Eva und die 40 Maenner - Roman
rein!« Eva eilte auf ihren Sohn zu, hochrot im Gesicht. »Wie schön, dich zu sehen. Den ganzen weiten Weg …« Sie plapperte weiter, irgendetwas, umarmte Oliver, zog ihn weiter ins Zimmer. »Das ist nur äh … also ich meine, ein Kollege, weiter nichts. Nils, mein äh … Direktor. Er wollte nur mal sehen, ob ich gesund bin. Nils, das ist mein Sohn Oliver.«
Sie stand mit breitem, dämlichem Grinsen neben den beiden, als sie sich die Hand schüttelten, Nils ernst, Oliver mit schmalen Augen. Wie peinlich, wie unangenehm! Überstürzt kletterte Eva ins Bett zurück. Hatte Oliver irgendetwas gesehen? War überhaupt irgendetwas gewesen ? Oder fand das alles nur in ihrem Kopf statt? Vielleicht hatte derUnfall doch irgendetwas mit ihren Hirnwindungen angestellt und die ganze Szene war bloß ein verrückter Traum.
Doch der Anblick der beiden männlichen Wesen, die nun rechts und links von ihrem Bett aufgebaut waren wie Wachsoldaten, wirkte verdammt real.
»Aber du hättest doch nicht kommen müssen«, nahm Eva ihren wirren Faden wieder auf. »Ich meine, dein Abi … Du hast doch jetzt Mathe, richtig? Die weite Fahrt, mittendrin!«
»Mathe ist morgen. Und ich bin mit Laura heute alles noch mal durchgegangen. Was bis jetzt nicht in meinem Kopf ist, wird auch nicht mehr reingehen.«
»Wunderbar, toll. Das freut mich.« Ihr Blick wanderte zu Nils. » Mathe «, sagte sie und verdrehte schelmisch die Augen, bis ihr einfiel, dass er auch Mathe unterrichtete, nicht nur Deutsch und Kunst. »Ein tolles Fach! Nur manchmal ein bisschen … schwierig. Was, Oliver? Aber …«
»Mama, geht’s dir wirklich gut?«
»Na, sag mal, aber klar doch. Oder sehe ich krank aus?«
»Ich sollte gehen …«, kam es von Nils.
»Nein! Also ich meine, Sie sind doch gerade erst gekommen.« Um Himmels willen, sie schaffte es noch, eine eh schon peinliche Situation noch peinlicher zu machen.
»Ich kann ja noch mal rausgehen, wenn ihr wollt«, ließ sich Oliver vernehmen. Seine Miene war eine Mischung aus provokant und misstrauisch.
»Was für ein Unsinn.« Eva versuchte alles wegzulächeln. »Aber apropos: Wie kommst du überhaupt hierher? Ich meine, mit der Bahn oder wie?«
Seltsamerweise lief Oliver etwas rot an. »Mit dem Auto. Also … mit dem Auto von Papa.« Er beobachtete ihre Reaktion.
»Aber du hast doch noch gar keinen Führerschein. Hast du … ach so. Du hast einen deiner Kumpels fahren lassenund dafür einfach das Auto deines Vaters genommen. Ich weiß nicht, ob das …«
»Nein, Mama. Ich hab Papa fahren lassen.«
»Äh, du … Oh.«
Oliver sah erst zu Nils hinüber, mit einem Ausdruck, der zu sagen schien: Na, was machst du jetzt ? Dann wandte er seinen Blick wieder zu seiner Mutter.
»Ja, Papa ist hier. Er wartet draußen im Flur.«
30
Hi, ich bin der Lothar und freue mich doll, dich gefunden zu haben. Was Du schreibst, spricht mir aus der Seele. Es ist so, als hätte mich endlich jemand gefunden. Ich bin letzten Monat 49 geworden und glaube, dass ich mit Dir zusammen die nächsten 50 Jahre gelassen angehen kann. 0124-88…
Eva brauchte einen Moment, diesen Schlag zu verdauen. Die Vorstellung, Marcel so unerwartet wiederzusehen, nach mehr als fünf Wochen, jagte ihr einen wahrhaftigen Schauer über den Rücken.
»Ich muss gehen«, sagte Nils in das Schweigen hinein. »Ich wollte ja nur sehen, ob es Ihnen wieder gut geht.«
Eva nickte fahrig. »Ja, unter den Umständen ist es wohl … gut. Danke für Ihren Besuch.«
Sein Blick war unergründlich. »Machen Sie’s gut.« Er nickte Oliver höflich zu, was der nicht erwiderte, und ging.
Kaum war die Tür hinter ihm zugefallen, fragte Oliver unverblümt: »Was war denn das für einer? Wirklich nur dein Direktor? Oder dein Neuer?«
Eva schnappte nach Luft. »Also, das … klar! Ich meine, natürlich nur mein Direktor. Der Stellvertretende. Aber selbst wenn, also, ich weiß gar nicht, wieso du so streng guckst.«
»Na ja«, machte Oliver. »Wie das aussah … Aber ist ja auch egal.« Er zuckte gewollt lässig mit den Schultern.»Und außerdem geht’s mich ja wohl auch nichts an. Aber um jetzt noch mal auf Papa zurückzukommen …«
Eva war dankbar, dass er das Thema wechselte. Im Nachhinein konnte sie selbst kaum glauben, was in sie gefahren war. Obwohl es nun auch nicht gerade eine schöne Fügung des Schicksals war, dass Marcel ausgerechnet dann wieder auftauchte, als sie gerade einen anderen … nun ja, beinahe geküsst hätte.
»Er wollte unbedingt mitkommen«,
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