Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Europe Central

Europe Central

Titel: Europe Central Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William T. Vollmann
Vom Netzwerk:
11.11.42 leitete er seinen letzten Angriff auf die 62. Armee ein, in der Hoffnung, sie doch noch zu zerschlagen und die Wolga unter seinen Einfluss zu bekommen. Wie schwer es geworden war, sich vor seinen Offizieren hinzustellen, seinen Richtern, deren Männer er dezimiert hatte und deren Selbstvertrauen, oder was davon übrig war, an dem seinen hing! »Roter Oktober« nahm er
ein, größtenteils, »Barrikaden« konnte man wirklich erledigt nennen; eine weitere sowjetische Division wurde eingekesselt, auch wenn sie ihn aus der Deckung hinter den schneehäutigen Zitzen der Kosaken-Grabhügel störrisch weiter unter Feuer nahm. Wenn er nur die sowjetische 13. Gardedivision auslöschen könnte … Aber sie bauten schon wieder Stützpunkte und Brückenköpfe aus.
    Am 18.11.42 um 16:17 fing er einen Feindfunkspruch ab: Der Bote soll die Pelzhandschuhe abholen.
38 Niemand konnte ihm sagen, was er zu bedeuten hatte. Sollte er Schmidt zu sich bitten? Er hörte Beethoven, dann legte er sich hin und fiel in unruhigen Schlaf. Um 02:40 Uhr stand er auf, zündete die Lampe an und starrte auf die Karte, auf der Suche nach den Truppen, die es ihm erlauben würden, die sowjetische 13. Gardedivision zu zerschlagen. Auf den Karten von Generalmajor Gehlen war der Frontverlauf immer blau eingezeichnet, die sowjetische Schlachtordnung rot. Fast sah diese blaue Grenze aus wie ein sommerlicher Fluss, wie sie mäanderte und dabei fast Inseln bildete; sie erschien seinen Stabsoffizieren und ihm nicht länger als Sinnbild tödlicher Erstarrung; nein, sie war im Wortsinne im Fluss, wie der Krieg, das Leben, das Schicksal – ein Viadukt, keine Barriere. Er döste ein, und ihm war, als würde er mit Coca, Olga, Friedrich und Ernst auf der Spree Boot fahren., lautete die Legende.
39 Wenn wir die Japaner nur dazu bringen könnten, in Fernost anzugreifen! Dann wäre Stalin gezwungen, aus dieser nasskalten Trümmerwüste abzuziehen, deren Eroberung wir uns redlich verdient hatten. Um 03:30 Uhr war er erschöpft. Aus mit dem Licht! Er träumte von seinem Vater, der Beamter gewesen war, genau wie der des Führers; er träumte, sein Vater wäre riesig und makellos wie früher; nichts geschah in diesem Traum, er blickte dem Vater einfach nur ehrfürchtig ins Gesicht. Um 07:30 Uhr weckte die Ordonnanz ihn mit einem eiligen Telegramm: Er stand auf breiter Front unter Artilleriebeschuss.
    Dann kamen die wimmelnden roten Pfeile des russischen Vorstoßes, die winzigen blauen Kreise der deutschen, rumänischen und italienischen Divisionen, die von riesigen neuen Panzerarmeen überrannt wurden.
    Unsere Verteidigungslinien sind durchbrochen worden, Herr Generalleutnant!
    Ungläubig hob er die Hand an die Wange.
    Die rumänische 3. Armee ist auf der Flucht, Herr Generalleutnant!
    Informieren Sie das OKW , sagte Paulus.
    Herr Generalleutnant, der Führer hat persönlich befohlen, dass das XLVIII . Panzerkorps die Front stabilisieren soll …
    Alle blickten zu Boden, denn so ein Befehl war für ihn eine Beleidigung, ein Misstrauensvotum. Er dachte: Das darf die arme Coca nie erfahren.
    Gut, sagte er ganz ruhig. Ich möchte, dass Sie General Heim eine Nachricht übermitteln …
    Zu Befehl, Herr Generalleutnant!
    Wo steht das rumänische VII . Korps jetzt?
    Bei Pronin, Herr Generalleutnant.
    Wenn es sich also mit der 22. Panzer vereint …
    Herr Generalleutnant, Perelasowski ist gefallen!
    Ich begreife nicht, warum wir Perelasowski nicht halten konnten. Versuchen Sie noch einmal, General Heim zu erreichen.
    Die 22. Panzer wird zurückgeworfen, Herr Generalleutnant …
    Aber das rumänische VII . hätte …
    Entschuldigen Sie, Herr Generalleutnant, eine Nachricht aus dem Hauptquartier der Heeresgruppe B …
    Na dann, sagte Paulus und setzte sich die Brille auf. Man erwartet offenbar, dass wir hart durchgreifen.
    Herr Generalleutnant, das rumänische VI . Korps hat sich ergeben.
    Ganz und gar?
    Herr Generalleutnant, ich …
    Herr Generalleutnant, es steht jetzt eindeutig fest, dass das sowjetische XIII . Panzerkorps nach Norden vorrückt …
    Die haben in unserem Abschnitt gar nichts zu suchen, belehrte er sie, und sie schwiegen.
    Wo ist unsere 29. Motorisierte? In der Nähe von Nariman, vermute ich …
    Der Kontakt ist abgebrochen, Herr Generalleutnant.
    Herr Generalleutnant, die Rumänen weigern sich zu …
    Herr Generalleutnant, was sollen wir …
    Wo ist Schmidt?
    Herr Generalleutnant, er ist …
    Herr Generalleutnant, kein Kontakt mehr

Weitere Kostenlose Bücher