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Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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waren im Dunstschleier des Traums verschwommen. Wann kommst du zurück?, hatte Pip gefragt, ihr Bauch wölbte sich fast einen halben Meter vor, ihre Brüste waren geschwollen und das rote Haar klebte ihr an der Stirn. Du hast uns vergessen.
    »Möchtest du etwas trinken?«, fragte Charles. »Ein Wasser vielleicht?« Er gab dem Kellner in der Ecke ein Zeichen.
    »Ich brauche nur Platz«, sagte ich und ließ ihn stehen. »Gib mir eine Minute.« Ich hielt einen Finger hoch. Dann verließ ich den überfüllten Raum und blieb erst am Ende des Gangs stehen, hinter der Küche, wo ich mich mit dem Rücken gegen die Wand lehnte.
    Ich wartete, bis mein Atem wieder langsamer ging. Ich hatte es Beatrice versprochen. Ich hatte ihr versprochen, dass ich ihr helfen würde, ihre Tochter zu finden, und trotzdem hatte ich in den Tagen darauf dumm neben Charles gestanden, als er den Zoo im alten MGM Grand eröffnete. Ich hatte Partys besucht und Galas und einen Brunch für die Gattinnen der Elite ausgerichtet.
    »Geht es Euch gut, Prinzessin?«, fragte Mrs Lemoyne, als sie auf dem Weg zur Toilette vorbeikam. »Ihr seht krank aus.« Sie war eine unscheinbare, harte Frau, die ständig jemanden wegen irgendeines vermeintlichen Fehltritts zurechtwies.
    Ich tupfte mir mit meiner Serviette die Stirn ab. »Ja, Grace, danke. Ich brauchte nur ein bisschen Luft.«
    »Dann stellt Euch doch ans Fenster«, drängte sie. »Dort drüben.« Sie führte mich in das offizielle Speisezimmer, wo ein Diener über einen Tisch gebeugt stand und die Vorbereitungen für das Servieren des Abendtees traf. Ein anderer kniete neben einem Porzellanschrank und nahm Tassen und Untertassen von einem Brett. Zum Glück stand das Fenster offen, die kühle Nachtluft bauschte die Gardinen auf.
    Ich trat ins Zimmer, vom Ende des Gangs waren noch immer die Geräusche der Party zu hören. »Ich hoffe, ich störe Sie nicht«, sagte ich, als ich an dem Mann vorbeiging, der am Tisch stand. »Ich bleibe nur eine Minute.«
    Ein Moment verging. Er gab keine Antwort. Ich drehte mich um und er starrte mich an. Er trug seine Brille nicht. Sein Haar war gekämmt und sein Körper steif, die Schultern nach hinten gedrückt, er sah völlig anders aus als das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte. Ich hielt mir die Hand vor den Mund, um seinen Namen nicht laut auszusprechen.
    Curtis balancierte das Tablett in der Hand. Ich warf einen Blick auf den Diener, der nur ein paar Meter weiter auf dem Boden kniete und leise vor sich hinsummte, während er die Tassen auf ein Silbertablett stellte. Einer der Köche kam den Gang mit einer leeren Platte herunter. Mrs Lemoyne kehrte von der Damentoilette zurück und lächelte mir im Vorübergehen zu.
    Ich schaute in Curtis’ steingraue Augen und versuchte herauszufinden, was sich hinter seinem Schweigen verbarg. Ich hätte ihn gern gefragt, ob sie mehr über Calebs Freilassung gehört hatten. Ich hätte gern gewusst, wie weit sie mit den Tunneln waren, ob die Arbeiten am ersten abgeschlossen waren, ob die Pläne gestimmt hatten. Wenn sie mich im Palast erreichen konnten, hatte ich noch eine Chance – ich konnte fliehen.
    Doch er sah mich nur kalt und unbeteiligt an. »Tee, Prinzessin?«, fragte er und hielt mir das Tablett entgegen. Meine Finger zitterten, als ich mir eine Tasse herunternahm. Er hielt die Kanne schräg und schenkte das kochend heiße Wasser ein, zwischen uns schwebte eine Dampfwolke.
    Sekunden später war er verschwunden und lief den langen Flur wieder hinunter, das Porzellan klirrte auf dem Silbertablett. Er drehte sich kein einziges Mal um. Ich stand dort mit dem heißen Tee in der Hand, bis ich den König aus dem Nachbarzimmer rufen hörte.
    »Genevieve!« Seine Stimme klang fröhlich und leicht. »Komm jetzt. Es ist Zeit für einen feierlichen Toast.«

DREIUNDDREISSIG
    Ich starrte aus dem Fenster, weit über die Stadt, zu dem Punkt, wo die Außenbezirke an die Mauer grenzten. Aus der Höhe von fünfzig Stockwerken wirkte sie so klein, ein harmloses Ding, über das man einen Stein werfen konnte. Ich war jenen Moment die ganze Nacht lang immer wieder durchgegangen. Curtis’ Gesichtsausdruck war der gleiche gewesen wie damals, als wir uns im Hangar kennengelernt hatten. Ich hatte mir vorgestellt, wie er zu den anderen zurückgegangen war und ihnen erzählte hatte, wie ich dort herumstolziert war, fröhlich mit Gregor Sparks geplaudert hatte, oder dass ich dümmlich lächelnd dagestanden hatte, als sich der König über das neue

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