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Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
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»Die hat er gestern Abend noch vorbeigebracht, ganz spät, als Lonna und Dad schon schliefen. Er sagt, er hat die Bilder gemacht, die du haben wolltest. Ich hab versucht, mal ’nen Blick drauf zu werfen, aber ich hab nicht gerafft, wie das verdammte Ding funktioniert.«
    Wortlos packte Roy die Kamera und legte sie in sein Schließfach.
    »Drück uns bloß die Daumen«, sagte Beatrice noch, bevor sie vom Strom der Mitschüler im Gang verschluckt wurde.
    Roy konnte sich den ganzen Vormittag über vor Aufregung kaum konzentrieren und fragte sich immer wieder, ob sein Plan wohl klappen würde.
     
    Um viertel vor elf fuhr eine schwarze Stretchlimousine vor dem leeren Grundstück vor. Der Fahrer stieg aus und öffnete eine der Türen. Eine Weile geschah gar nichts, dann kam ein groß gewachsener Mann mit welligem Silberhaar zum Vorschein. Er trug eine weiße Hose mit Bügelfalten und einen dunkelblauen Blazer mit einem aufgenähten Abzeichen auf der Brusttasche.
    Hinter seiner enormen Sonnenbrille sah sich der Mann ungeduldig um. Dann schnipste er kurz mit den Fingern in die Richtung von Officer Delinko, der soeben seinen Streifenwagen aufschloss.
    Der Polizist hatte nicht gemerkt, dass man ihn rief. Er hatte jetzt frei, nachdem er vierzehn Stunden lang stramm Wache geschoben hatte. Curly war kurz nach Hause gegangen, um zu duschen und sich zu rasieren, und Officer Delinko hatte versprochen, solange ein Auge auf die Maschinen zu halten, die inzwischen neue Sitze bekommen hatten. Doch jetzt war Curly wieder da – mit Jackett und Krawatte, allen Ernstes! – und der Polizist konnte gehen. Er hatte keine Lust, bis zu dieser blöden Feier auf dem Platz herumzuhängen.
    »Officer!« Der silberhaarige Mann machte ihm jetzt unübersehbare Zeichen. »He, Officer, kommen Sie mal her!«
    Officer Delinko näherte sich der Limousine und fragte, was los sei. Der Mann stellte sich als Chuck E. Muckle, Stellvertretender Direktor oder so was Ähnliches bei Mama Paulas Pfannkuchenhaus AG vor. Vertraulich fügte der Mann hinzu: »Wir bräuchten mal diskrete Unterstützung.«
    »Also, ich bin nicht mehr im Dienst«, erklärte Officer Delinko, »aber ich ruf gern einen Kollegen.« Er war so erschöpft von der langen schlaflosen Nacht, dass er kaum noch in der Lage war zu sprechen.
    »Haben Sie eine Ahnung, wer hier im Auto sitzt?«, fragte Chuck Muckle und wies mit dem Kopf auf die Limousine.
    »Nein, Sir.«
    »Miss Kimberly Lou Dixon.«
    »Wie nett«, sagte Officer Delinko lahm.
    »Die Kimberly Lou Dixon.«
    »Na so was.«
    Chuck Muckles gerötetes Gesicht rückte näher heran. »Sie haben wohl keine Ahnung, von wem ich rede, Officer, oder?«
    »Nicht die Spur, Sir. Nie gehört von der Dame.«
    Der Stellvertretende Direktor des Unternehmens verdrehte die Augen und fing an zu erklären, wer Kimberly Lou Dixon sei und wieso sie den weiten Weg von Beverly Hills in Kalifornien bis nach Coconut Cove in Florida auf sich genommen habe.
    »Und nun müsste sie sich mal die Nase pudern«, sagte Chuck Muckle, »und zwar ein bisschen dringend.«
    »Die Nase pudern?«, fragte Officer Delinko verwirrt.
    »Na ja, Sie verstehen schon. Ein bisschen frisch machen!« Chuck Muckle riss fast der Geduldsfaden. »Ist das denn so schwer zu begreifen, Officer? Die Dame muss auf den Topf – verstehen Sie mich so vielleicht besser?«
    »Kapiert.« Officer Delinko wies auf Curlys Bauwagen. »Kommen Sie mal mit.«
    Als Kimberly Lou Dixon aus der Limousine stieg, war Officer Delinko total überrascht, wie jung sie aussah, verglichen mit der faltigen Großmutter in der Fernsehwerbung. Kimberly Lou hatte leuchtend grüne Augen und üppiges kastanienrotes Haar, dazu milchweiße, pfirsichglatte Haut – eine rundum reizende und kultivierte Lady, dachte Officer Delinko.
    Dann machte sie den Mund auf.
    »Ich muss mal pullern«, verkündete sie mit einer Stimme wie Schmirgelpapier. »Zeigst du mir, wo’s langgeht, Süßer?«
    Die Schauspielerin trug Stöckelschuhe, einen schwarzen Rock und eine blasse Seidenbluse. Über ihrer Schulter hing eine Einkaufstasche aus Leder.
    Curly brachte kein Wort heraus, als er die Tür zum Bauwagen öffnete. Ohne ein Wort zu sagen, schritt Kimberly Lou Dixon an ihm vorbei zur Toilette.
    »Kann ich mich hier umziehen?«, fragte sie mit ihrer heiseren Stimme.
    »Umziehen? Ich würde sagen, Sie sehen verdammt gut aus so.«
    »Sie muss sich doch als Mama Paula kostümieren«, erklärte Officer Delinko. »Sie ist mit so einem Typen gekommen,

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