Eva und die 40 Maenner - Roman
hier? Meine Güte, Sie haben mich erschreckt.«
Nils streckte die Hand aus, als müsse er Eva vor dem Ertrinken retten. »Wirklich, es tut mir leid! Ich hatte nur … ich wollte …«
Evas Herz klopfte immer noch schnell. Er sah verdammt gut aus, wie er da so vor ihrem Bett stand. Bevor sie begriff, dass er ihr vermutlich gar nicht die Hand hatte schütteln wollen, ergriff sie seine, und nun hielten sie sich daran fest, einen winzigen Moment länger, als nötig gewesen wäre, unsicher, beinahe überrascht.
»Ich … entschuldigen Sie. Ich hätte hier nicht einfach sitzen dürfen«, sagte er dann und ließ ihre Finger langsam los. »Aber Sie haben so wunderbar geschlafen, und da hab ich es einfach nicht über mich gebracht, Sie zu wecken. Und einfach gehen wollte ich auch nicht.«
Eva spürte, wie sich Wärme über ihre Wangen ausbreitete. Wie lange hatte er da gesessen und sie angeschaut? Sie schielte möglichst unauffällig an sich herab. Ihr Pyjamaoberteil stand offener, als ihr lieb sein konnte, aber das war jetzt nicht zu ändern.
»Ja, ich bin wohl äh … eingeschlafen. Das haben Krankenhäuser so an sich, sie sind irgendwie … ermüdend.« Eva spürte sein Lächeln wie eine körperliche Berührung. Sie lächelte zurück, überwältigt von ihrer eigenen, unerwarteten Aufregung. Hatte sie nicht irgendetwas gegen diesen Mann gehabt? Ihr wollte nicht mehr einfallen, was es war.
»Wie geht es Ihnen?«, fragte er. »Frau Breitling war so nett, mich anzurufen, aber ich wollte mich persönlich überzeugen, dass … dass Sie nicht zu früh zur Arbeit zurückkommen.«
»Oh, mir geht’s prima«, sagte sie eilig und winkte lässig mit der Hand. »Eigentlich weiß ich gar nicht, wieso ich überhaupt noch hier bin.« Sie hoffte inbrünstig, dass er ihre Nervosität nicht bemerkte. Warum saß er aber auch so da und guckte sie einfach an?!
Nils lächelte wieder. »Ich hab Ihnen das hier mitgebracht«, sagte er und nahm eine Blume vom Nachttisch, die Eva noch gar nicht aufgefallen war. Es war eine einzelne, wunderschöne lachsfarbene Rose, umhüllt von pudrigem Schleierkraut. Mit Liebe ausgesucht, schoss es Eva durch den Kopf, ein Gedicht von einer Blume, eine Millionen-Dollar-Rose … Sie starrte sie an, als hätte sie so etwas noch nie gesehen.
Nils zögerte unsicher. »Äh, soll ich sie vielleicht irgendwo ins Wasser stellen?«
»Ach du … Entschuldigung. Ich bin noch ganz äh … abgelenkt.« Mit einem nervösen Lachen warf Eva die Decke zurück, kletterte flugs aus dem Bett – und wurde sich erst dann bewusst, dass sie halb nackt vor ihm stand. Nicht nur, dass ihr Pyjama weit aufgeknöpft war, er hatte auch ein ziemlich kurzes Höschen. Eilig griff sie nach der Rose und hätte sie ihm beinahe aus der Hand gerissen.
»Ich hole schnell eine Vase.«
Mit drei Schritten war sie im Bad. Drinnen atmete sie erst mal tief durch.
Dann warf sie sich rasch ein wenig Wasser ins Gesicht, fuhr durch ihr Haar, biss sich auf die Lippen – und hielt inne. Was sollte das denn? Sich ausgerechnet für Nils hübsch machen – ja, ging’s denn noch?! Entschlossen knöpfte sie ihren Pyjama etwas weiter zu, schüttelte den Kopf und griff nach dem vasenähnlichen Behälter unter dem Waschbecken. Rasch ließ sie Wasser ein und stellte die kostbare Rose hinein. Dann atmete sie noch einmal tief durch und ging wieder ins Zimmer.
Nils lächelte sie warm an, als sie wieder bei ihm stand. Sie lächelte zurück, während ihr Herz unbegreiflicherweise bis zum Hals klopfte. Was passierte hier mit ihr? Er sagte irgendetwas, aber sie hörte nicht zu. Ihr Kopf war völlig leer, bis auf das Bild seines Blicks, seines Mundes. Zu ihrer eigenen Verblüffung weigerten sich ihre Beine, auch nur einen Schritt weiterzugehen. Instinktiv drückte sie ihm die kleine Vase in die Hand, denn sie wusste nur noch eines: Sie brauchte jetzt ihre Hände, um ihn anzufassen, durch sein wundervolles Haar zu fahren, ihn an sich zu ziehen.
Er schien näher zu kommen, ohne einen Muskel zu bewegen, sein Blick ließ sie nicht los …
In genau diesem Moment ging die Tür des Zimmers auf. Und in dem Spalt, der sich auftat, schwebte Olivers verblüfftes Gesicht.
Eva brauchte eine Sekunde, um in die Wirklichkeit zurückzukehren, dann zuckte sie von Nils zurück. Oliver trat zögernd einen Schritt ins Zimmer, seine Miene eine Mischung aus Unsicherheit und Abwehr.
»Ich äh … störe wohl? Eigentlich dachte ich, du wärst krank.«
»Aber, was redest du da? Komm
Weitere Kostenlose Bücher