Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
Vom Netzwerk:
Sie ihn mit Freunden nach dem Umzug. Ich starrte noch immer darauf, betrachtete die Art und Weise, wie sich die Buchstaben aneinanderfügten, und versuchte, den Code herauszufinden und ob er senkrecht oder waagrecht verlief.
    Beatrice kam mit zwei Gläsern Wasser zurück und stellte sie vor mich. »Haben Sie einen Stift?«, fragte ich und zählte jeden zweiten Buchstaben, dann jeden dritten und versuchte, ein Muster zu finden.
    Sie zog einen aus ihrer Weste, setzte sich neben mich und beobachtete, wie ich jeden fünften, dann jeden sechsten Buchstaben abzählte und sie nebeneinander schrieb, um zu sehen, ob sie irgendein Wort ergaben. Zeile für Zeile war völliger Unfug. Schließlich fand ich den Code, der geradewegs von der zweiten zur letzten Spalte hinunterlief. Das Ergebnis schrieb ich auf den Rand.
    »Caleb ist im Gefängnis«, las ich und riss die Anzeige aus der Zeitung. »Der König hat gelogen.«
    »Wer ist Caleb?«, fragte eine Stimme.
    Ich drehte mich um. Clara stand, die Hand an den Türrahmen gelegt, auf dem Gang. Bevor ich nachdenken konnte, kam sie auf mich zugehastet und griff nach der Anzeige. Mit einer schnellen Bewegung riss sie sie mir aus der Hand. Ich sprang auf und versuchte sie mir zurückzuholen, doch ich konnte Clara nicht festhalten. Dann war es zu spät. Sie rannte den Gang hinunter und in ihr Zimmer, wo sie die Tür hinter sich zuknallte.

VIERUNDDREISSIG
    Ich stand vor ihrer Tür und klopfte, bis meine Knöchel schmerzten. »Mach die Tür auf, Clara«, brüllte ich. »Das ist kein Spiel.« Ich sah den Gang hinunter. Der Soldat vor dem Salon beobachtete mich. Beatrice stand neben ihm und versuchte im Flüsterton, eine plausible Erklärung für den Streit zu liefern. Schließlich gab ich auf und presste die Stirn gegen die Holztür. Ich konnte hören, wie sie im Zimmer auf und ab ging, ihre nackten Füße patschten dumpf auf den Boden.
    Sie blieb auf der anderen Seite der Tür stehen. Dann war das vertraute elektrische Geräusch des Zahlenfeldes zu hören. Sie öffnete die Tür einen Spalt, ein schmaler Streifen ihres Gesichts war zu sehen. Sie hielt die hingekritzelte Nachricht nicht länger in der Hand. »Wow, Prinzessin«, sagte sie und konnte vor Lachen kaum sprechen. »Ich hätte dich nie für eine Revoluzzerin gehalten.«
    Ich versetzte der Tür einen kräftigen Stoß und drängte mich ins Zimmer. Sie rieb sich an der Stelle, wo die Tür sie getroffen hatte, den Arm. »Wo hast du den Papierfetzen versteckt?« Ich zog die oberste Schublade ihres Schreibtischs auf und blätterte einen Stapel dünner Notizbücher durch. Daneben lag das zerknitterte Foto eines kleinen Jungen und eines Mädchens, die auf einer hölzernen Hollywoodschaukel saßen, auf dem Schoß des Jungen räkelte sich ein Kätzchen. Ich brauchte einen Moment, bis mir klar wurde, dass das Mädchen Clara war. Der Junge sah ein paar Jahre jünger aus und hatte dichte schwarze Haare und elfenbeinfarbene Haut.
    »Hast du jetzt total den Verstand verloren?«, fragte sie. Sie knallte die Schublade zu und hätte mir fast die Finger eingeklemmt. »Verschwinde aus meinem Zimmer.«
    »Erst, wenn du mir die Anzeige zurückgibst«, sagte ich und suchte die Nachttische neben dem Bett ab. Auf der flauschigen rosa Überdecke lagen Kissen in allen Größen. Einige waren aus Spitze, andere mit zarten weißen Lilien bestickt. Auf den Schränken war nichts zu sehen. Auch im Papierkorb neben ihrem Schreibtisch nicht. Sie hatte die Notiz möglicherweise irgendwo versteckt und wartete auf die perfekte Gelegenheit, mich bloßzustellen.
    »Welchen Unterschied macht das? Ich hab sie sowieso schon gelesen.« Clara verschränkte die Arme vor der Brust. »Das ist dieser Junge, oder? Der, mit dem du dich nachts getroffen hast?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Halt einfach den Mund, Clara.«
    »Ich frage mich, was Charles davon halten würde. Ihr schickt euch über die Zeitung Nachrichten.« Ihre Wangen waren rot und fleckig, ihre Finger rieben immer noch über die empfindliche Stelle auf ihrem Arm. »Dieses Mal kannst du mich wenigstens nicht der Lüge bezichtigen. Jetzt habe ich einen Beweis.«
    Ich schnaubte, weil ich nicht länger an mich halten konnte. »Glaubst du, ich hab mir das ausgesucht? Wenn es nach mir gehen würde, wäre ich überhaupt niemals in die Stadt gekommen. Ich wollte nie hier sein.«
    Clara runzelte die dünnen Augenbrauen. »Warum heiratest du ihn dann? Ich stand direkt daneben, als er dich gefragt hat. Keiner hat dich

Weitere Kostenlose Bücher