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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen
Autoren: Tania Kraetschmar
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zur Seite, dann fand sie eine Weinkiste. » Hier müssen wir mal saubermachen « , sagte sie. Ihre Stimme klang dumpf.
    Â» Fühl dich wie zu Hause « , riet Dorothee.
    Â» Ganz viele kleine Körner liegen hier! Was ist das? Sind das Apfelkerne? « , fragte Nele aus den Tiefen der Speisekammer.
    Â» Keine Ahnung, habe ich nicht gesehen. Wo ist denn Julika? Wir können essen. Der Auflauf ist fertig. «
    Nele tauchte wieder auf, Spinnweben im Haar und auf dem T-Shirt, eine Flasche Rotwein in der Hand. Sie gab sie Eva. » Hier. Mach schon mal auf. Ich hole Julika. «
    Sie fand Julika schlafend auf ihrem französischen Bett, bis zur Nasenspitze mit einer dicken Wolldecke zugedeckt. Den Inhalt einer Kiste hatte sie teilweise in ein Regal geräumt, die anderen Kisten waren noch unangetastet.
    Â» Prinzessin Julika « , flötete Nele und rüttelte sie sanft. » Aufwachen. Die Schlossköchin hat das Essen fertig. «
    Julika schlug die Augen auf und gähnte. » Ich war plötzlich so müde « , sagte sie. » Das liegt sicher an der Landluft. Und stell dir vor, ich habe von Berlin geträumt. Ich war bei einer Vernissage, und es gab Rotwein… «
    Â» Den gibt’s hier auch. Und Auflauf. Und Salat. Und Apfelbäume. Und Knechte. Und hungrige Freundinnen, die auf dich warten. Steh auf. «
    Â» Knechte? « Jetzt war Julika wach. Sie setzte sich auf. » Erzähl. «
    Â» Das war köstlich, Dorothee. Danke fürs Kochen. « Eva legte das Besteck auf dem Teller zusammen und griff nach ihrem halb leeren Rotweinglas. » Wie wollen wir das überhaupt machen mit dem Haushalt? Brauchen wir einen Plan, oder geht das Hand in Hand? «
    Â» Kein Plan « , meinte Nele entschieden. » Wir sind schließlich erwachsen. Wir wissen, dass nach jedem Essen abgewaschen werden muss. Wir teilen uns das von Tag zu Tag ein. «
    Â» Genau. Wir sind keine Studi- WG , bei der sich die Töpfe stapeln. Und die zum Schluss daran scheitert, dass sich ein paar immer ums Abwaschen drücken « , sagte Marion, die während ihres Studiums in einer WG gewohnt hatte.
    Die anderen nickten zustimmend.
    Â» Na gut. « Eva stand auf, griff nach ihrem Teller und brachte ihn zur Spüle. Dann schnappte sie sich ihr Glas. » Wisst ihr, was ich jetzt mache? Den Garten inspizieren. Seit wir hier sind, freue ich mich darauf. Kommt wer mit? «
    Â» Nö. Ich räume weiter aus « , sagte Nele und stand ebenfalls auf.
    Â» Ich versuche mal ein paar Tai-Chi-Übungen auf der Terrasse « , verkündete Marion. » Das ist gut für die Verdauung. Willst du mitmachen, Julika? «
    Diese nickte. » Warum nicht. « Zusammen verließen sie die Küche.
    Dorothee blieb allein am Küchentisch sitzen. Sie hörte, wie die Terrassentür geöffnet wurde, kurz darauf lachte Marion. Julika fluchte leise, während sie offenbar versuchte, eine Übung nachzumachen. Ein schabendes Geräusch kam aus dem oberen Stockwerk. Wahrscheinlich verrückte Nele gerade ihr Bett. Dorothee stand auf, ging ans Fenster und blickte nach draußen, wo Eva zwischen die Beete getreten war und sich in der Abendsonne zu einer Pflanze hinunterbeugte, um an ihr zu riechen. Die rosafarbene Blüte war riesig groß. Auf der Spüle türmte sich das schmutzige Geschirr, daneben standen die leere Salatschüssel und die Auflaufform mit einem Rest Nudeln und Hack. Dorothee seufzte.
    Â» Morgen wird ein Haushaltsplan gemacht. So geht’s ja nicht. Das ist ja sonst wie früher « , sagte sie und drehte den Warmwasserhahn auf.
    Erst gluckerte es nur ominös, dann plätscherte gehorsam warmes Wasser in die Spüle. Zwar noch immer ein bisschen trübe, aber sie wollte nicht zu anspruchsvoll sein.

7. Kapitel
    Um den Mond scharen sich viele Sterne.
    Fernöstliche Weisheit
    Die Bäume warfen lange Schatten auf das Gras, als Eva die Pforte zum Apfelgarten aufstieß. Die Mailuft war lau, abendliche Stille herrschte, und weil sich der Wind gelegt hatte, roch es auch nicht mehr nach Schweinestall. Ein seltsames Déjà-vu überkam sie, als sei sie nicht vor einigen Wochen schon mal hier gewesen, sondern schon vor langer Zeit. Als sei sie jetzt zurückgekommen, um etwas abzuholen, was sie damals vergessen hatte, vielleicht eine alte Erinnerung oder einen nicht zu Ende geträumten Traum.
    Langsam wanderte Eva zwischen den Baumreihen entlang. Sie blickte
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