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Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
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dass er oft eine Scheißlaune hat, aber diesmal habe ich kein gutes Gefühl.
    »King«, sagt Pearce. Das heißt, er brüllt es quer durch die Schwimmhalle – worauf Ferdinand und ich ihn direkt anstarren. Mit einer Hand hält er etwas Weißes umklammert.
    »King, du Arschgesicht«, fährt Pearce fort. Wie unhöflich. »Hast du heute schon einen Blick in die Zeitung geworfen?«
    Nein, ich bin heute früh los. Und dann kommt Pearce zu meinem individuell verstellbaren Liegestuhl mit Samtbezug und stellt sich direkt daneben. Ich stehe jetzt ebenfalls, schaue ihm ins Gesicht, runzle die Stirn. Um ehrlich zu sein, ich mache mir ein wenig Sorgen.
    »Sieh dir das an«, befiehlt er und entrollt den Gegenstand in seiner Hand. Es handelt sich um eine Boulevardzeitung. Und da bin ich auf der Titelseite. Meinem mir angestammten Platz. Nett. Damit ist auch folgendes kleine Geheimnis gelüftet: Nämlich, dass der Astra-Fahrer tatsächlich nur ein zufällig anwesender Paparazzo und nicht im Auftrag von dem Wichser unterwegs war. Andernfalls hätte er in Raten gezahlt. Denn auf dem Schnappschuss – umgeben von Dunkelheit, in einen Lichtblitz getaucht – knie ich am Boden, die Tasche zu meinen Füßen, und betrachte mit gerunzelter Stirn einen Gegenstand in meiner Hand.
    Ein Geldbündel.
    Zu meiner Rechten – und ich meine jetzt nicht das Foto – sehe ich, dass Rio von seinem Liegestuhl rübergekommen ist. Er starrt auf die Zeitung in meiner Hand, auf das Foto von mir und auf die Schlagzeile darüber: König der Betrüger .
    Und dann spricht Rio es aus, ruhig und mitleidlos: »Ist das eine Gola-Tasche, Kevin?«
    »Ich kann das erklären«, stoße ich in Rios Richtung hervor. Bevor ich jedoch dazu komme, wendet sich Pearce erneut an mich.
    »Du bist raus, King«, sagt er mit ernstem Gesicht. »Mr. Capello hat ebenfalls einen Blick in die Zeitung geworfen. Er hat beschlossen … Verlass das Hotel, Kev. Du gehörst nicht mehr zur Mannschaft, Alter.«
    »Was?«, sage ich. »Scheiße, was?«
    Ich taumle seitwärts auf den samtbezogenen Liegestuhl zu, vor meinem inneren Auge geistert der Wichser herum, und die vergebene Chance aus dem Champions-LeagueFinale, der Vauxhall Astra und die Gola-Tasche, mein pulverisiertes Einkommen und die landesweite Schmach. Ich bin angeschlagen und benommen, blass wie der Arsch eines Isländers. Ich setze mich, beuge mich vornüber, den Kopf in die Hände gestützt – meine Schläfen pochen – und starre zu Boden.
    Keine Ahnung, wie lange ich so dahocke – heftig keuchend, ein Häufchen Elend –, doch als ich den Kopf wieder hebe, haben Pearce und Ferdinand den Wellness-Bereich verlassen. Ich bin alleine.

Robinson Kevso
    Ich bin verwundet. Ich werde mich fernab anderer Menschen verstecken, der Zivilisation den Rücken kehren und mich von dem ernähren, was ich in der Natur vorfinde. Ich dringe immer weiter in die Wildnis vor. Oder ins Rough, wie einige es auch nennen.
    Das hier ist wirklich ein erstklassiger Golfplatz. Filzartiges Grün. Diverse Abschlagmöglichkeiten.
    Von seinem Versteck in der Wildnis kann euer Kev den formschönen Fairway am neunten Loch ausmachen. Das Loch, an dem Tiger Woods auf der American-Express-World-Golf-Championship 2006 bei drei von vier Runden seine legendären Eagles geschlagen hat.
    Ich schlürfe den Rest Stolichnaya-Vanille-Wodka, den ich in der Lounge Bar des Grove habe mitgehen lassen, um ihn mit in die endlosen Weiten der Wildnis zu nehmen.
    Was werde ich jetzt tun?
    Nach den Manipulationsvorwürfen. Dem Rausschmiss aus der Nationalmannschaft. Weggeworfen wie ein Stück Müll.
    Du Wichser, was hast du mir bloß angetan?
    Ich spähe zum neunten Loch hinüber. Zu den drei blauen Tafeln, die auf dem Fairway angebracht wurden, um daran zu erinnern, wo jeder einzelne von Tigers historischen zweiten Schlägen gelandet ist. Die beruhigenden Annehmlichkeiten der Zivilisation scheinen in weiter, weiter Ferne …
    Vielleicht errichte ich hier draußen auf dem Rough des neunten Lochs eine Hütte. Eine Hütte aus Eisstielen und Federn, um mich anschließend von der Welt zurückzuziehen und mich ausschließlich von Zweigen und Schweinescheiße zu ernähren und eine Heimkino-Anlage aus menschlicher Haut zu bauen …
    Ich könnte das. Ehrlich. Die Existenz eines Einsiedlers führen, fernab aller Machenschaften der Menschen.
    Aber wie steht es damit, Kevs guten Ruf wiederherzustellen? Was ist mit dem Einsatz für die Verbraucherrechte? Nein. Ich mache einen Rückzieher von

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