Eulenspiegel
– und zwischendurch kicherten sie verschwörerisch.
Astrid schien es wirklich nicht schlecht zu gehen, und er war froh. Beim Frühstück hatte sie ganz offen über Meinhards Angebot geredet und die Konsequenzen für ihr Leben durchgespielt, hauptsächlich mit Gabi, aber sie hatte ihn nicht ausgeschlossen. Wie auch immer sie sich entscheiden mochte, sie würden es wohl hinkriegen.
Er stützte sich auf den Spaten und rieb sich das Kreuz.
Unter den Apfelbäumen grasten die Mutterschafe, und die beiden Lämmer tollten auf der Wiese herum. »Schlimmer als auf jeder Kitschpostkarte«, murmelte er.
»Was brummelst du dir denn da in den Bart?« rief Astrid fröhlich.
»Ich erinnerte mich gerade an zwei Frauen, die mir mal erzählt haben, die Gartenarbeit auf unserem Hof wäre keine große Sache, die täte sich quasi von selbst. Kann das sein, daß ihr das wart?«
»Machst du etwa schon schlapp?« lachte Gabi. Sie zog die Arbeitshandschuhe aus und holte eine Thermoskanne und Becher aus dem Korb, der auf dem Weg stand. »Komm rüber, es gibt Tee.«
»Für dich wird es wirklich kaum noch Arbeit geben«, meinte Astrid. »Jetzt wo wir die Schafe haben, wirst du die Wiese nicht mehr mähen müssen. Sind die Kleinen nicht süß?«
»Ja, noch!« Toppe nahm Gabi den dampfenden Becher ab. »Aber der vorwitzige Racker da hinten ist ein Bock. Ich möchte dich in einem halben Jahr hören, wenn das Biest dich dreimal täglich über den Hof jagt.«
»So ein Blödsinn! Man muß sich nur drum kümmern, dann bleibt der ganz zahm.«
Toppe löffelte Zucker in seinen Tee. »Wenn mir einer vor zehn Jahren erzählt hätte, daß ich mich am hochheiligen Sonntag im Garten krummlegen würde, hätte ich den für verrückt erklärt. Dabei könnte ich doch heute so schön in der Sonne sitzen und lesen.«
Astrid umfaßte prüfend seinen Oberarm.
»Umgraben bringt eindeutig mehr Muskeln. Schließlich mußt du in Form bleiben.«
»Ich bin fit genug.«
»Das scheint die Chefin anders zu sehen.«
»Ach die!« erwiderte Toppe grimmig.
»Die Meinhard?« fragte Gabi. »Was hat die denn mit Helmuts Muskeln zu tun?«
»Die läßt gerade in unserem alten Schulungsraum eine Muckibude installieren«, erklärte Astrid.
»Ja, ja«, meckerte Toppe. »Und wahrscheinlich macht sie eine Pflichtübung draus und kontrolliert persönlich, daß jeder regelmäßig hingeht. Genau wie beim monatlichen Schießtraining. Völlig bescheuert! Ich kann meine Zeit wahrhaftig sinnvoller verbringen.«
»Ansichtssache«, meinte Astrid verschmitzt.
»Natürlich, ich weiß schon: Du schießt besser als ich.«
»Und besser als Norbert und Walter und.« Er küßte sie.
»Auch eine Art, jemanden zum Schweigen zu bringen«, sagte Gabi.
Der Presseaufruf war in beiden Tageszeitungen erschienen, und wie immer war auf die Klever Bürger Verlaß.
Schon ab acht Uhr früh stand das Telefon nicht still, und Walter Heinrichs hatte alle Hände voll zu tun. Jeder andere vom K 1 wäre dabei wahnsinnig geworden, aber Heinrichs behandelte alle Anrufer mit derselben ernsthaften Freundlichkeit, wie dämlich, aufgeblasen, unsicher oder selbstherrlich sie auch daherkommen mochten.
Zwischendurch vertrieb er sich die Zeit damit, am Bildschirm Diagramme zu zeichnen über alle Parallelen in den drei Postraubfällen, und er schaffte es sogar, seine Daten an das LKA zu schicken, ohne den Computer zum Absturz zu bringen.
Alle halbe Stunde rief er beim ED an, um nach den Schmutzproben von den Reifen zu fragen, aber es meldete sich keiner; vermutlich wurden van Gemmern und Rother woanders gebraucht.
Am späten Vormittag kam der entscheidende Hinweis: ein Autofahrer, der in Donsbrüggen hinter dem Postauto gewesen war, hatte sich über dessen chaotische Fahrweise geärgert und ein paarmal versucht zu überholen. »Ich hab mich noch mit meiner Frau in die Wolle gekriegt, weil so viel Gegenverkehr war und die sich dranhielt: Bleib dahinter, der biegt bestimmt gleich ab! Ich bin jedenfalls nicht dran vorbeigekommen, weil der Ford vor dem Postauto mich nicht dazwischen gelassen hat, dieser Idiot.
Jedenfalls hab ich mir dessen Kennzeichen gemerkt. Ich war so sauer, ich wollte den schon anzeigen.«
Das Kennzeichen, das der Zeuge angab, war identisch mit dem des geklauten Ford aus Materborn. Na bitte, was brauchte Heinrichs den ED?
Zu dem Täter an der Ampel in Nütterden gab es bis mittags keine Hinweise, aber noch war nicht aller Tage Abend, manche Menschen lasen ihre Zeitung ja auch erst nach
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