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Eva Indra

Eva Indra

Titel: Eva Indra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bis aufs Blut
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bepackt mit den drei Taschen, inzwischen auch den Lancia erreicht, öffnete die Autotüre und stupste die Taschen auf den Rücksitz, während Alex bereits in geduckter Haltung im Wagen saß. Als er sicher sein konnte, dass Anna zumindest den Großteil ihres Körpers in dem Wagen hatte, startete er den Motor und bemerkte erst jetzt zu seinem Schrecken, dass diese Kiste eine Gangschaltung hatte.
    Auch das noch!
    Seit Jahren hatte er kein Auto mehr mit Schaltgetriebe gefahren. Wie war das noch mal gewesen in diesem Ford Pinto, den er sich als siebzehnjähriger für fünfzig Dollar gekauft hatte? Der hatte auch eine Gangschaltung gehabt. Es war ein grässliches Auto gewesen. Vorne viel zu flach abfallend, dafür mit einem entsetzlich dicken Heck, das ausgesehen hatte wie der fette Hintern einer dieser vollgefressenen Fastfood Konsumenten. Es fuhr sich wie ein Traktor, zumindest hatte er sich das so vorgestellt, denn er war nie in seinem Leben Traktor gefahren. Das einzig Gute an diesem Ford Pinto war die Tatsache, dass er keine Mittelkonsole gehabt hatte, so dass man wunderbaren Sex quer über die beiden Vordersitze haben konnte. Oder besser, man hätte ihn haben können, wenn er ein Mädchen gefunden hätte, das in diesen Pinto eingestiegen wäre. Leider hatten sich die Mädchen dann im letzten Moment fast immer
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    dafür entschieden, zu einem der anderen Typen ins Auto zu steigen. Mustang oder Corvette, ab und zu ein Porsche, dieser Pinto hatte ihm manche Nacht versaut, egal wie vielversprechend sie angefangen hatte.
    Aber darum ging es jetzt nicht. Er war in Italien, versuchte ein Auto zu stehlen und musste mit einer Gangschaltung klarkommen. In rasendem Zeitraffer rekapitulierte er: Ja genau, das Pedal ganz links durchdrücken, den Ganghebel nach vorne schieben, Gas geben, das Pedal loslassen. Der Lancia machte einen enormen Satz nach vorne und Alex konnte gerade noch rechtzeitig auf die Kupplung treten, bevor er den Motor abgewürgt hätte. Aber sie mussten weiter, an eine unauffällige Flucht war jetzt eh nicht mehr zu denken. Also gab er Vollgas und raste mit quietschenden Reifen aus der Tankstelle. Schwarz färbten die durchdrehenden Reifen den heißen Asphalt.
    „Ich finde deinen Plan beschissen“, schrie Anna ihn an.
    Jetzt den zweiten Gang, das war alles, woran Alex denken konnte. Raus auf die Autobahn, jetzt den dritten, links einordnen, weiter Gas geben, den vierten, was für ein beschissenes Auto hatten sie hier gestohlen. Es war klein, eng, hoppelte wie ein Hase über jede Spurrille und außerdem stank es penetrant nach irgendeinem schwulen Parfum und nach Pomade. Ich hasse Europa, erregte er sich, ich hasse ihre Autos, ihre Straßen, ihre Sprachen und ihr Geld und ich hasse meinen Vater, der hier eine verdammte Villa kaufen musste.
    „Dein Plan ist beschissen, hörst Du?!“, maulte Anna erneut.
    Was sollte er ihr darauf antworten? Genaugenommen hatte sie nämlich zum ersten Mal Recht mit dem was sie sagte! Klar war es ein beschissener Plan! Aber hatte sich je ein besserer angeboten ? Anna hatte leicht reden! Hätte er sie nicht ununterbrochen aus einem Schlamassel nach dem anderen herausgezogen, wäre sie mittlerweile entweder verhaftet oder gar tot. Undankbar – undankbar waren sie, diese Weiber. Und trotzdem liebte er sie, die Frauen. Verdammt. Wie war das noch? Mit ihnen leben konnte man nicht, aber ohne sie auch nicht. Ja, so war das. Vor allem konnte man nicht ohne sie sein, wenn sie so gut aussahen wie Anna und noch dazu derart guten Sex gaben.
    Alex versuchte sich wieder zu konzentrieren. Welche Auswirkungen hatte dieser erneute Autodiebstahl auf ihre ohnehin schon brenzlige Lage? Nun gut, der Taxifahrer, Pedro hieß er, war vermutlich zu dem Hotel zurückgekehrt, um nach ihren Personaldaten zu fragen. Der Lanciabesitzer... Alex überlegte fieberhaft. Tja, der war vielleicht ganz froh, dass er diese Dreckskiste los war und freute sich schon auf die Versicherungssumme. Hätte er sonst den Schlüssel stecken lassen? Ein Ferrarifahrer würde den Schlüssel sicher nicht im Auto lassen, aber wenn man so was hier fuhr... Aber leider war viel wahrscheinlicher, dass dieser kleine, gegeelte Italiener sich mit polizeilicher Unterstützung das Video der Überwachungskamera von der Tankstelle ansehen würde. Der bloße Gedanke daran bereitete Alex Unbehagen. Doch vielleicht hatten sie ausnahmsweise einmal etwas Glück und man hatte Leonards Leiche noch nicht gefunden. Somit

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