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Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Titel: Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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dem Kopf. Noch nie hatte ich jemanden schwimmen gesehen. War sie einfach ins Wasser gegangen und hatte mit den Armen herumgerudert? Hatte sie sich an etwas festgehalten? An einem Ast, einem Seil? »Aber hattest du keine Angst zu ertrinken?«
    Beim Klang meiner Stimme sprang das Kaninchen mit einem Satz in die verwilderten Überreste eines Vorgartens.
    »Super, Eve«, ärgerte sich Arden, als sie das Messer wieder in ihren Gürtel schob. »Ich würde dir für mein Leben gern das Herz ausschütten, ehrlich, aber ich muss etwas für unser Abendessen jagen.« Sie verschwand zwischen den Häusern und machte sich nicht die Mühe, sich umzudrehen.
    »Ich finde selbst was zu essen!«, rief ich ihr hinterher. »Treffen wir uns wieder im Haus?«
    Als sie keine Antwort gab, folgte ich dem Weg aus der Wohngegend zu einem Einkaufszentrum mit verfallenen Geschäften. Ein ehemaliges Restaurant war mit hohem Gras überwachsen, durch Ranken und Moos sah man gerade noch ein riesengroßes gelbes M. Am Ende des Blocks stand ein wuchtiges Gebäude. Die Fassade war unversehrt, aber in der Leuchtreklame fehlte ein Buchstabe. Dort stand: WAL MA T. Über die gesprungenen Frontscheiben war mit Sprühfarbe QUARANTÄNEGEBIET. BETRETEN AUF EIGENE GEFAHR geschrieben.
    Als der Laster die Barrikaden durchbrach, um alle gesunden Kinder zu evakuieren, die zurückgeblieben waren, flehte meine Mutter die Fahrer an, mich mitzunehmen. Weil ich nicht gehen wollte, warf ich mich gegen den Briefkasten und umklammerte mit meinen dünnen Ärmchen den hölzernen Pfosten. Es half nichts. Als sie mich auf die Ladefläche des Lasters hoben, erschien meine Mutter in der Türöffnung, aus ihrer Nase lief Blut. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen, die die Farbe fauliger Pflaumen hatten. Sie stand da und winkte zum Abschied. Hauchte mir einen Kuss zu.
    Als ich jetzt durch die verlassene Stadt lief, versuchte ich, die gewaltigen Holzkreuze auf dem Parkplatz zu ignorieren, genau wie die mit Moos überwachsenen Knochenberge darunter. Doch egal, wohin ich mich wandte, gab es Zeichen des Todes. Auf der anderen Straßenseite waren die Fenster eines verlassenen Büros mit der Aufschrift »Immobilien in Nordkalifornien« zugenagelt. In einem Laden namens »Suzys Nagelstudio« stapelten sich Särge. Ich starrte gerade auf das rote X auf einem Müllcontainer, als mir etwas vor die Füße lief. Ein Bärenjunges trottete über den Weg und sah zu mir auf. Dann wendete es sich wieder einer verrosteten Konservendose zu, die es mit seinen Tatzen zu öffnen versuchte.
    Ich dachte sofort an Winnie Puuh, dieses Buch aus dem Archiv, aus dem uns Lehrerin Florence früher immer vorgelesen hatte und das von dem Bären und seinem guten Freund Christopher Robin handelte. Sie hatte uns gewarnt, dass die meisten Bären nicht so nett waren, aber dieses Bärenjunge schien zu klein, um gefährlich zu sein. Ob es wohl von Honig träumte? Oder war das bloß eine seltsame Erfindung in der Geschichte?
    Ich streckte die Hand aus und achtete darauf, den Kleinen nicht zu erschrecken. Er schnupperte mit seiner feuchten Nase an meinem Arm, Ich streichelte das weiche braune Fell von dem kleinen Ding und freute mich, dass es leicht auf meiner Haut kratzte.
    »Doch, du bist genau wie Winnie«, sagte ich. Er lief auf die andere Seite des Wegs und schnüffelte an weiteren alten Dosen. Ob Arden wohl erlauben würde, dass ich ihn mit ins Haus nahm? Vielleicht konnten wir ihn eine Weile behalten. Ich hatte noch nie ein Haustier gehabt.
    Ich streckte wieder die Hand nach ihm aus, doch als ich ein lautstarkes Knurren hörte, zog ich sie zurück. Neben der Straße stand eine riesige Bärin auf ihren Hinterbeinen. Sie überragte mich wie ein Felsen.
    Als das Junge zu ihr hinübertrabte, riss sie erneut das Maul auf und fletschte die Zähne. Ich richtete mich langsam auf, meine Nackenhaare sträubten sich vor Angst. Mir zitterten die Hände. Die Bärin stürzte mit gesenktem Kopf auf mich zu und ich machte mit meinen dünnen Armen eine jämmerliche Abwehrgeste. Ich bereitete mich darauf vor, dass sie mich anfallen würde, doch in diesem Moment traf sie etwas im Gesicht.
    Ein Steinbrocken. Als die Bärin noch einmal knurrte, knallte der nächste Stein gegen ihren Kopf, sie kippte nach hinten und schlug mit ihrem gewaltigen Hinterteil auf der Straße auf. Ich drehte mich um. Hinter mir saß ein verdreckter Junge auf einem schwarzen Pferd und hielt eine Steinschleuder in der Hand. Seine Haut hatte eine rotbraune Farbe

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