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Eva Indra

Eva Indra

Titel: Eva Indra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bis aufs Blut
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Handbewegungen, folgte seiner Gabel, die er übervoll in den Mund schob und wollte oder konnte einfach keine passende Antwort auf seine Frage finden.
    Schließlich nahm sie einen Schluck Wasser und blickte auf den toten Fisch auf ihrem Teller.
    „Er hat mich nicht mehr geliebt!“, stieß sie aus und wusste gleichzeitig, dass das nicht der einzige Grund gewesen war. Aber der Grund, wenn man ihn überhaupt zu verstehen versuchte, war nicht einfach zu erklären.
    „Deshalb hast du ihn umgebracht?“, fragte Alex ungläubig.
    Anna nickte schwach.
    „Weil er dich nicht mehr geliebt hatte, hast du ihn einfach umgebracht?“
    „Ja! Nein! Das heißt...Es ist einfach passiert. Ich weiß gar nicht, was über mich kam, aber er hatte mich einfach so provoziert.“
    „Provoziert?“
    „Ja! Ausgelacht hat er mich! Weißt du und dann..“ Anna überlegte.. „ Die vielen Frauen, die er hatte, sein Alkoholismus, seine Launenhaftigkeit...“ Anna versank erneut in Gedanken.
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    „Viele Frauen?“, fragte Alex interessiert.
    „Ja! Dein Vater brauchte sie. Das hat er mir zumindest immer gesagt!“
    „Was meinst du - brauchte sie? Er hatte doch dich, oder?“
    „Dein Vater war...“ Anna hielt inne. „Er hatte Probleme...“ Anna zögerte wieder. „Sexuelle Probleme...“ Sein Stillschweigen ließ sie weiterreden. „Potenz- Probleme...“, sagte Anna und sah zu Alex auf. „Impotent!“, setzte sie prompt erklärend dazu. „Angeblich konnten ihn nur unbekannte Frauen, wenn überhaupt, noch reizen“, setzte sie fort und schämte sich dafür. „Ich hab alles versucht!“, sagte sie entschuldigend und dachte an das vermeidliche letzte Mal, an dem sie mit ihm geschlafen hatte.
    „Und du? Wieviel Frauen hast du schon gehabt?“, fragte Anna, nachdem sie bemerkt hatte, dass Alex in tiefe Gedanken versunken war.
    Alex runzelte die Stirn.
    „Ich weiß nicht.“
    „Na komm schon, sag‘s mir. Über hundert?“, fragte sie herausfordernd.
    „Ich weiß es wirklich nicht.“
    „Das kann nicht sein. Ungefähr musst du es doch wissen.“
    Alex schüttelte amüsiert und gleichzeitig verschämt den Kopf.
    „Und du? Wie viele Männer hast du schon gehabt?“
    „Das gilt nicht! Ich habe zuerst gefragt!“, konterte sie frech.
    „Ist die Anzahl denn so wichtig?“
    „Nein, das nicht, aber es interessiert mich einfach. Hast du eine Freundin?“
    „Ist das ein Verhör oder was?“
    Anna schmunzelte.
    „Wie lange warst du denn mit Leonard zusammen?“, fragte Alex mit einem Male. Anna überlegte, obwohl sie es ohnehin bis fast auf die Minute genau wusste. „Drei Jahre.“
    Alex nickte.
    „Hast du ihn denn geliebt?“, fragte Alex unverständlich.
    „Anfänglich sicherlich. Aber dann?“ Anna überlegte sich ihre Antwort, doch Alex hatte aufgehört ihr zuzuhören, denn er blickte gedankenverloren auf den See hinaus. „Es ist schon pervers“, sagte Anna. „Da bin ich einem quasi impotenten 56-jährigen Mann drei Jahre lang treu, erschlage ihn aus Eifersucht und der erste Mann, der mir in den Weg kommt, ist sein Sohn! Findest du nicht auch, dass das grotesk ist?“, stellte Anna in den Raum und konnte doch nichts weiter als ein Murmeln aus Alex herauslocken. Anna war mittlerweile beschwipst, vielleicht sogar etwas betrunken. Das war nicht verwunderlich, denn sie war den Alkohol nicht mehr gewohnt. Wie sollte sie auch. Sie hatte dem Alkohol Leonards wegen entsagt, um ihn nicht noch mehr in den Alkoholismus zu treiben. Jetzt aber hatte sie fast die ganze Flasche Wein alleine ausgetrunken und empfand eine Leichtigkeit des Seins, wie sie es schon lange nicht mehr erlebt hatte. Vielleicht knöpfte sie sich deshalb verführerisch die oberen Knöpfe ihres Kleides auf, steckte ihren Zeigefinger in das volle Glas Rotwein vor sich und benetzte ihr entblößtes Dekolleté damit.
    „Was machst du da?“, stieß Alex völlig entsetzt aus.
    „Mir ist heiß“, entgegnete sie trocken.
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    Alex lachte leise auf, um sich so aber sogleich besorgniserregend umzublicken, doch das wäre nicht notwenig gewesen, denn Anna wusste, dass sie ganz unter sich waren. Man hatte das Licht der Laternen abgeschaltet und sie mit ihrem Windlicht auf der Terrasse zurückgelassen. In Italien verstand man sich auf Romantik und Liebe, deshalb hatte man sie nicht aufgefordert zu gehen, sondern war statt dessen zu Bett gegangen. Doch Alex kannte die Umgänglichkeiten Italiens nicht und wich dementsprechend entsetzt

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