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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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Sergio– gute Reise. Du fährst doch morgen zurück? «
    Sergio warf Julika einen raschen Blick zu.
    Â» Si « , sagte er knapp, während Dorothee das Zimmer verließ, um Bettzeug zu holen. Marion, Eva und Nele verschwanden nach oben.
    Seltsam, dachte Dorothee, als sie, den Arm voller Decken und Kissen, zurückkam: Julika und Sergio waren in ein Gespräch vertieft, das sie sofort unterbrachen, als sie das Wohnzimmer betrat. Neugierig blickte Dorothee von einem zum anderen. Julika sah nachdenklich aus, Sergio wirkte entschlossen. Und als Dorothee das Bettzeug auf dem Sofa arrangiert hatte, machte Julika keine Anstalten, das Zimmer zu verlassen.
    Am nächsten Morgen schien die Sonne, als hätte es niemals Regen gegeben. Marion war schon weg, als Eva sich in der Küche einen Kaffee machte und nach draußen ging. Es war noch immer Sommer, aber jetzt, am frühen Morgen, lag ein erster Hauch Herbstkühle in der Luft. Sie war froh, dass sie Jeans, Sweatshirt und Gummistiefel anhatte.
    Noch zwei Tage, und der September würde anbrechen und damit ihr letzter Monat in Wannsee. Sie wusste, wie die anderen darüber dachten, besonders Marion und Julika. Aber sie persönlich hatte Berlin nicht einen Tag vermisst. Und sie war sich sicher, dass sie, wenn sie wieder in Berlin war, das von Wannsee nicht würde sagen können.
    Mit einem leeren Korb in der einen Hand und einem Kaffeebecher in der anderen machte Eva sich auf den Weg in den Apfelgarten. Im Vorbeigehen warf sie einen kritischen Blick auf ihre Dahlien. Die feuerroten Kaktusdahlien sahen gut aus, aber die Blüten der orangefarbenen Pompondahlie hatten im Regen gelitten. Wenn ihr heute Nachmittag Zeit blieb, würde sie sie abschneiden und die Stängel, die noch Knospen trugen, hochbinden. Es juckte sie in den Fingern, die Gartenschere, den Bindebast und die Bambusstäbe zu holen.
    Das Gras unter den Bäumen war durch den Regen ordentlich gewachsen. Spinnen hatten die Halme genutzt, um zwischen ihnen dichte Netze zu weben, in denen der Tau gefangen war. Die Morgensonne ließ jeden einzelnen Tropfen wie einen Diamanten glitzern.
    Bevor Eva den ersten Apfel im feuchten Gras aufgelesen hatte– sie war ziemlich sicher, dass es sich dabei um einen Elstar handelte–, hörte sie über sich raue Vogelschreie. Sie stellte den Korb ab und schaute hoch: Am Himmel zog ein großer Schwarm in V-Formation dahin, gefolgt von einem zweiten, einem dritten.
    Â» Das sind die Wildgänse. Sie ziehen dieses Jahr früh in den Süden « , hörte sie von nebenan. » Es wird einen kalten Winter geben. Nicht mehr lange, dann hauen auch die Schwalben ab. «
    Eva lächelte Loh zu und hob die Kaffeetasse in seine Richtung, als wolle sie mit ihm auf den sonnigen Morgen anstoßen. Den Bauern nebenan und ihre Gespräche über den Zaun würde sie in Berlin ebenfalls vermissen. Sehr sogar.
    Â» Das haben wir fünf mit den Wildgänsen und Schwalben gemein. Wir verschwinden auch bald « , sagte sie.
    Â» Ja. Ich weiß « , meinte er und wandte den Blick von ihr ab, um den davonziehenden Vogelschwärmen nachzuschauen. » Schade. «
    Â» Ja, sehr. « Sie seufzte und wandte sich zum Gehen. » Bis dahin müssen wir aber noch viele Körbe mit Fallobst hinausstellen. «
    Â» Den ersten nehme ich gleich « , sagte Loh. » Dann kann Gandalf ihn nachher zu den Gallos mitnehmen. «
    Als Eva ins Haus zurückkehrte, war Nele bereits wach und angezogen. » Eine neue muntere Titus-Woche steht uns bevor « , begrüßte sie Eva.
    Â» Und ein paar Seiten für unser Buch « , bestätigte Eva.
    Immer, wenn sie ein bisschen Zeit hatten, arbeiteten sie daran. Ländliche süße und deftige Rezepte, Apfelmythologie, Märchen, Einmach- und Lagerungstipps samt spektakulären Fotos aus ihrem Apfelgarten fanden sich inzwischen in ihrem Apfelbuch. Auch Julika hatte etwas beigesteuert, das alle begeisterte: Sie hatte rotgrüne Apfelsocken entworfen und angefangen, sie zu stricken. Sogar ein hübsches Schnittmuster für eine Apfelschürze hatte sie entdeckt und Marion eine Anleitung, wie man aus Apfelkernen eine Kette basteln konnte.
    Â» Also los « , sagte Nele beschwingt. » Zieh dich um. Ich bin so weit. «
    Bewaffnet mit einem Kaffee verschwand sie im Büro und fuhr den Computer hoch. Doch statt Eva standen plötzlich Julika und Sergio in der Tür. Sergio war

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