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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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habe ich nicht mit einem so unmoralischen Saustall gerechnet! «
    Â» Wie bitte? «
    Dorothee schlug die Augen auf. Julika verstummte. Eva hielt mitten im Tanzschritt inne. Nele setzte die Wasserflasche ab, und Marion ließ die Hand sinken.
    Â» Ja, Sie haben richtig gehört. Ein Haus der Sünde von Frauen, die gleichgeschlechtlicher Liebe frönen, fanden wir im Grunde schon schlimm genug, nicht wahr, Daniela? Leider kann man da nicht gesetzlich gegen vorgehen. Dass Sie ein offensichtliches Problem mit Alkohol haben, überrascht mich auch nicht. Und das Letzte, was Wannsee gebrauchen kann, sind arbeitslose, triebhafte Trinkerinnen, die der Ortskasse zur Last fallen. «
    Â» Passen Sie mal auf, Sauert. « Nele schien plötzlich wieder nüchtern zu sein. Sie ging einen Schritt auf den Bürgermeister zu.
    Â» Nein, Sie passen jetzt auf « , spie Sauert eisig aus. Er wurde hochrot, auf seiner Stirn schwoll eine Ader gefährlich an. » Ich werde alles daransetzen, dass Sie so schnell wie möglich wieder dahin verschwinden, wo Sie hergekommen sind. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie rituelle Tänze auf Ihrer Terrasse veranstalten und im Garten illegale Schießübungen vornehmen. Frauen wie Sie, die sich ihren natürlichen Bestimmungen entfremdet haben, gehören unter Beobachtung. So was hat man früher Hexen genannt und öffentlich verbrannt! «
    Er drehte sich zu seiner Tochter um, die mit gesenktem Blick hinter ihm stand. » Komm, Daniela, wir gehen. Und wenn dir dein eigener Ruf etwas wert ist, machst du um diesen Sündenpfuhl einen Bogen. Das kann ich dir als Vater nur raten, und als Bürgermeister ordne ich es an. « Sauert drehte sich um und marschierte, gefolgt von der beschämt schweigenden Daniela, aus dem Zimmer und zur Haustür hinaus.
    Sprachlos starrten die fünf Freundinnen ihm hinterher. Auf einen Schlag waren sie alle wieder nüchtern– fast.
    Â» Der hat sie doch nicht alle « , sagte Eva fassungslos. » Wie redet der denn mit uns? Und warum erlauben wir ihm überhaupt, so mit uns zu reden? Wir haben doch bei Sven gelernt, wie man auf so was reagiert. «
    Â» Weil wir einen im Tee haben, deshalb. Das verlangsamt die Reflexe. Und das Hirn sowieso. Dem Feind sollte man besser nüchtern gegenüberstehen « , bemerkte Julika. » Sündenpfuhl! Also wirklich! «
    Â» Lesbische Trinkerinnen… « Nele kicherte.
    Â» Triebhafte Hexen… « , sagte Marion, aber es klang gar nicht verächtlich, fast als wäre sie mit dieser Bezeichnung durchaus einverstanden. » Wenn der erst die Hexenschuhe gesehen hätte! «
    Â» Wir schröpfen die Ortskasse? « , empörte sich Dorothee. » Wie denn? «
    Â» Weil er glaubt, dass wir bald auf Wannsee-Stütze gehen! Was für ein Arsch. Er weiß immer noch nicht, dass er uns im Oktober schon wieder los ist. Von wegen Hauptwohnsitz! Na, das werden wir ihm auch nicht verraten. Schmoren soll er. Am besten in der Hölle! « Eva ließ sich neben Dorothee auf die Couch fallen. » Loh und Gandalf mögen ihn auch nicht. Und die Fleischverkäuferin von Karoppke, Cindy, hat Dani ganz offen bemitleidet. «
    Â» Gaby Schlomske auch « , sagte Marion.
    Â» Mir tut sie auch leid « , meinte Dorothee. » Jedes Mal, wenn sie irgendwo auftaucht, wirkt sie so bedrückt. Sie arbeitet für ihn? Das heißt, dass sie vierundzwanzig Stunden mit ihm zusammen ist! «
    Â» Bei so einem Vater wäre ich auch bedrückt. « Eva begann, Flaschen und Gläser wegzuräumen.
    Â» Hat sie denn keine Mutter? « , wunderte sich Dorothee.
    Â» Sie ist bestimmt Mitte zwanzig, da sollte sie wohl imstande sein, sich gegen ihren Vater zu behaupten « , meinte Marion.
    Â» So wirkt sie aber nicht « , sagte Nele. » Erinnert ihr euch noch ans Sommerfest? Da kam es mir vor, als ob Gandalf sie beschützen wollte, so wie er sich aufgeplustert hat. Jetzt frage ich mich, wovor eigentlich… «

14. Kapitel
    Â» Ach, schüttel mich, schüttel mich,
wir Äpfel sind alle miteinander reif. «
Da schüttelte es den Baum,
dass die Äpfel fielen, als regneten sie,
und schüttelte, bis keiner mehr oben war.
    Gebrüder Grimm
    An diesem Abend schafften sie es kaum bis zum Wetterbericht ( » Ein Hoch über Skandinavien sorgt weiterhin für trockenes und heißes Wetter in Brandenburg « ), die Augen offen zu halten. Sie

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