Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
Vom Netzwerk:
Mimilein, was hast du denn? « , fragte Dorothee erschrocken, während Mimis Schluchzen immer heftiger wurde. Eva warf einen beunruhigten Blick in Richtung Pfarrhaus, aber sie waren so weit entfernt, dass Lobetal sie unmöglich hören konnte.
    Â» Es ist soooo trau…trau…traurig « , stammelte Mimi. Ihre Wangen glänzten tränennass.
    Â» Du kanntest Lorenzo doch gar nicht « , bemerkte Julika nüchtern.
    Sergio war jetzt fertig. Er nahm die Moosplatte und legte sie sorgfältig auf die nackte Stelle zwischen den Wurzeln. Dann trat er sie behutsam fest.
    Â» Ich wei…heiß « , schluchzte Mimi. Sie weinte so sehr, dass es sie schüttelte. » Aber trotzdem– sein Leben war so ku…hurz. «
    Â» So kurz nun auch wieder nicht. Er war schließlich achtzehn Jahre älter als ich « , sagte Julika. » Fast siebzig. Das ist für einen Kettenraucher nicht schlecht. «
    Mimi unterbrach ihre Heulattacke abrupt. » Ach, echt? So alt? « , fragte sie.
    Sergio legte ihr den Arm um die bebenden Schultern. » Ja, er nicht ware der Jüngste mehr. «
    Julika fand, dass der Fokus auf Mimi alles andere als gerechtfertigt war. Hier ging es schließlich um Lorenzo. Oder höchstens noch um sie, seine Fastwitwe. Keineswegs aber um diese verwöhnte Stadtgöre!
    Â» Lasst uns ein Gebet für Lorenzo sprechen « , sagte sie ungehalten. » Und dann sollten wir zusehen, dass wir nach Hause kommen. Es ist schon spät. Vater unser, der du bist um Himmel … «
    Murmelnd und mit gefalteten Händen fielen die anderen ein. Mimi hatte den Kopf gegen Sergios Schulter gelehnt. Sie blieb auch an seiner Seite, als sie den Buchenfriedhof verließen und sich auf den Rückweg machten. Es entging keiner der Freundinnen, dass Sergio nach Mimis Hand gegriffen hatte und nicht die Absicht zu haben schien, sie in absehbarer Zeit wieder loszulassen.
    Â» Jemand sollte ihm mal stecken, dass unsere kleine Drama Queen ein bambino erwartet « , zischte Julika Eva zu.
    Plötzlich erklang ein zartes Zirpen.
    Julika blieb stehen. » Hört mal! « , flüsterte sie.
    Â» Was ist denn? « , fragte Eva.
    Â» Eine Zikade! « , sagte Julika verzückt. » Lollis letzter Gruß an uns! «
    Â» Hoffen wir mal, dass er nicht als Grille reinkarniert wird. Das wäre ein echter Abstieg auf der buddhistischen Leiter. Dann muss er schon sehr mies gewesen sein « , murmelte Marion, die vor ihnen lief.
    Eva ging nicht darauf ein. Sie hatte am Ende des Weges, dort, wo er in die Dorfstraße mündete, Loh erblickt.
    Â» Hallo « , sagte er, als sie ihn erreichten. » Hat alles geklappt? «
    Â» Ja, klar. Friede seiner Asche « , erwiderte Eva ein bisschen atemlos. » Und bei dir? Welches Märchen hast du Pfarrer Lobetal aufgetischt? Was hat denn so lange gedauert? Ich dachte, du kämest nach. «
    Doch Loh beantwortete ihre Frage nicht. Als sei er mit seinen Gedanken ganz woanders, sagte er: » Ich habe lieber hier auf euch gewartet. Und eben ist ein Wagen vorbeigekommen. Wenn mich nicht alles täuscht, hat er vor euerm Haus gehalten. «
    Â» Nicht schon wieder Besuch! « , murmelte Nele erschöpft und schleppte sich weiter.
    Inzwischen war sie ausgenüchtert und schrecklich müde. Sie wollte nichts lieber, als sich in ihr gemütliches Bett zu werfen und am nächsten Morgen so tun, als hätten sie niemals die Asche eines italienischen Exmannes heimlich begraben, nachdem sie viel zu viel Rotwein getrunken hatten… Außerdem war morgen Montag, was eine Telefonkonferenz mit Titus bedeutete.
    Doch Loh hatte richtig beobachtet: Vor ihrem Haus, hinter Mimis altem Polo, parkte ein uralter Kombi. Eine Rostlaube. Daneben stand eine große Gestalt. Unheimlich sah sie aus, denn sie hatte die Kapuze des dunklen Sweatshirts tief ins Gesicht gezogen. Sergio und Mimi, die Hand in Hand vorneweg schlenderten, erreichten die Gestalt zuerst. Und dann sahen die Freundinnen, wie der Kapuzenmann auf Sergio zustürzte, ausholte und ihm seine Faust aufs Auge schlug. Sergio stöhnte auf und ging in die Knie. Hart schlug er auf dem Pflaster auf.
    Und dann zerriss Mimis Schrei die Stille der Nacht: » Lennart! « , kreischte sie. » Was machst du denn hier? «
    Â» Ach, und das ist dein netter Schwiegersohn in spe, Dorothee? « , fragte Marion angelegentlich, während Loh den vor Wut schnaubenden Lennart mit eisernem

Weitere Kostenlose Bücher