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Eva und die 40 Maenner - Roman

Eva und die 40 Maenner - Roman

Titel: Eva und die 40 Maenner - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Andre
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der Zeitung zu sehen.
    »Olli! Es tut mir leid, wirklich.« Sie griff nach seiner Hand. »Ich habe nichts davon gewusst, und es ist auch nicht wahr! Ich bin das Opfer, kein anderer. Und natürlich der Senator und seine Frau. Das ist alles gequirlter Blödsinn. Und danach hättet ihr mich in aller Ruhe fragen müssen. Nicht hier hereinkommen und mit diesem Schmutzblatt vor meiner Nase wedeln.« Eva sah mit anklagendem Blick hinüber zu Marcel.
    »Es tut mir leid, Mama, es war meine Schuld. Papa hat noch gesagt, wir sollten dich vorsichtig fragen, aber ich … dieser Müll da hat mich aufgeregt. Und es tut mir leid, dass ich geglaubt habe, es könnte wahr sein. Es ist nur, dass … seit du von zu Hause weg bist, bist du so anders geworden. Du siehst gut aus, du hast abgenommen, du ziehst dich anders an, du bist so lebendig irgendwie. Da kann man sich dann schon vorstellen, dass so Kerle auf dich fliegen.« Er wurde ein bisschen rot. »Nicht, dass du nicht machen könntest, was du wolltest, klar. Aber ich … muss mich daran auch erst mal gewöhnen. Ihr seid ja auch noch nicht so lange getrennt. Das ist eben … auch nicht immer einfach.«
    Eva musste an sich halten, nicht aufzuspringen und ihr großes Kind fest in die Arme zu nehmen. Stattdessen drückte sie nur seine Hand und sah ihn liebevoll an.
    »Das verstehe ich, glaub mir. Und ich danke dir für dein nettes Kompliment. Manchmal vergesse ich, dass das alles auch nicht spurlos an dir vorübergegangen ist, du wirkst so stark, weißt du?«
    Oliver nickte und lächelte schwach. Marcels Miene war verschlossen. Doch Eva hatte keinerlei Bedürfnis, dieses Fass jetzt aufzumachen. Irgendwann würde sie vielleicht nocheinmal ein langes Gespräch mit ihm führen, aber gerade jetzt war Dringlicheres zu tun.
    »Bin ich ja auch«, sagte Oliver jetzt. »Manchmal kriegt man eben so eine Art Rückfall. Kennt ihr das nicht? Aber es ist eben, wie es ist, oder? Es ändert sich ja nichts daran, dass ihr meine Eltern seid. Mit allen Fehlern und Schwächen, was?« Sein Lächeln war warm und umfasste alle beide.
    Eva pfiff auf jede Vorsicht, hüpfte aus dem Bett, umarmte ihn und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange. »Du bist wunderbar, Olli. An dir sieht man, dass wir auch eine Menge richtig gemacht haben, und deswegen bereue ich auch nichts, gar nichts.«
    Für einen Moment herrschte ein einträchtiges, beinahe liebevolles Schweigen zwischen ihnen.
    Eva brach es als Erste. Sie spürte die Kälte des Fußbodens an ihren nackten Füßen und kletterte zurück ins Bett. »Aber auf den Mist hier«, sagte sie und zeigte auf die Zeitung, die immer noch die Bettdecke verunzierte, »muss ich irgendwie reagieren. Fragt sich nur wie.«
    »Na ja«, kam es von Marcel. »Wenn nichts dran ist, wird es ja so wild auch nicht werden. Ignorier es doch einfach.«
    Eva erwiderte nichts. Das hatte sie ja gerade gesehen, wie die Menschen auf dieses »Nichts« reagierten. Selbst die beiden, die sie so lange kannten, hatten es erst mal geglaubt. Was würden dann erst die anderen tun? Oh Gott – Nils! Es würde nicht lange dauern, bis er davon erfuhr. Was würde er von ihr denken?
    »Doch, ich muss was unternehmen«, wiederholte sie langsam und drückte den Gedanken an Nils entschlossen weg. »Bloß, dass ich keinerlei Erfahrung mit so was habe. Eine Gegendarstellung? Soll ich sie verklagen? Aber lenke ich dann nicht nur noch mehr Aufmerksamkeit auf mich?« Sie erwartete nicht wirklich eine Antwort von den beiden, die hatten schließlich auch keine Erfahrung mit solchen Dingen.
    Doch Oliver und Marcel stiegen augenblicklich und mit Elan in die Diskussion ein. Gegendarstellung, Schadenersatzklagen, Klagen auf Unterlassung, Schmerzensgeld – ihre Vorschläge wurden immer wilder und absurder. Keiner von ihnen dreien hatte irgendeine Erfahrung mit der Justiz. Sie hörte sich die Diskussion eine Weile an, sagte selbst immer weniger und wurde sich darüber klar, dass sie sich an andere Leute wenden musste. An Irmela zum Beispiel, die einen guten Anwalt hatte, und an John selber, dem diese Geschichte ja nicht gleichgültig sein konnte.
    Allmählich wurde sie von Unruhe erfasst. Also schickte sie die beiden schließlich weg. Marcel schien leicht beleidigt, aber Oliver begriff. Er umarmte und küsste sie und nahm ihr das Versprechen ab, sich heute Abend noch einmal zu melden.
    Sie winkte ihnen zu, und als die Tür hinter ihnen zuging, wurde sie für einen Augenblick melancholisch. Ihre Familie ging da fort,

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