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Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
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denn keine Möglichkeit, sie umzusiedeln, irgendwohin, wo sie sicher sind?«
    »Soll ich Ihnen einen Rat geben?«, fragte Curly. »Denken Sie einfach nicht dran. Machen Sie’s so wie ich, schieben Sie den Gedanken einfach von sich weg.«
    »Das kann ich nicht, das ist ja das Problem.«
    Curly zeigte mit dem Daumen auf den Bauwagen. »Wollen Sie mal ’ne Pause einlegen? Ich hab den neuen Film von Jackie Chan da.«
    Officer Delinko konnte nicht verstehen, wie der Wachmann das mit den Eulen so locker hinnehmen konnte. Er fragte sich, ob der andere sich einfach bloß als Macho aufspielen wollte. »Haben Sie Ihren Leuten gesagt, dass diese Vögel hier sind?«, fragte er.
    »Welchen Leuten?«
    »Na, denen von der Pfannkuchenfirma. Vielleicht wissen die ja nichts davon.«
    Curly schnaubte verächtlich. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Klar wissen die das, alles. Aber das ist doch nicht Ihr Problem. Wir können sowieso nichts machen, selbst wenn wir wollten.«
    Curly ging zu seinem Bauwagen hinüber, während Officer Delinko weiter auf dem Gelände Streife ging. Jedes Mal, wenn er an einem Erdloch vorbeikam, leuchtete er mit der Taschenlampe hinein, aber er sah keine Eulen. Er hoffte, die Vögel hätten bereits gespürt, dass irgendetwas Schreckliches bevorstand, und deswegen das Weite gesucht, aber so richtig glauben konnte er es nicht.
    Kurz nach Mitternacht hörte Officer Delinko, wie Curly zur Tür herauskam und nach ihm rief. Der Wachmann behauptete, er sei von einem Geräusch aufgewacht. Es habe sich so angehört, als sei jemand über den Zaun gestiegen.
    Mit gezogener Waffe suchte der Polizist das Grundstück sorgfältig ab; sogar unter dem Bauwagen und auf dem Dach schaute er nach. Aber alles, was er entdecken konnte, waren Opossumspuren im Sand.
    »Hat sich aber viel größer angehört als ’n Opossum«, sagte Curly mürrisch.
    Später, als Officer Delinko gerade seine dritte Thermoskanne mit Kaffee aus dem Streifenwagen holte, kam es ihm so vor, als sähe er am anderen Ende mehrmals kurz hintereinander ein weißes Licht aufblitzen. Es erinnerte ihn an Unfälle spät in der Nacht, wenn der Polizeifotograf seine Aufnahmen machte.
    Aber als Officer Delinko zu der Stelle rannte, wo er die Blitze gesehen hatte, konnte er nichts Ungewöhnliches entdecken. Es musste eine Art Wetterleuchten gewesen sein.
    Der Rest der Nacht verging ohne weitere Ereignisse. Der Polizist blieb hellwach.
     
    Beim Frühstück fragte Roy seine Mutter, ob er in der Mittagspause die Schule verlassen dürfe. Er hatte angenommen, sie würde eher ja sagen als sein Vater, aber sie überraschte ihn.
    »Ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee ist, wenn du zu dieser Feier gehst.«
    »Aber, Mom –«
    »Mal sehen, wie dein Vater darüber denkt.«
    Na ja, dachte Roy, das war’s dann wohl.
    Kaum saß Mr. Eberhardt am Tisch, berichtete ihm seine Frau auch schon von Roys Wunsch.
    »Klar, warum nicht?«, sagte Mr. Eberhardt. »Ich schreib ihm eine Entschuldigung.«
    Roy blieb der Mund offen stehen. Von seinem Vater hatte er genau die gegenteilige Reaktion erwartet.
    »Aber du musst versprechen, dich vernünftig aufzuführen«, sagte Mr. Eberhardt, »ganz egal, wie dich die Sache aufregt.«
    »Versprochen, Dad.«
    Später verstaute der Vater Roys Rad im Kofferraum und fuhr Roy zur Schule. Als er ihn absetzte, fragte er: »Glaubst du, dein Freund kommt heute auch – Beatrice’ Stiefbruder?«
    »Vermutlich«, sagte Roy.
    »Ganz schön riskant.«
    »Ich weiß, Dad. Ich hab versucht, ihm das klarzumachen.«
    »Pass auf dich auf«, sagte Mr. Eberhardt nachdrücklich, »und sei schlau.«
    »Yes, Sir.«
     
    Beatrice Leep wartete schon vor Roys Klassenzimmer. Ihr lockiges Haar war feucht, so als wäre sie eben aus der Dusche gekommen.
    »Nun?«, sagte sie.
    »Ich hab ’ne Entschuldigung. Und du?«
    Beatrice zeigte eine knittrige Papierserviette, auf die jemand mit roter Tinte etwas gekritzelt hatte. »Ich hab meinen Alten geweckt und ihn gefragt. Der war noch so im Tiefschlaf, der hätte alles unterschrieben«, sagte sie. »Ich hätte mir ’nen Scheck über tausend Dollar ausstellen sollen.«
    »Damit dürfte für heute Mittag alles klar sein«, sagte Roy. Und etwas leiser fügte er hinzu: »Ich bin bei deinem Bruder gewesen. Er hat mich rausgeschmissen.«
    Beatrice zuckte mit den Achseln. »Was soll ich dazu sagen? Manchmal ist er einfach unmöglich.«
    Sie kramte in ihrer Tasche und brachte die Kamera zum Vorschein, die Roys Mutter gehörte.

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