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Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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keine Fotos von meinem Vater an der Wand über der Treppe, keine Geschichten über ihn, die sie mir zum Einschlafen erzählte. Als ich schließlich alt genug war, um zu begreifen, dass ich anders war als die Kinder, mit denen ich spielte, hatte die Seuche zugeschlagen und ihnen ebenfalls die Väter genommen. Er sei weg, mehr brauche ich nicht zu wissen, hatte sie gesagt. Und sie habe mich lieb genug für zwei.
    Er holte ein glänzendes Stück Papier aus der Innentasche seines Blazers und hielt es mir entgegen. Ein Foto. Ich nahm es und betrachtete das Bild von ihm, das vor vielen Jahren aufgenommen worden war, als die Zeit noch keine Spuren auf seinem Gesicht hinterlassen hatte. Er sah glücklich aus, attraktiv sogar, und sein Arm lag um eine junge Frau, der die dunklen Ponyfransen ins Gesicht fielen. Er blickte zu ihr hinunter, während sie ohne zu lächeln in die Kamera starrte. Ihr Gesicht hatte den selbstsicheren Ausdruck einer Frau, die weiß, dass sie schön ist.
    Ich drückte das Bild an die Brust. Sie war es. Ich erinnerte mich an jede Linie im Gesicht meiner Mutter, das leichte Grübchen in ihrem Kinn, die Art, wie ihr das schwarze Haar in die Stirn fiel. Sie suchte ständig nach einer Klammer, um es zurückzustecken. Wir hatten an jenem Tag Verkleiden in meinem Zimmer gespielt, es war vor der Seuche. Ich konnte immer noch die Kinder draußen schreien und lachen hören, das Rattern der Skateboards auf dem Asphalt. Ich trug die Schuhe mit den rosa Schleifen. Sie nahm meine zweite Elefantenhaarklammer und steckte sie sich ins Haar, direkt über dem Ohr. Schau, Süße, sagte sie und küsste meine Hand, jetzt sind wir Zwillinge.
    »Ich lernte sie zwei Jahre vor deiner Geburt kennen«, setzte der König an. Er führte mich zum Tisch und rückte mir einen Stuhl zurecht. Ich folgte seinem Wunsch und ließ meinen Körper dankbar auf das Polster sinken; mir zitterten noch immer die Knie. »Ich war damals schon Gouverneur und hatte eine Wohltätigkeitsveranstaltung in dem Museum, in dem sie arbeitete. Sie war Kuratorin, bevor es passierte«, sagte er. »Aber das weißt du ja bestimmt.«
    »Ich weiß kaum etwas über sie«, brachte ich heraus und starrte auf ihre Augen auf dem Foto.
    Er stand hinter mir und sah mir über die Schulter, seine Hände lagen auf der Stuhllehne. »Sie zeigte mir bei einer Privatführung die Gärten und machte mich auf diese Pflanzen aufmerksam, die nach Knoblauch riechen und das Rotwild abhalten.« Er setzte sich neben mich und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Sie hatte eine bestimmte Art zu reden, die mich faszinierte, sie schien sich immer über irgendeinen Witz zu amüsieren, den nur sie verstand. Ich verbrachte zwei Wochen dort und danach blieben wir in Verbindung. Wann immer ich nicht in Sacramento war, besuchte ich sie. Doch irgendwann war die Entfernung zu viel für uns. Wir verloren uns aus den Augen.
    Zwei Jahre später kam die Epidemie. Am Anfang ging es ganz langsam. Es wurden Fälle in China und in Teilen Europas gemeldet. Lange Zeit dachten wir, das Ausland hätte die Krankheit in den Griff bekommen. Amerikanische Ärzte arbeiteten an einem Impfstoff. Dann mutierte das Virus. Es war stärker, es tötete schneller. Es erreichte die Staaten und die Menschen starben zu Tausenden. Der Impfstoff wurde überstürzt auf den Markt gebracht, doch er verlangsamte nur das Voranschreiten der Krankheit und zog das Leiden über Monate in die Länge. Deine Mutter versuchte, mich zu erreichen, aber ich wusste nichts davon. Sie schickte E-Mails und Briefe, rief an, solange die Telefone noch funktionierten. Erst nachdem ich unter Quarantäne gestellt worden war, fand ich die Korrespondenz in meinem Büro. Ein ganzer Stapel Briefe lag ungeöffnet auf meinem Schreibtisch.«
    Ich erinnerte mich an diese Zeit. Die Blutungen waren schlimmer geworden. Sie verbrauchte ein Taschentuch nach dem anderen und versuchte, ihre Nase trocken zu halten. Eines Nachmittags, als sie schließlich eingeschlafen und ihr Schlafzimmer dunkel war, war ich hinausgegangen. Auf das Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite war ein rotes X gemalt, der Rasen daneben umgegraben. Dort, wo sie die ersten Leichen begraben hatten, war die Erde aufgeworfen. Die Stille machte mir Angst. Sämtliche Kinder waren verschwunden. Mitten auf der Straße lag ein kaputtes Fahrrad. Die Katze der Nachbarn war draußen und leckte am Ende des Gartenschlauchs, während ich auf die Tür zuging. Ich war hineingegangen und sah mich

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