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Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Titel: Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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und seine muskulöse Brust war schlammbespritzt.
    »Kletter mal lieber hier rauf«, sagte er und stopfte die Schleuder in die Gesäßtasche seiner Hose. »Das ist noch nicht vorbei.«
    Ich sah zu der Bärin zurück, die den Kopf schüttelte und für den Augenblick verwirrt zu sein schien. Ich war mir nicht sicher, was schlimmer war: von irgendeinem brutalen Tier umgebracht zu werden oder mit einem wilden Neandertaler davonzureiten. Der Junge streckte mir die Hand entgegen, die Finger waren vor Dreck ganz schwarz.
    »Komm schon!«, drängte er.
    Ich nahm seine Hand und er zog mich hinter sich auf den ungesattelten Rücken des Pferdes. Er roch nach Schweiß und Rauch.
    Mit einem Hüh! galoppierten wir die moosbewachsene Straße hinunter. Ich umklammerte mit einem Arm seinen muskulösen Oberkörper, dann drehte ich mich um, weil ich nach der Bärin sehen wollte. Sie hatte sich aufgerappelt und rannte uns hinterher, ihr schwerer brauner Körper keuchte vor Anstrengung.
    Der Junge hielt die rissigen Lederzügel fest und trieb das Pferd von der Hauptstraße weg zwischen die dicht stehenden Bäume des Waldes. Die Bärin kam jetzt so nahe, dass sie nach dem Schweif des Pferdes schnappen konnte.
    »Schneller! Du musst schneller reiten!«, schrie ich.
    Das Pferd legte zu, aber die Bärin war immer noch zu nahe und zeigte keine Anzeichen von Ermüdung. Ich konnte fühlen, wie ich den Halt an den nass geschwitzten Seiten des Pferds verlor. Ich klammerte mich an den Jungen, meine Fingernägel gruben sich in seine Haut. Er beugte sich vor und ich spürte den Windzug. Die Bärin riss wieder ihr grässliches Maul auf.
    Als ich über die Schulter des Jungen sah, erkannte ich vor uns einen Graben. Er war ungefähr anderthalb Meter breit und knapp fünf Meter tief und sah wie ein alter Abwasserkanal aus. »Pass auf!«, schrie ich, doch der Junge ritt einfach weiter, sogar noch schneller als zuvor.
    »Lass mich mal machen!«, brüllte er über die Schulter zurück. Hinter uns rannte die Bärin in vollem Tempo, ihre dunklen Augen fixierten das Hinterteil des Pferdes.
    »Nicht«, sagte ich leise, während wir auf den Graben zugaloppierten. Wenn wir es nicht schafften, würde uns die Bärin garantiert bei lebendigem Leib zerreißen. Wir säßen auf dem Grund des Kanals in der Falle und könnten uns nirgendwo verstecken. »Bitte nicht.« Doch das Pferd setzte bereits zum Sprung an, sein Körper streckte sich der anderen Seite des Abgrunds entgegen.
    Mir drehte sich der Magen um. Einen Moment lang spürte ich mein Gewicht nicht, doch dann fühlte ich, wie die Hufe hart auf der Erde aufschlugen. Ich sah das Feld voller gelber und orangefarbener Blumen rings um uns. Wir hatten es über den Graben geschafft.
    Ich drehte mich ein letztes Mal um, denn ich hatte Angst, die Bärin wäre noch immer hinter uns her, doch sie war am Rand des Grabens abgerutscht. Das Letzte, was ich von ihr hörte, war ihr wütendes Brüllen, als sie den steinigen Abhang hinunterrollte und im Matsch des Grabens landete.

SIEBEN
    Es dauerte eine ganze Weile, bis einer von uns beiden etwas sagte. Jetzt, da wir außer Gefahr waren, rutschte ich auf dem Pferderücken nach hinten und versuchte, so viel Abstand wie möglich zu dem Jungen zu gewinnen. Er war ein seltsamer Mann, irgendwie wild. Nicht der kultivierte Typ, der die Seiten des Großen Gatsby zierte. Aber er schien auch nicht wie die gewalttätigen Männer zu sein, die ich an meinem ersten Tag in der Wildnis erlebt hatte. Er hatte mich zumindest gerettet und ich konnte bloß hoffen, dass keine bösartige Absicht dahintersteckte.
    Er trug fleckige Hosen mit Löchern an den Knien und seine schulterlangen Haare waren zu Dreadlocks gedreht. Im Gegensatz zu den Männern der Banden hatte er keine Pistole bei sich, was allerdings nur ein kleiner Trost war, denn er war genauso breit und muskulös wie sie.
    Ich war nicht sicher, welche abwegigen Gedanken ihm über mich durch den Kopf gingen, ein Mädchen, das er allein in den Wäldern gefunden hatte. Ich zupfte an meinem Shirt, um meine Brüste zu kaschieren.
    »Was immer du vorhast, vergiss es einfach«, sagte ich und streckte mich, um größer zu wirken, als ich war. Ich sah zu den drei toten Kaninchen, die an den Läufen zusammengebunden vom Hals des Pferdes baumelten.
    Der Junge drehte sich zu mir um und grinste. Obwohl er schmuddelig aussah, waren seine Zähne ebenmäßig und weiß. »Was hab ich denn vor? Hey, das würde mich echt interessieren.«
    Wir trabten nun eine

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