Europa-Handbuch - Europa-Handbuch
KRAMER, HEINZ: EU-kompatibel oder nicht? Zur Debatte um die Mitgliedschaft der Türkei in der Europäischen Union, Berlin 2003. ☐ KRAUSS, STEFAN: The European Parliament in EU external relations. The customs union with Turkey, in: European Foreign Affairs Review 2 (2000), S. 215 – 237. ☐ MÜF-TÜLER-BAC, MELTEM: The impact of the European Union on Turkish politics, in: East-European Quarterly 2 (2000), S. 159-179. ☐ SCHULTZ, SIEGFRIED: EU-Beitrittskandidat Türkei. Ökonomische Kriterien noch außer Reichweite, in: Wochenbericht /Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung 21 (22. Mai 2003), S. 329 – 335. ☐ STEINBACH, UDO: Die Außenpolitik der Türkei. Auf dem Wege zur EU-Mitgliedschaft. Die Standortbestimmung der Türkei in der Region und in der Welt, in: Der Bürger im Staat 1 (2000), S. 50-54. ☐ DERS.: Die Türkei im 20. Jahrhundert. Schwieriger Partner Europas, Bergisch Gladbach 1996. ☐ VARVAROUSSIS, PARIS: Zyperns EU-Beitritt und die Auswirkungen auf die griechisch-türkischen Beziehungen, in: Südosteuropa 1-3 (2002), S. 73-87. ☐ WEDEL, HEIDI: EU-Beitrittsprozess: Hoffnungsschimmer für die Menschenrechte in der Türkei, in: Jahrbuch Menschenrechte 2004, Frankfurt/Main 2003, S. 77 – 89.
András Inotai
Ungarn
Ungarn ist ein relativ kleines, kontinentales und ethnisch homogenes mittelosteuropäisches Land. Es hat eine stabile Demokratie und eine im europäischen Verhältnis mittelmäßig entwickelte, aber dynamisch wachsende Volkswirtschaft, die sehr eng in die internationale Arbeitsteilung eingegliedert ist. Nach der politischen Wende von 1989 in Europa, die nicht zuletzt durch Ungarn vorbereitet worden war, hat sich Ungarn innerhalb eines Jahrzehntes dem transatlantischen Sicherheits- und Wirtschaftssystem angeschlossen. Es ist Mitglied der OECD sowie der NATO und seit dem 1. Mai 2004 auch Vollmitglied der Europäischen Union.
1. Historischer Überblick
Die mit den westeuropäischen Prozessen parallel laufende ungarische Entwicklung wurde durch Invasionen und Besetzungen mehrmals unterbrochen. Der Verwüstung durch die Tataren im Jahre 1241 folgten ein rascher Wiederaufbau und wirtschaftlicher Aufschwung, der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts mit der Herrschaft Matthias Corvinus seinen Höhepunkt erreichte. Die türkische Besetzung zwischen 1541 und 1686 hat das Königreich dreigespalten und einen Großteil des ungarischen Territoriums zur wichtigsten Verteidigungslinie des christlichen Europas gegen das Osmanische Reich verwandelt. Der westliche und nördliche Teil Ungarns ging an die Habsburger, in der Mitte regierte der Sultan, und das inzwischen protestantisch gewordene Siebenbürgen vertrat die ungarische Unabhängigkeit. Nach der Befreiung Budas wurde das Land wieder vereint, wobei Siebenbürgen seine partielle Unabhängigkeit beibehielt. Die umfangreichen entvölkerten Gebiete wurden vorwiegend durch Siedler aus Sachsen und Schwaben wieder bevölkert. Anderthalb Jahrhunderte wirtschaftlicher Entwicklung haben Ungarn dem in Westeuropa entstehenden bürgerlichen System näher gebracht und gleichzeitig die politische Unabhängigkeit von den Habsburgern auf die Tagesordnung gesetzt. Die Revolution
von 1848 mündete in einen Freiheitskampf, der durch österreichische und russische Truppen niedergeschlagen wurde. Nach Jahren der brutalen Unterdrückung begann eine neue wirtschaftliche Aufschwungphase. Der Erste Weltkrieg und seine Folgen, wie die Auflösung der österreichisch-ungarischen Monarchie, die darauf folgende Räterepublik und nicht zuletzt die neuen Grenzen haben die wirtschaftliche und soziale Entwicklung erheblich zurückgeworfen. Teilweise um die Grenzziehungen von Versailles und Trianon zu revidieren, trat Ungarn auf der Seite Hitler-Deutschlands in den Krieg gegen die Sowjetunion ein. Trotz der beispiellosen Verwüstungen eines verlorenen Krieges wurde nach 1945 eine einmalig dynamische wirtschaftliche Entwicklung im demokratischen Rahmen begonnen, die jedoch ab 1948 durch die erzwungene Übernahme des sowjetischen Entwicklungsmodells entgleiste. Noch schwerwiegender waren die Konsequenzen der Beseitigung der jahrhundertealten traditionellen Kontakte mit dem westlichen Europa und der forcierten Ostorientierung und Sowjetisierung. Die ungarische Bevölkerung antwortete auf die Fremdherrschaft im Oktober 1956 mit einem Volksaufstand, der von den sowjetischen Truppen blutig niedergeschlagen wurde. Trotzdem konnte man die Zustände vor 1956 in Ungarn nie wieder
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