgezogen hatte natürlich. Sie hatte überhaupt nicht gemerkt, dass ich fort gewesen war. Ein perfektes Alibi.«
    »Und was passierte mit Jimmy?«
    »Na, davon weißt du bestimmt mehr als ich.«
    »Er hat mir kein Wort gesagt«, erklärte Edward leichthin.
    »Ach, in dem ganzen Durcheinander hat er sich doch tatsächlich mit dem Fuß in seinem Rock verheddert und sich den Knöchel verrenkt. Man hat ihn zu seinem Wagen tragen müssen, und der Chauffeur von den Larellas fuhr ihn heim. Stell dir bloß vor, der Chauffeur hätte zufällig mit der Hand in das Seitenfach gefasst!«
    Edward stimmte in ihr Gelächter ein, doch seine Gedanken arbeiteten emsig. Er verstand die Geschichte jetzt so ungefähr. Den Namen Larella hatte er schon gehört – es war ein Name, der gleich bedeutend mit Reichtum war. Das Mädchen hier und ein unbekannter Mann namens Jimmy hatten gemeinsam einen Plan ausgeheckt, um das Halsband zu stehlen, und es war ihnen geglückt. Wegen seines verstauchten Knöchels und der Anwesenheit des Chauffeurs der Larellas war Jimmy nicht in der Lage gewesen, in das Seitenfach des Wagens zu schauen, ehe er das Mädchen anrief – wahrscheinlich hatte er auch gar nicht die Absicht gehabt, es zu tun. Aber es war nahezu sicher, dass der andere Unbekannte namens Gerald dies bei nächster Gelegenheit nachholen würde. Und er würde darin Edwards Schal finden!
    »Schnell gegangen«, bemerkte das Mädchen.
    Eine hellerleuchtete Trambahn ratterte vorbei – sie befanden sich bereits in den Außenbezirken von London. Der Wagen schlängelte sich durch den Verkehr, dass Edward das Herz bis in den Hals hinauf schlug. Sie fuhr ausgezeichnet, diese junge Frau, aber wie riskant!
    Eine Viertelstunde später hielten sie vor einem imposanten Haus an einem vornehmen kleinen Platz an.
    »Wir können ein paar von unseren Klamotten hier lassen«, sagte das Mädchen, »ehe wir weiterfahren zu ›Ritson’s‹.«
    »›Ritson’s‹?« Edward wiederholte fast ehrfürchtig den Namen des berühmten Nachtklubs.
    »Ja, hat Gerald dir das nicht gesagt?«
    »Das hat er nicht«, erwiderte Edward streng. »Was soll ich anziehen?«
    Sie runzelte die Stirn. »Hat man dir denn gar nichts gesagt? Wir werden dich

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