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Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
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hab keinen Namen mehr.«
    »Klar hast du. Jeder hat einen Namen.«
    Der Junge grunzte. »Fischfinger haben sie mich genannt. Und Schlimmeres.«
    »Du lebst aber nicht echt hier draußen, oder?«
    »Geht dich nichts an. Und wenn – was dagegen?«
    »Ganz allein? Und was ist mit deiner Familie?«, fragte Roy.
    Der Junge schlug ihm leicht mit der Hand auf den Hinterkopf. »Du fragst zu viel.«
    »Tut mir Leid.« Roy merkte, dass seine Hände inzwischen frei waren, aber er behielt sie weiter auf dem Rücken.
    »Dreh dich erst um, wenn du bis fünfzig gezählt hast«, schärfte ihm der andere ein. »Sonst wachst du eines Morgens mit einer von diesen fetten alten Wassermokassins im Bett auf. Kapiert?«
    Roy nickte.
    »Gut. Dann fang jetzt an zu zählen.«
    »Eins, zwei, drei, vier …«, sagte Roy laut. Als er bei fünfzig war, zerrte er sich die Kapuze vom Kopf und wirbelte herum. Er befand sich ganz allein mitten auf dem Übungsgelände, zwischen zahllosen verschlagenen Golfbällen.
    Der barfüßige Junge war weg. Wieder einmal.
    Roy rannte den ganzen Weg zu seinem Fahrrad und flitzte dann so schnell wie möglich nach Hause. Er hatte keine Angst und er war auch nicht entmutigt. Er war aufgeregter als je zuvor.

6
    Am nächsten Morgen fragte Roy beim Frühstück, ob es gegen das Gesetz sei, wenn Kinder seines Alters nicht zur Schule gingen.
    »Ob es tatsächlich ein Gesetz gegen Schuleschwänzen gibt, weiß ich nicht«, sagte seine Mutter, »aber –«
    »Und ob es das gibt«, warf sein Vater ein. »Das ist ein Verstoß gegen die Schulpflicht.«
    »Kann man dafür ins Gefängnis kommen?«, fragte Roy.
    »Normalerweise schicken sie einen einfach zurück in die Schule«, sagte Mr. Eberhardt. Und halb im Scherz fügte er hinzu: »Du denkst nicht zufällig daran auszusteigen, oder?«
    Aber Roy sagte, nein, die Schule sei ganz in Ordnung.
    »Ich wette, ich weiß, worum es dir geht«, sagte Mrs. Eberhardt. »Du machst dir Sorgen, dass du wieder mit diesem Jungen zusammenstößt, diesem Matherson. Hab ich dir nicht gesagt, dass dein Brief zu sehr von oben herab war?«
    »An dem Brief war nichts auszusetzen«, sagte Roys Vater und faltete die Zeitung auseinander.
    »Aber wenn nichts daran auszusetzen ist – wieso hat Roy dann solche Angst? Wieso denkt er dann daran, die Schule zu schwänzen?«
    »Ich hab keine Angst«, widersprach Roy, »und aus der Schule will ich auch nicht aussteigen. Es ist nur …«
    Seine Mutter sah ihn scharf an. »Was?«
    »Nichts, Mom.«
    Roy beschloss, seinen Eltern nichts von seiner Begegnung mit Fischfinger, dem rennenden Jungen, zu erzählen. Da sein Vater beruflich mit Gesetzen zu tun hatte, war er vermutlich verpflichtet, alle Straftäter zu melden, sogar Schulschwänzer.
    »Hört euch das mal an«, sagte Mr. Eberhardt und las laut aus der Zeitung vor: »Ein Streifenwagen der Polizei von Coconut Cove wurde am frühen Montagmorgen von Vandalen beschädigt, als er auf einer Baustelle an der East Oriole Avenue parkte. Der Beamte saß nach Auskunft eines Polizeisprechers zum Zeitpunkt der Tat schlafend im Wagen. – Könnt ihr euch so was vorstellen?«
    Roys Mutter schnalzte mit der Zunge. »Im Dienst eingeschlafen? Eine Schande. Den Mann sollten sie feuern.«
    Roy fand die Geschichte eigentlich ganz witzig.
    »Es wird noch besser«, sagte sein Vater. »Passt auf: Der Vorfall ereignete sich kurz vor Sonnenaufgang, als ein unbekannter Witzbold sich an den Streifenwagen, einen 2001 zugelassenen Crown Victoria, heranschlich und die Fenster mit schwarzer Farbe besprühte.«
    Roy, der den Mund voll mit Rosinenmüsli hatte, platzte laut heraus und die Milch lief ihm übers Kinn.
    Auch Mr. Eberhardt schmunzelte, während er weiterlas: »Der Polizeichef von Coconut Cove, Merle Deacon, lehnte es ab, den Namen des im Dienst eingeschlafenen Beamten bekannt zu geben, da dieser zu einer Sonderermittlungseinheit gehöre, die Straftaten auf Grundstücken im Osten der Stadt untersuche. Laut Deacon habe der Beamte wegen einer kürzlichen Grippeerkrankung Medikamente einnehmen müssen, die müde machten.«
    Roys Vater sah von der Zeitung auf. »Medikamente – dass ich nicht lache!«
    »Steht sonst noch was in dem Artikel?«, fragte Mrs. Eberhardt.
    »Mal sehen … Es heißt hier, das sei der dritte Vorfall innerhalb einer Woche auf demselben Grundstück gewesen. Da soll demnächst eine neue Filiale von Mama Paulas Pfannkuchenhaus hinkommen.«
    Roys Mutter sah ganz begeistert aus. »Mama Paula baut hier bei uns?

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