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Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
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Schlüsselkette baumelt. Ich folge ihm ins Scheißhaus und stelle mich hinter ihn, während er in die Schüssel pullert.
    »Hey, Junge«, sage ich , obwohl er älter ist als ich. »Willst du dir etwas Geld verdienen?«
    Er schaut mich nicht an, sondern spannt nur leicht Schultern und Nacken. Ja, er zuckt zusammen. »Mum hat gesagt, dass ich mich von Leuten wie dir fernhalten soll«, sagt er in einem grauenvollen ländlichen Akzent, der stark nach Rüben und Rindern klingt.
    »Es ist nicht das, was ich will«, entgegne ich beleidigt, weil er denkt, ich wolle auf dem Klo eine Nummer schieben.
    Er pinkelt zu Ende und geht zum Waschbecken rüber. »Hast du mich erkannt?«, frage ich, während ich meine Sonnenbrille abnehme und die Kappe lupfe.
    Er dreht sich vom Waschbecken zu mir um, verzieht den Mund und runzelt die Stirn. »Nein«, sagt er.
    »Interessierst du dich für Fußball?«
    »Nein«, sagt er in seinem nach Dünger klingenden Akzent.
    Seltsam. »Ich bin Kev King, Kapitän der Nationalmannschaft.«
    »Oh«, kichert er. »Mein Bruder hat im Bus über dich abgekotzt. Du hast diese Partie absichtlich verloren.«
    »Es war nicht so, wie’s aussah«, sage ich, erstaunt darüber, dass ich mich vor dem König der Schweineficker rechtfertige.
    »Wie du meinst«, antwortet er. Was für ein komischer, sturer Scheißkerl.
    »Du glaubst mir zwar nicht, aber willst du dir in zwei Minuten trotzdem fünfhundert Mäuse verdienen?«
    Jetzt hört er mir zu. Ich erkläre ihm meinen Plan. Der sieht wie folgt aus: Der Bauerntrampel mit der Craghoppers-Jacke soll in die Erste-Klasse-Lounge gehen und dem Paparazzo erzählen, dass er Liz Hurley, Pippa Middleton – oder auf wen er sich sonst aktuell einen runterholt – entdeckt hat, wie sie im Parfümladen gerade ein Eau de Toilette kauft. Sobald er den Fotografen rübergebracht hat und die Luft rein ist, soll er mir per Telefon Bescheid sagen.
    Ein Kinderspiel.
    Er nickt. Ich gebe ihm die Kohle im Voraus – ich möchte ihn echt nicht noch mal sehen –, dann folge ich ihm mit einigem Abstand zur Erste-Klasse-Lounge und halte mich im Hintergrund, während er zur Tat schreitet.
    Ich warte eine Minute. Zwei Minuten.
    Zwischen meinem Körper und meinen Klamotten bildet sich eine Schweißschicht.
    Offensichtlich hat er sich mit meiner Kohle aus dem Staub gemacht. Ja. Er ist auf und davon.
    Doch dann klingelt mein Vertu. Der Bauerntrampel. Ich gehe dran. »Die Luft ist rein«, sagt er und stößt ein langgezogenes Lachen aus. »Das wollte ich schon immer mal sagen.«
    Dann legt er auf. Es ist zum Kotzen. Ich meine, er beendet das Gespräch mit mir .
    Aber ich habe keine Zeit, diesen Bauerntrottel aufzuspüren und zur Rede zu stellen. Nicht jetzt. Ich spähe um die Ecke. Als ich sehe, dass der Paparazzo fort ist, betrete ich die Lounge, nehme Kappe und Brille ab und bestelle einen Taittinger Prestige Rosé.
    Gut. Okay. Besser. Mein natürlicher Lebensraum.
    Auch wenn die Leute, die die Lügen über die Spielmanipulation in der Boulevardpresse gelesen haben, mich mit ihren Blicken durchbohren, lässt man mich hier in Ruhe. Denn in der ersten Klasse hat die Verachtung mehr Stil. Ich kippe den Taittinger runter und entspanne mich.
    Bei der Landung bin ich immer noch entspannt, und auch in der Ankunftshalle und später, als der Taxifahrer die A-7 Richtung Puerto Banus nimmt und die andalusische Sonne unerbittlich vom Himmel knallt. Die kargen Hügel jenseits der Straße liegen unter einem Schleier aus feinen Wolken, die jetzt zu verbrennen scheinen. Ich checke meine Mailbox. Ein paar wütende Nachrichten von Mid Life, dem Geschäftsführer von KKC . Er faselt was von unbezahlten Rechnungen und Loyalität unter Geschäftsleuten. Doch das interessiert mich jetzt nicht. Denn die Person, von der ich wirklich etwas hören will, meldet sich nicht. Keine Nachricht von dem syrischen Supermanager Aram Shishakli. Ich schalte das Vertu aus und konzentriere mich auf den Moment.
    So. Da wären wir. España.
    Living the Vida Biggs.
    Die Lokale der Exil-Engländer – Jill and Dave’s, Lineker’s Bar – und die der Einheimischen ziehen vorbei. Dann Palmen und Orangenbäume, dazu blauer Himmel und vierzig Grad. Ich fühle mich gut, ja, es geht mir gut. Dann verlassen wir die A-7 und fahren landeinwärts, kurven durch den Kreisverkehr und biegen am Supermarkt links ab. Da wären wir: Golf Club Real Las Brisas . Ich steige aus, bezahle den Fahrer und gehe mit der Gola-Tasche in der Hand Richtung

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