Eve & Adam (German Edition)
einem guten Grund mir gegeben. Weil ich nämlich keine Skrupel habe, euch alle abzuknallen.«
Ich bleibe auf dem Blitz sitzen, denn ich habe keine Lust, von ihm herunterzuspringen, solange er sich noch bewegt. Mit Beinverletzungen hatte ich in letzter Zeit genug Ärger.
Meine Mutter, die noch keine einzige Schweißperle vergossen hat, sieht Adam an und schnippt mit den Fingern. »Hol sie runter.«
Was Adam auch tut. Ich gleite an seinem perfekten Körper zu Boden. Als ich stehe, ist mein Mund nur wenige Zentimeter von seinem entfernt.
Alles an Adam ist perfekt.
Trotzdem sage ich: »Wir müssen Solo suchen.«
43
EVE
Während die Sicherheitsleute Tommys Komplizen Handschellen anlegen, betrachte ich seine Leiche, die mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf dem Boden liegt.
Bei meinen Aufenthalten im Krankenhaus habe ich schon öfter Blut gesehen, deshalb bin ich nicht mehr ganz so empfindlich wie früher. Trotzdem: Ein Gehirn auf dem Boden ist kein schöner Anblick.
Adam braucht nur einen Blick darauf zu werfen und wird fast ohnmächtig. Aislin fängt ihn auf und sieht mich anklagend an.
»Das mit dem Mut habe ich vergessen«, gebe ich zu. »Dafür ist er nett und einfühlsam.«
»Könnte schlimmer sein«, meint Aislin.
»Wir müssen noch eine Lösung für den Schlamassel mit Maddox finden«, sage ich.
»Ich muss den Teppich ersetzen«, jammert meine Mutter. »Kaschmirseide, handgeknüpft.«
»Vielleicht ist dafür jetzt nicht der beste Zeitpunkt«, wispert Aislin mir zu.
»Zuerst das Wichtigste«, fordere ich. »Solo.«
»Ich kann mir denken, wo sie ihn hingesteckt haben«, sagt meine Mutter.
Sie geht voraus – weil sie das immer tut – und Aislin, Adam und ich folgen ihr.
Das Zimmer ist dunkel. Meine Mutter betätigt einige Schalter – und da ist er. Er schwebt in dem Becken, in dem vorher Adam war.
»Solo«, flüstere ich.
Er ist vollständig bekleidet und offensichtlich bewusstlos. Umgeben von einem Gewirr aus Drähten.
Meine Mutter überprüft einen leuchtenden Monitor.
»Laut Anzeige sind Puls und Hirnaktivität normal«, sagt sie. »Er lebt. Wir können ihn herausholen.«
»Gott sein Dank!«, entfährt es mir.
»Ich habe auch mal hier gelebt«, erklärt Adam Aislin lebhaft.
Aislin tätschelt ihm den Arm. »Das weiß ich doch, mein Lieber.«
Meine Mutter greift nach einem Hebel. »Ach übrigens, Evening«, ihre Augen beginnen zu funkeln, »das wäre die perfekte Gelegenheit für ein paar Optimierungen.«
Aislin reibt die Hände aneinander. »Er ist voll verdrahtet. Man könnte also ein paar kleinere Änderungen vornehmen, stimmt’s?«
»Psychologischer Art«, schlägt meine Mutter vor.
»Körperlicher Art«, sagt Aislin. »Im Namen der Wissenschaft.«
»Du könntest ihn etwas umgänglicher machen«, erklärt meine Mutter, »denn Männer sind manchmal so … unkooperativ.«
Ich schüttle den Kopf. »Wir holen ihn so raus. Jetzt gleich.«
»Letzte Chance«, sagt Mom. »Du weißt, wie wählerisch du manchmal bist.«
»Nein, wir holen ihn jetzt raus.«
Es dauert eine Stunde, Solo von den Drähten zu befreien. Er wacht erst auf, als wir ihn in sein Zimmer zurückgebracht haben. An ihm klebt durchsichtiger Glibber aus dem Tank.
Ich breite gerade eine Decke über ihn, da gehen seine schönen Augen flackernd auf.
»Ich lebe«, stellt er fest.
Ich nicke. »Ja, scheint so.«
Sein Blick wandert zu meiner Mutter, die Augen weiten sich angstvoll. Dann wendet er den Kopf ab. »Verdammt!«
»Ja«, sagt meine Mutter trocken. »Ich bin auch noch hier.«
»Das habe ich nicht gemeint«, entgegnet er leise. »Ich …«
Mom sieht ihn eindringlich an. »Du wolltest mich fertigmachen.«
»Aber ich habe es nicht getan. Ich wollte es. Ich hätte es tun können.«
»Warum hast du es nicht getan?«, frage ich.
Er zuckt die Schultern. »Es war nicht mehr nur eine Sache zwischen ihr und mir. Du warst auch mit im Spiel. Sie konnte ich niedermachen, dich nicht.«
»Süß«, sagt meine Mutter in einem Ton, mit dem sie gewöhnlich bewirkt, dass man im Boden versinken will.
»Tommy hat mir von meinen Eltern erzählt«, sagt Solo. »Das wusste ich nicht. Ich wusste nicht, was sie getan haben, was sie für Menschen waren. Ich habe Sie … ja, ich habe Sie für eine skrupellose, amoralische und gefühllose Frau gehalten, die gerne andere manipuliert.«
Mom nickt. »Was ja auch stimmt.«
»Ähm, wenn das so ist …«, sagt Solo verunsichert.
Armer Solo. Er hat vermutlich eine
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