Europa-Handbuch - Europa-Handbuch
Bestimmungen der Verfassung zur Sicherheits- und Verteidigungspolitik unterstrichen. Strukturen tieferer Integration für eine Reihe von Staaten könnten innerhalb der Union den Raum für die Bündelung der Ressourcen und Ambitionen der Europäer öffnen und die außenpolitische Positionsbestimmung der Union vorantreiben. Europa muss daran festhalten, die Entwicklung von fünfzig Jahren Integration in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in einem Grundlagendokument zusammenzuführen, das die Verfassungsordnungen der europäischen Staatenwelt nicht ersetzt, sondern an die Bedingungen der Gegenwart heranführt. Mit dieser Verfassung wird das innere Gleichgewicht der erweiterten Union ins Lot gebracht und die Handlungsfähigkeit nach innen wie außen gestärkt.
Erst wenn die Europäische Verfassung ratifiziert und implementiert ist, gewinnt die größte Idee Europas seit der Erfindung des Nationalstaats fassbare Gestalt. Erstmals wäre die politische Ordnung der Europäischen Union in Analogie zu den Ordnungen ihrer Mitglieder zu lesen. Wenn es gelingt, diesen Fortschritt für die große Europäische Union verbindlich zu machen und dynamisch weiter zu entwickeln, dann tritt Europa ein in eine neue Ära seines Selbstverständnisses und seiner Möglichkeiten. Vor diesem Hintergrund erhält die Krise der Europäischen Verfassung seit den gescheiterten Referenden in Frankreich und den Niederlanden im Frühsommer 2005 eine besondere Dramatik.
An dieser Nahtstelle der historischen Entwicklung wird hier eine Bilanz der Integrationsschritte der letzten Jahrzehnte gezogen und ein Überblick über die Akteure und Probleme, welche die nahe Zukunft Europas prägen werden, vorgelegt. Wichtigstes Ziel ist es jedoch, die Vielfalt und die besondere Art des Zusammenlebens der Europäer darzustellen. Hauptaugenmerk wurde bei dieser aktualisierten Auflage auf die Osterweiterung und die neuen Länder gelegt. Das »Europa-Handbuch«, das zuletzt als aktualisierte Neuauflage 2004 erschien, wurde nicht zuletzt aus technischen Gründen in zwei Bände aufgeteilt, die zwar nach wie vor zusammen eine inhaltliche Einheit ergeben, aber jederzeit auch separat verwendet werden können.
Dieser Band »Die Europäische Union« beginnt mit Kapitel 1, Die historische Ausgangslage , ordnet dort die politische Integration Europas in die historische Entwicklung des Kontinentes ein und verdeutlicht ihre Einzigartigkeit, die auch die beherrschende Rolle der Nationalstaaten nicht unberührt gelassen hat. Kapitel 2, Das politische System der Europäischen Union, beschreibt die Funktionen und das Innenleben der EU. Vorgestellt werden hier auch die nichtstaatlichen Akteure des europäischen Politikprozesses, namentlich europäische Verbände und Parteien. Kapitel 3, Die Politikbereiche der Europäischen Union, analysiert die Politik der EU und verdeutlicht deren Wesen als Gemeinschaft für wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt. Kapitel 4, Eu ropas Außenbeziehungen , untersucht den Einfluss der EU als Akteur der Weltpolitik und beleuchtet das Verhältnis zu Nachbarn und Partnern. In Kapitel 5, Die Zukunft Europas , gilt die Aufmerksamkeit den Herausforderungen, denen sich die Union in der nahen und fernen Zukunft stellen muss und deren Spektrum von der Bewältigung der Osterweiterung und ihren Folgefragen bis zur Definition ihrer Rolle in der Welt reicht. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die verschiedenen Visionen von der künftigen Europäischen Union gelegt.
Der Band »Die Staatenwelt Europas« schließt inhaltlich an diese Systematik an: Sein Kapitel 1, Deutschland in Europa, zeichnet die besondere historische Situation Deutschlands in der Mitte des Kontinentes nach und versucht durch die Innen- und Außensicht Deutschlands dessen individuellen Beitrag zur Einigung Europas zu klären. Das umfangreiche Kapitel 2, Die Staatenwelt Europas , stellt die alten und die neuen Mitgliedstaaten der EU sowie alle übrigen europäischen Länder gründlich unter die Lupe und bietet ein Panorama ihrer vielfältigen politischen Systeme und sozioökonomischen Ausgangslagen. Kapitel 3, Die Europäische Union in Zahlen, liefert mit Tabellen und Schaubildern einen visuellen Überblick über die EU-Institutionen sowie einige ausgewählte Kerndaten der EU-Mitgliedstaaten.
Die beiden Bände sind ein Kooperationsprojekt zwischen dem Centrum für angewandte Politikforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Bertelsmann Stiftung und der Bundeszentrale
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