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Euro Psycho

Euro Psycho

Titel: Euro Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Taylor
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zuerst dran war, ich oder Duran. Wer halt mehr bezahlte.«
    »Aber euer Mittelsmann – der Wichser – der tote Typ, hat ebenfalls für Duran gearbeitet, hat euch gegeneinander ausgespielt.«
    Sie runzelt die Stirn, blickt besorgt. »Ich wusste das nicht. Spielt kaum eine Rolle. Ich habe jetzt einen neuen Mittelsmann.«
    »Hast du das Russland-Spiel manipuliert? Hast du die Todesgruppe manipuliert?«
    »Ja.«
    »Englands Viertelfinale?«
    »Da bin ich nicht an den Schiri rangekommen.«
    »Haben wir sie ganz allein geschlagen?«
    »Ich denke schon.«
    Keine große Überraschung, sie sind schließlich scheiße.
    »Hast du das Halbfinale gegen Deutschland manipuliert? Und das Finale?«
    Sie nickt. »Das war einfacher, weil Duran aus dem Weg war. Und mit David und seiner Kontrolle über das Gas hatte ich natürlich Zugang zu Geldmitteln.«
    »Hagop wusste das, nicht wahr?«
    »Hagop hat es gehasst. Hat das Spiel verlassen, als ich es das letzte Mal versucht hatte. Er ist zurückgekommen, weil ich ihn gebeten habe. Weil er gedacht hat, mit dir und den bevorstehenden Wahlen könnte es vielleicht …«
    »Vielleicht was?«
    »Es gab die Möglichkeit, dass es funktioniert, das alte Team zu nutzen, um die neue Partei aus der Taufe zu heben und damit den alten Nationalismus wieder zum Leben zu erwecken.«
    »Warum, Ika?«
    »Mit Duran als Präsident fließt das Geld in Yachten und Casinos. David will Schulen und Krankenhäuser bauen … Wir haben unsere Aufrichtigkeit geopfert – Hagop und ich –, wir haben uns für unser Land geopfert.«
    Gut. Okay.
    »Weiß sonst irgendjemand in der Mannschaft davon? Weiß Vik Dink es?«
    »Keiner von ihnen.«
    Wenigstens sind Die Unbestechlichen sauber.
    »Und was ist mit der Liga?«
    »Einige Spiele habe ich manipuliert …«
    »Scheiße …«
    »… aber bei einigen ging das nicht, weil Duran das schon erledigt hatte … ich würde sagen, das hat sich ausgeglichen im Laufe der Saison.«
    »Versuchst du witzig zu sein?«
    »Ja. Entschuldigung.«
    »Weiß El Presidente von der Manipulation?«
    »Nichts. Er hätte mich gestoppt, wenn er es gewusst hätte …«
    Ich sehe über Ika hinweg, durch das Fenster der Loge, hinunter zum Spielfeld: Dort herrscht Chaos. Das Spiel ist unterbrochen, seitdem ich vorbeigeschossen und den Platz verlassen habe.
    Der Schiri hat den Ball in der Hand und guckt hinauf zur Loge.
    Die Spieler und Fans sehen zur Loge.
    »Ich und du?«
    »Das liegt an dir, Kev.«
    Die Kameras, die Augen der Welt, sind auf die Loge gerichtet.
    Sogar die reichen Säcke in den anderen Logen blicken auf von ihren kulinarischen Weltklasse-Erlebnissen … Ist das nicht Mick Jagger da drüben?
    Macht nichts. Wie ist es, Kev zu sein?
    Wenn ich Hirnschmelze vorgebe, einen epileptischen Anfall oder so was, und wieder rausgehe, wenn ich nur so tue, als ob, dann gewinnen wir das Spiel, dem Schiri sei Dank. Wir gewinnen die Euro, David gewinnt die Wahl, ich bin eine verfickte Legende, und Kev und Princess sind das Traumpaar.
    Aber wenn ich der Welt erzähle, dass dieses Turnier verschoben ist, dass unsere Liga verschoben war, dann zerstöre ich Die Unbestechlichen , werfe einen Schatten auf die Sponsorenfamilie der Euro.
    Dann wird es auch keine Princess Fitness geben, keinen Prinz Kev mehr.
    Ich betrachte das Spielfeld und erinnere mich an den T-Rex, die Monate mit Dino-Golf. Einmal schon bin ich die strenge Straße der Wahrheit hinuntergeschlendert und habe eine Menge in die Integrität des Spiels investiert. Aber … aber was? Bin ich hinabgestiegen von meinem vereisten Ordnungshüter-Berg ins milde Tal, in dem die Wachteln herumtollen und Ika rumvögelt?
    Ich starre auf das Olympiastadion, die selbstreinigenden Dachmembrane, die Business-Seats aus Lederimitat, die an Vierendeel-Trägern montierten Flutlichter.
    Was mache ich?
    Dann kommt es mir: Entspannung. Weil eine Stimme in mir aufsteigt, die mich aus meiner Wüste der Unentschlossenheit herausreißt. Es ist Keegan, er ist zurück, um mir einen Ratschlag zu erteilen.
    »Erinnere dich an die gelockte Dauerwelle«, sagt er einfach. »Erinnere dich an die gelockte Dauerwelle.«
    Und ich denke nur: »Keegan, auf was für einer Droge bist du denn, verdammt noch mal?«

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