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Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
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wandte sich dem Sergeant zu. »Nun, ob es uns gefällt oder nicht, eine Form der Bestrafung muss es geben. Der Chef nimmt die Sache wirklich sehr ernst.«
    »Ganz Ihrer Meinung«, sagte der Sergeant.
    Officer Delinko wurde mulmig. Jede Disziplinarstrafe würde automatisch in seiner Akte landen, und zwar für immer. Und wenn eine Beförderung anstand, dann könnte das durchaus eine Rolle spielen.
    »Sir, ich übernehme die Rechnung«, bot Officer Delinko an. Vierhundertzehn Dollar war ein beträchtlicher Teil seines Gehalts, aber eine saubere Personalakte war ihm jeden Cent wert.
    Der Captain meinte, das sei nicht nötig – und außerdem würde das dem Chef sowieso nicht reichen. »Sie machen daher ab jetzt Bürodienst«, sagte er. »Einen Monat lang.«
    »Damit kann David leben«, sagte der Sergeant.
    »Aber was ist mit der Überwachung von Mama Paulas Grundstück?«, wollte Officer Delinko wissen.
    »Keine Sorge, das bekommen wir schon hin. Wir ziehen jemand von der Mitternachtsschicht ab.«
    »Sehr wohl, Sir.« Bei dem Gedanken, hinter einem Schreibtisch zu sitzen und einen langen, langweiligen Monat lang nichts zu tun, war Officer Delinko sehr niedergeschlagen. Aber immerhin besser, als vom Dienst suspendiert zu werden. Schlimmer, als hier auf der Wache rumzusitzen, war nur noch eins: zu Hause rumsitzen.
    Der Captain erhob sich, und das hieß, das Gespräch war beendet. »David«, sagte er, »wenn irgendetwas in der Art noch einmal vorkommt …«
    »Bestimmt nicht. Ehrenwort.«
    »Beim nächsten Mal können Sie Ihren Namen wirklich in der Zeitung lesen.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Und zwar unter der Überschrift: Polizeibeamter aus dem Dienst entlassen. Ist das klar?«
    Officer Delinko krümmte sich innerlich. »Ich verstehe, Sir«, sagte er leise.
    Er fragte sich, ob den kleinen Mistkerlen, die seinen Wagen besprüht hatten, wohl klar war, wie viel Ärger sie ihm damit eingebracht hatten. Meine ganze Karriere steht auf dem Spiel, dachte Officer Delinko wütend, und alles wegen so ein paar jugendlichen Halunken, die sich für oberschlau halten. Jetzt war er erst recht wild entschlossen, sie auf frischer Tat zu ertappen.
    Im Gang vor dem Büro des Captains sagte der Sergeant zu ihm: »Du kannst dir deinen Wagen vom Dienstparkplatz holen, David. Aber denk dran – du bist nicht mehr auf Streife. Das heißt, du kannst mit dem Wagen nach Hause fahren und hierher, aber das ist auch alles.«
    »Klar«, sagte Officer Delinko, »nach Hause und zurück.«
    Er hatte bereits eine Route ausgeklügelt, die direkt an der Ecke East Oriole Avenue und Woodbury Street vorbeiführte, dort, wo demnächst das neue Restaurant von Mama Paula stehen würde.
    Keiner hatte gesagt, dass er morgens nicht schon frühzeitig aufbrechen dürfe. Und keiner hatte gesagt, er dürfe sich nicht Zeit lassen auf dem Weg zur Arbeit.
     
    Dana Matherson war wieder nicht zur Schule gekommen. Roy war einigermaßen erleichtert, aber nicht so sehr, dass er sich richtig entspannen konnte. Je länger Dana zu Hause bleiben musste, um sich von Roys Faustschlag zu erholen, desto gemeiner würde er sein, wenn er schließlich wieder auftauchte.
    »Noch hast du Zeit, aus der Stadt abzuhauen«, schlug Garrett ihm hilfreich vor.
    »Ich renn doch nicht weg. Was passiert, das passiert.«
    Roy versuchte nicht, den Coolen zu spielen. Er hatte viel nachgedacht über die Sache mit Dana. Eine erneute Konfrontation schien unausweichlich und ein Teil von ihm wollte es einfach hinter sich bringen. Er war nicht eingebildet, aber er hatte seinen Stolz. Er hatte nicht die Absicht, den Rest des Schuljahres damit zu verbringen, in seinem Zimmer zu hocken oder durch die Flure der Schule zu schleichen, bloß um diesem blöden Brutalo aus dem Weg zu gehen.
    »Ich sollte es dir vermutlich gar nicht erzählen«, sagte Garrett, »aber an der Schule schließen sie schon Wetten ab.«
    »Na großartig. Und worüber – ob Dana mich zusammenschlägt?«
    »Nee – wie oft er es macht.«
    »Das ist ja reizend«, sagte Roy.
    Im Grunde hatte die Auseinandersetzung mit Dana Matherson auch ihr Gutes gehabt: Zum einen war es Roy gelungen, den barfüßigen Jungen bis zum Golfplatz zu verfolgen. Zum anderen musste er zwei Wochen lang nicht mit dem Schulbus fahren.
    Es gefiel ihm, von seiner Mutter an der Schule abgeholt zu werden. Im Auto konnten sie sich unterhalten, und außerdem war Roy zwanzig Minuten früher zu Hause als sonst.
    Als sie zur Tür hereinkamen, läutete gerade das Telefon. Es war die

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