Eulen
und der hat gefragt, ob sie deinen Bauwagen als Garderobe benutzen kann.«
»Jederzeit«, sagte Curly mit verträumter Miene.
Im Türrahmen erschien der Umriss eines Mannes, und gleich darauf wehte der ölige Duft seines Rasierwassers herein. »Aha, Sie sind vermutlich der unvergleichliche Leroy Branitt«, knurrte jemand. Den ironischen Tonfall kannte Curly nur allzu gut.
In ihm krampfte sich alles zusammen. Officer Delinko machte den Weg frei und stellte vor: »Der Herr ist von der Restaurantkette.«
»Das hab ich mir schon gedacht«, sagte Curly. Er streckte Chuck Muckle die rechte Hand entgegen, aber der starrte darauf, als wäre sie ein toter Fisch.
»Bitte sagen Sie mir, Mr. Branitt, dass Sie keine schlechten Nachrichten für mich haben, die mir diesen wunderschönen tropischen Morgen verderben könnten. Sagen Sie mir, dass hier in Coconut Cove alles superduper ist.«
»Alles in Ordnung, Sir«, sagte Curly. »Zwei Nächte lang haben wir hier Wache geschoben, der Polizist und ich, und es war total friedlich, wie in einer Kirche. Stimmt’s, David?«
»Stimmt«, sagte Officer Delinko.
Chuck Muckle setzte die Sonnenbrille ab und beäugte den Polizisten misstrauisch. »Sie sind nicht zufällig derselbe geniale Mensch, der hier im Auto eingeschlafen ist, während draußen dieser Vandale mit unseren Vermessungspfosten Blödsinn getrieben hat, oder?«
So neugierig Officer Delinko auch darauf war, Kimberly Lou Dixon gleich als Mama Paula zu sehen, so sehr wünschte er sich in diesem Moment ganz weit weg.
»Derselbe geniale Mensch«, fuhr Chuck Muckle fort, »dessen leichtsinnige Schlafgewohnheiten dazu geführt haben, dass in einem Zeitungsartikel der gute Name, der gute Ruf von Mama Paula beschmiert wurden? Waren Sie das?«
»Ja, kann schon sein«, sagte Curly.
Officer Delinko warf dem Wachmann einen wütenden Blick zu. Dann sagte er zu Mr. Muckle: »Es tut mir wirklich aufrichtig Leid, Sir.« Aber mehr meinetwegen als Ihretwegen, fügte er in Gedanken hinzu.
»Es erstaunt mich einigermaßen, dass Sie Ihren Job noch immer haben«, bemerkte Chuck Muckle. »Ihr Polizeichef muss ein mildtätiger Mensch sein. Entweder das oder er braucht händeringend Leute.«
Endlich raffte sich Curly auf, etwas zugunsten des Polizisten zu sagen: »Officer Delinko ist derjenige, der mir neulich abends geholfen hat, den Einbrecher zu fassen!«
Das war nun wirklich eine schamlose Übertreibung von Curlys Anteil an der Festnahme von Dana Matherson, und Officer Delinko wollte die Sache gerade richtig stellen, als Kimberly Lou Dixon wie eine Rakete aus der Toilette geschossen kam.
»Sie haben aber ’ne Masse Kakerlaken da drin, will ich Ihnen mal sagen!«
»Das sind keine Kakerlaken, das sind Grillen«, sagte Curly. »Keine Ahnung, wo die auf einmal alle hergekommen sind.«
Er schob sich an Officer Delinko und Chuck Muckle vorbei und machte sich selbst mit der Schauspielerin bekannt. »Ich bin der Überwachungsingenieur des Bauvorhabens, Miss Dixon, und wollte Ihnen gern sagen, dass ich alle Ihre Filme gesehen habe.«
»Alle beide, meinen Sie?« Kimberly Lou Dixon strich ihm über den glänzenden Schädel. »Machen Sie sich nichts draus, Mr. Branitt, ich find’s trotzdem richtig goldig von Ihnen.«
»Ach ja, und ich kann’s kaum erwarten, bis Ihr neuer Film draußen ist – ›Mutierende Invasoren von Saturn Elf‹. Ich steh auf Science Fiction, wissen Sie.«
»›Jupiter Sieben‹«, unterbrach ihn Chuck Muckle. »Der Film heißt ›Mutierende Invasoren von Jupiter Sieben‹.«
»Meinetwegen«, sagte Curly. »Jedenfalls sind Sie bestimmt ganz großartig als Königin der Grashüpfer.«
»Garantiert. Ich schreib schon an meiner Dankesrede für die Oscarverleihung.« Die Schauspielerin warf einen Blick auf ihre diamantbesetzte Armbanduhr.
»Hört mal, Jungs, ich sollte mal ein bisschen voranmachen und mich in die entzückende alte Mama Paula verwandeln. Könnte einer von euch Schätzchen mir vielleicht den Koffer aus der Limousine holen?«
20
In einer kleineren Limousine fuhren der Bürgermeister von Coconut Cove sowie der Präsident der Handelskammer am Bauplatz vor. Gleich danach kam ein Übertragungswagen eines örtlichen Fernsehsenders, gefolgt von einem Pressefotografen.
Arbeiter des städtischen Bauamtes banden rote, weiße und blaue Fähnchen an den Zaun und befestigten ein handbeschriftetes Transparent, auf dem zu lesen war:
WILLKOMMEN, MAMA PAULA!
Um zehn vor zwölf trafen Roy und Beatrice ein; dieses
Weitere Kostenlose Bücher