Eve & Adam (German Edition)
ihm laut.
»Sie haben sich gestritten«, erklärt Tommy. »Dass Ihre Tochter Sie hasst, ist allgemein bekannt.«
»Das stimmt nicht!«, rufe ich.
»Gut. Wie wär’s damit: Sie hat die Wahrheit herausgefunden?« Tommy grinst. »Dass Sie mit ihr herumexperimentiert haben wie mit einer Laborratte.« Die Erklärung gefällt ihm. Er mustert meine Mutter mit zusammengekniffenen Augen. »Apropos herausfinden: Wie haben Sie eigentlich herausgefunden, was wir hier tun?«
Meine Mutter lächelt kaum merklich. »Sie haben nicht als Einziger heimlich Überwachungskameras installiert, Thomas.«
Tommy wirkt ein wenig eingeschnappt. »Packt das Mädchen!«
Dr. Gold und Martinez stürzen sich auf mich.
Ich lasse mich fallen, als würde ich in Ohnmacht sinken. Martinez’ Arme verheddern sich mit denen von Dr. Gold, während ich unter den beiden hindurchschlüpfe.
Ich strecke die Hände nach dem Feuerlöscher aus, will ihn hochheben. Er ist zu schwer, aber immerhin stolpert Martinez darüber.
Er knallt gegen den Schreibtisch. Wieder versuche ich, meine einzige Waffe zu packen. Den Griff bekomme ich nicht zu fassen, dafür aber die Mitte des Zylinders. Verzweifelt stemme ich ihn in die Höhe und schlage zu.
Ich ziele auf den Bauch von Dr. Gold und verfehle ihn. Stattdessen treffe ich sein Knie.
»Auaaa! Ah, tut das weh!«
»Entschuldigung«, sage ich. Weil ich nicht mehr klar denken kann. Ich verstärke meinen Griff um den Feuerlöscher und schwinge ihn erneut durch die Luft.
Wieder daneben. Ich verliere das Gleichgewicht und stürze nach vorn.
»Packt sie doch einfach, ihr Dummköpfe!«, brüllt Tommy. »Anapura, helfen Sie den anderen!«
»Für Sie bin ich immer noch Dr. Anapura!«, erwidert die Frau barsch und langt in meine Richtung.
Ich weiß, es ist ein dummes Klischee zu behaupten, Wissenschaftler würden in praktischen Dingen nichts auf die Reihe kriegen, aber wenn ich es hier mit Footballspielern zu tun hätte, wäre ich längst so was von erledigt.
»Was ist denn hier los?« Es ist Aislins Stimme.
Während die anderen vor Schreck erstarren, schiebe ich mich an Dr. Anapura vorbei. Den Feuerlöscher lasse ich fallen, weil er mich nur behindern würde. Ich weiß genau, was ich jetzt zu tun habe.
Aus den Augenwinkeln entdecke ich Adam. Er sieht Aislin fragend an. Und Aislin, die verrückte Nudel, knöpft sich Tommy vor und reißt ihn an den Haaren.
»Verdammt!«, schreit Tommy.
Ich klettere die Mammutbaumskulptur hinauf, was nicht leicht ist. Nach wenigen Metern rutsche ich ab und schürfe mir die Knie auf. Aber die Verblüffung von Anapura und Martinez über meine Aktion spornt mich an weiterzuklettern. Wie auch der Anblick von Dr. Gold, der wie ein verängstigter Affe wimmernd im Kreis herumhüpft und sich das verwundete Bein hält.
»Pass auf!«, höre ich Aislin plötzlich schreien.
Gerade noch rechtzeitig bemerke ich, dass ich gleich mit dem Kopf gegen einen Ast stoße.
Ich bin jetzt wirklich schon ziemlich weit oben.
Allerdings nicht so weit oben wie damals, als Solo und ich uns vom Balkon abgeseilt haben.
»Nimm ihm die Pistole weg!«, befiehlt Aislin Adam.
Aber Adam steht wie erstarrt da.
Da dämmert mir: Ihm fehlt der Mut. Den habe ich wohl vergessen.
Tommy hat anscheinend genug von dem Chaos. Er drückt meiner Mutter die Pistole in die Brust, und ich weiß, an was sie jetzt denkt: an die gigantische Rechnung der chemischen Reinigung.
»Stirb, du eiskaltes Stück!«, zischt er.
Adam weicht erschrocken zurück, aber Aislin brüllt: »Finger weg von dem eiskalten Stück, du Arschloch!«
Ich bin an der Spitze des stählernen Baums angekommen, drehe mich um, verrenke mir fast den Knöchel und lasse mich auf das dicke Ende des Blitzes fallen.
»Mom!«, schreie ich.
Der Blitz schwingt nach vorn. Die gezackte Spitze wird meine Mutter mitten in den Hinterkopf treffen.
Die Spitze blitzt auf. Gleich fährt sie durch die sorgfältig frisierten Haare.
Im allerletzten Moment neigt meine Mutter einfach den Kopf zur Seite.
Der Blitz saust an ihr vorbei und kommt abrupt zum Stehen.
Und zwar deshalb, weil die Spitze sich in Tommys Stirn gebohrt hat. Direkt unter das Pixies-Tattoo.
Tolle Band. Aber kein Schutz.
Tommy sackt in sich zusammen. Die Pistole schliddert über den Boden.
Adam bückt sich und hebt sie auf. Er betrachtet sie kurz, dann reicht er sie an Aislin weiter.
Tommys Komplizen wollen sich schon auf sie stürzen, da richtet sie den Lauf auf die drei. »Adam hat die Pistole aus
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