Eva und die Apfelfrauen
heilfroh, wenn ich wieder Spaà am Unterrichten bekäme. «
» Ihr wisst schon, dass es gefährlich ist, sich etwas zu wünschen⦠« , sagte Eva bedächtig. » Es könnte sich erfüllen. «
» Wir hätten bessa was Fettes essen solln. Jede âne Büxe Ãlsardinen. Oder Räucheraal. Oder Schw⦠Schw⦠Schweinebraten mit Kruste « , lallte Nele eine gute Stunde später.
Sie lag auf dem Wohnzimmerteppich und starrte mit zusammengekniffenen Augen an die Decke, die sich beharrlich drehte. Zwei leere Flaschen standen auf dem Tisch, überall im Wohnzimmer lagen Schuhe herum. Sie hatten gelacht, bis sie nicht mehr konnten, und waren dann erschöpft auf die Couch, in den Fernsehsessel und, in Neles Fall, zu Boden gesunken.
» Iss doch ganz schön starkes Zeug « , bemerkte Dorothee. Die anderen nickten bedächtig. » Nichâ gut, was wir hier machen. Jede vier Schnäpse⦠« , sinnierte sie weiter, hielt sich die Hände vor die Augen und wackelte mit den Fingern. » Aber ich seh noch prima. Alle zwanzich. «
» Sieben⦠« , sagte Marion, die mitgezählt hatte, » â¦sieben mal fünf, wie viel issn das?«
» âne ganze Menge « , sagte Julika.
» Wir brauchen Wasser zum Verdünnen. Innerlich. « Eva stand auf. » Hoppsela « , entfuhr es ihr. Sie hielt sich am Fernseher fest, der bisher auf dem Sideboard gestanden hatte, jetzt aber gefährlich ins Rutschen kam. Dann ging sie schwankend in die Küche. Mit drei Wasserflaschen kam sie zurück. » Hier, trinkt! « , sagte sie so würdevoll wie möglich.
» Wossa, Wadka⦠« Julika kicherte.
» Büschn klein, die Wassagläser. « Nele setzte die Flasche an und nahm einen langen, langen Zug. » Guckt maâ, da hat eben wer reingeschaut. Lustig⦠Kasperletheater. « Sie zeigte zum Fenster und schnitt eine Grimasse.
» Nele sieht Geista « , verkündete Marion.
» Gar nicht wahr « , schmollte Nele. Eine Sekunde später klingelte es an der Tür. » Siehste. Da iss wer. «
» Ich mach maâ auf. Dann kann ich gleich noch wem aus der Hand lesen. « Marion stemmte sich hoch, rückte sich den Turban zurecht, der ihr verwegen überm rechten Auge hing, ging zur Tür und öffnete.
» Ach herrje « , hörten die anderen sie im Flur sagen.
» Wer issn da? « , rief Nele. » Isses ân Mann? Dann schick ihn rein. «
Die Tür wurde aufgestoÃen, und herein kam Bürgermeister Sauert in Begleitung seiner Tochter Dani. Er funkelte böse in die Runde, Dani sah aus, als wünschte sie sich weit weg.
» Den will ich nichâ. Der iss gemein « , maulte Nele und hickste. » Weg mit dir, weg! « Sie machte Handbewegungen, als scheuche sie eine lästige Mücke fort. » Ich will lieber Gandalf. «
Dani zuckte zusammen.
» Sie werden sich fragen, warum ich Sie persönlich aufsuche « , hob Sauert zu sprechen an und nestelte an seiner Krawatte.
» Nichâ wirklich « , sagte Marion und kitzelte ihn von hinten mit einer Eulenfeder am Ohr.
» Lassen Sie das « , zischte der Bürgermeister und schlug die Feder weg. » Meine Tochter verwaltet die Einwohnermeldekartei im Rathaus. Uns ist aufgefallen, dass sich keine von Ihnen im gesetzlich festgelegten Rahmen angemeldet hat. Das müssen Sie aber, wenn das Ihr erster Wohnsitz ist. Die Zahlungsaufforderung für die Mahngebühr ist bereits auf dem Weg zu Ihnen. «
» Wenn das Wörtchen wenn nicht wär, wären alle Männer fair « , intonierte Marion im Singsang und wiegte sich vor und zurück.
» Dann iss das schon die drâ¦dritte Zahlungsaufforderung aus Wannsee, die wir nichâ beâ¦beÃahlen « , sagte Julika fröhlich und legte ihre nackten, nicht sehr sauberen FüÃe auf den Tisch. Sie hatten sich angewöhnt, wann immer es ging, barfuà zu laufen.
» Auf der anderen Seite⦠«
Der Bürgermeister lieà den Blick schweifen: von Marion, die sich jetzt mit einem Eulenfederkiel im Ohr bohrte, zu Dorothee, die mit dem Kopf in Julikas Schoà lag und laut schnarchte, zu Eva, die versuchte, mit dem Fernseher zu tanzen, zu Nele, die sich Wasser in ihr Schnapsglas goss und ex trank, und schlieÃlich zu Julika, die ihn als Einzige ernst anschaute, dabei aber laut Cantare ohoho, volare ohoho sang.
» â¦auf der anderen Seite
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