Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war
Laterne schimmerten. »Schwimmen kann ich dir an einem Tag beibringen.«
»An einem Tag?«, fragte ich. Ob er mein Herzklopfen hören konnte? »Das glaube ich nicht.«
»Glaub es ruhig«, antwortete er. Er sah mich wieder mit seinen blassgrünen Augen an. Es war ein Wettstreit, wer zuerst wegsehen würde. Eins, zählte ich in Gedanken. Zwei, drei …
Ich gab schließlich auf und ging unter seinem Arm hindurch auf den Gang. »Gut, dann nehme ich dich beim Wort«, sagte ich und machte mich auf den Weg zu meinem Zimmer. »Gute Nacht«, rief ich ihm über die Schulter zu und fühlte die Wärme seines Blicks, als ich den feuchtkalten, modrigen Gang hinunterlief und mich wieder ins Bett legte.
SECHZEHN
Sobald wir am Ufer ankamen, zog Caleb sein T-Shirt aus und sprang kopfüber in den See. Seine Beine paddelten schnell unter der glitzernden Oberfläche und bald war er im tieferen, pechschwarzen Wasser, wo er schließlich verschwand.
Ich wartete. Eine Minute verging. Dann noch eine. Ich ließ den Blick über die endlos blau spiegelnde Fläche wandern, konnte ihn aber nirgendwo entdecken. »Caleb?«, rief ich. Ich lief am Ufer entlang und suchte nach irgendeinem Anzeichen von ihm, der See war jedoch auf unheimliche Weise still.
Schließlich stieß er an die Oberfläche, fast fünfzig Meter entfernt, um seinen Kopf kräuselten sich kleine weiß schäumende Wellen. Ich atmete aus, schnappte gemeinsam mit ihm nach Luft, als hätte ich sie wie er angehalten.
»Angeber!«, brüllte ich.
Ich zog das flusige Handtuch von meinen Schultern und darunter kam der »Badeanzug« zum Vorschein, den ich für die Schwimmlektion improvisiert hatte: ein Paar Jeansshorts und mein zerlöcherter Schulpullover. An der Stelle, wo das Wappen hätte sein sollen, war der Stoff zerrissen. Ich hatte es an diesem Morgen in Gedanken bei Pip mit dem Messer herausgeschnitten.
Als ich einen Zeh ins Wasser steckte, ging mein Puls schneller. Das Wasser war kalt. Die Sonne versank hinter den Bäumen, die Luft war schärfer als sonst. Als ich auf die Stelle starrte, wo der See tiefer und dunkler wurde, fühlte ich Schwindel. Ich ließ mir von den glatten Steinen die Fußsohlen massieren und sammelte meinen ganzen Mut. Ich fühlte mich wohler als vorher, selbstbewusster, sogar tapfer. Arden schien es besser zu gehen; sie lag zwar noch immer im Bett, doch sie trank und aß mehr, und allmählich bekam ihr Gesicht wieder Farbe. Ich zuckte nicht mehr zusammen, wenn ich auf dem Gang Leif begegnete, und hatte keine Angst mehr, das Camp zu erforschen. Langsam, aber sicher gewöhnte ich mich an unser vorübergehendes Zuhause.
Caleb kam zurückgeschwommen. Im Rhythmus seiner Armbewegungen verlagerte er seinen muskulösen Körper von einer Seite auf die andere. Als er das flache Wasser erreichte, warf er den Kopf zurück. »Jetzt oder nie«, rief er und winkte mich heran. »Hier ist es nicht tief.«
Das Wasser reichte ihm bloß bis zur Taille. Doch ich dachte an jene Nacht in der Schule, an das Würgegefühl, als ich den Boden nicht mehr spürte. Ich ging langsam und vorsichtig ins Wasser, bis mich der kalte See Zentimeter für Zentimeter umschloss. Caleb kam mir mit ausgestreckter Hand entgegen.
Ich ergriff sie, ohne nachzudenken, dabei fühlte ich dieselbe Hitze wie in seinem Zimmer. Die Nähe ließ meine Haut kribbeln.
»Siehst du?« Er lächelte, als das Wasser von seiner braunen, sommersprossigen Brust abperlte. »Gar nicht so schlimm.«
Nach ein paar weiteren Schritten stand ich bis zur Brust im See. Als ich nach unten sah, bekam ich Angst, dass ich meine Füße plötzlich nicht mehr sehen konnte. Ich wollte umkehren, zurück ans Ufer und auf festem Boden stehen. Doch Caleb nahm meine andere Hand und starrte mich an, seine blassgrünen Augen ließen nicht zu, dass ich wegsah. Gemeinsam liefen wir ins tiefere Wasser.
»Alles in Ordnung mit dir?«, erkundigte sich Caleb, als mir das Wasser bis zu den Schultern reichte. Ich nickte und wartete darauf, dass sich mein Herzklopfen beruhigen würde. »Gut. Dann tauchen wir jetzt unter. Eins, zwei –«
»Moment!«, schrie ich. »Du willst, dass ich unter Wasser tauche?« Ich brauchte mehr Zeit – um mich an die Temperatur zu gewöhnen, mich vorzubereiten.
»Ja. Wir bleiben so lange unter Wasser, wie du es aushältst. Ich zähle bis drei.« Ich wollte protestieren, aber da fing Caleb schon an. »Eins, zwei, drei.« Ich holte tief Luft und presste die Lippen aufeinander, als wir unter die Oberfläche
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