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Etwas ist faul

Etwas ist faul

Titel: Etwas ist faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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dürfen. Lassen Sie Ihre offizielle Zurückhaltung einmal beiseite und erzählen Sie!«
    »Das ist gegen die Vorschriften, Sir.«
    »Mein lieber Inspector, wo wir uns so schnell angefreundet haben.«
    »Also gut, Sir. Anna Rosenburg war eine deutsche Jüdin, die in Hampstead wohnte. Ohne sichtlich etwas dafür zu tun, wurde sie Jahr für Jahr ständig reicher.«
    »Bei mir ist es genau umgekehrt«, bemerkte Anthony dazu. »Ich tue sichtlich etwas und werde dafür von Jahr zu Jahr ärmer. Vielleicht ginge es mir besser, wenn ich in Hampstead wohnte. Ich höre immer wieder, dass Hampstead ausgesprochen anregend sein soll.«
    »Es gab eine Zeit«, fuhr Verrall fort, »wo sie mit gebrauchter Kleidung handelte…«
    »Das erklärt alles«, unterbrach Anthony ihn. »Ich erinnere mich, dass ich nach dem Krieg meine Uniform verkaufte – nicht die aus Khaki, sondern die andere. Die ganze Bude hing voller roter Hosen und goldener Litzen, die äußerst vorteilhaft ausgebreitet waren. Es erschien ein dicker Mann in einem karierten Anzug mit seinem Rolls-Royce und einem Faktotum nebst Koffer. Ein Pfund zehn Shilling bot er für das ganze Zeug. Schließlich legte ich noch einen Jagdmantel und ein paar Zeissgläser dazu, um auf zwei Pfund zu kommen, und auf ein Zeichen klappte das Faktotum den Koffer auf, schaufelte alles hinein, und der Dicke reichte mir eine Zehnpfundnote und fragte, ob ich herausgeben könne.«
    »Vor etwa zehn Jahren«, fuhr der Inspector fort »lebten in London verschiedene politische Flüchtlinge aus Spanien unter ihnen ein gewisser Don Fernando Ferrarez mit seiner jungen Frau und einem Kind. Sie waren sehr arm, und die Frau war krank. Anna Rosenburg kam in das Haus, wo die Leute wohnten, und fragte, ob sie etwas zu verkaufen hätten. Don Fernando war nicht da, und seine Frau fasste den Entschluss sich von einem kostbaren spanischen Schal zu trennen der wunderbar bestickt war und zu den letzten Sachen gehört hatte, die Don Fernando ihr vor ihrer Flucht aus Spanien geschenkt hatte. Als Don Fernando heimkehrte, bekam er einen fürchterlichen Wutanfall, als er hörte, dass der Schal verkauft sei, und versuchte vergeblich, ihn zurückzukaufen. Als es ihm wenigstens gelang, die fragliche Frau, die alte Kleidungsstücke gekauft hatte, wiederzufinden, erklärte diese, sie hätte den Schal an eine Frau verkauft, deren Namen sie nicht kenne. Don Fernando war verzweifelt. Zwei Monate später wurde er mitten auf der Straße mit einem Dolch angegriffen und starb später an den Verletzungen. Von dieser Zeit an schien Anna Rosenburg merkwürdigerweise in Geld zu schwimmen. In den folgenden zehn Jahren wurde nicht weniger als achtmal in ihr Haus eingebrochen. Vier der Versuche wurden vereitelt und nichts kam abhanden; bei den übrigen viermal befand sich unter der Beute auch ein bestickter Schal.«
    Der Inspector verstummte, und erst einer drängenden Geste Anthonys folgend, fuhr er fort: »Vor einer Woche traf Carmen Ferrarez, die junge Tochter Don Fernandos, aus einem französischen Kloster kommend, hier ein. Ihre erste Handlung bestand darin, Anna Rosenburg in Hampstead aufzusuchen. Angeblich hat sie der alten Frau eine heftige Szene gemacht, und als sie das Haus verließ, wurden ihre Abschiedsworte von einem der Diener mitgehört.
    ›Sie haben ihn noch!‹, schrie sie. ›Die ganzen Jahre hindurch sind Sie durch ihn reich geworden aber eines verspreche ich Ihnen feierlich: Letzten Endes wird er Ihnen Unglück bringen. Sie haben kein moralisches Recht auf ihn, und der Tag wird kommen, an dem Sie sich wünschen, Sie hätten den Schal der tausend Blüten nie gesehen.‹
    Drei Tage später verschwand Carmen Ferrarez auf mysteriöse Weise aus dem Hotel, in dem sie wohnte. In ihrem Zimmer wurde ein Zettel mit einem Namen und einer Adresse gefunden – der Name lautete Conrad Fleckman. Ferner fand man eine Notiz von einem Mann, der behauptete, mit gebrauchter Kleidung zu handeln, und anfragte, ob sie die Absicht hätte, einen bestickten Schal zu verkaufen, von dem er annahm, dass sie ihn besaß. Die auf der Notiz angegebene Adresse war falsch.
    Es ist klar, dass der Schal den Mittelpunkt dieser ganzen mysteriösen Geschichte bildet. Gestern Morgen erschien Conrad Fleckman nun bei Anna Rosenburg. Sie schloss sich mit ihm für gut eine Stunde ein, und als er sie verließ, musste sie sich zu Bett legen, so blass und erschüttert war sie durch die Unterhaltung. Sie ordnete jedoch noch an, dass Fleckman jederzeit vorgelassen

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