Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt
mit goldenen Zöpfchen kam angetapst, sie trug eine dicke Windel. Sie sah mit ihren seegrünen Augen zu uns hoch.
»Das ist Maya«, stellte Margaret sie vor. »Sie ist zweieinhalb.«
Ich sah dem Mädchen ins Gesicht, betrachtete ihre kleine niedliche Nase und die geröteten Pausbäckchen. Als ich ihre Hand berührte, umschlossen ihre kleinen Finger meine, ihr Lächeln entblößte zwei Schneidezähne. »Sie ist bezaubernd, nicht wahr?«, fragte Margaret. Hinter uns hörte ich das Klicken der Kamera.
Ich starrte dem kleinen Mädchen in die Augen und konnte nur an Sophia in jenem schrecklichen Saal denken, daran, wie sie mich angesehen hatte, als ich durch das verschmutzte Fenster hineingespäht hatte. Ich dachte an das Mädchen, das geschrien hatte, wie ihre Handgelenke an den Ledergurten zerrten, bis die Ärztin sie mit einer Spritze ruhiggestellt hatte. Jedes dieser Kinder kam von einem Mädchen wie meinen Freundinnen. Vielleicht hatte Mayas Mutter im Speisesaal der Schule neben mir gesessen. Vielleicht war sie eines der Mädchen gewesen, die Pip und ich angehimmelt hatten, größer als die anderen, mit einem glänzenden Pferdeschwanz, der hin und her schwang, wenn sie mit einem Tablett in den Händen vorüberging.
»Wir sind voller Hoffnung, dass sogar diejenigen, die nicht adoptiert werden, glücklich und gesund aufwachsen und das Gefühl haben, immer geliebt worden zu sein«, fuhr Margaret fort. Sie ging zu einer Seitentür und schloss sie auf.
Wir liefen einen Steinpfad hinunter, der durch ein Maisfeld, auf dem eine Gruppe Arbeiter zugange war, zu einem Gebäude hinter dem Wasserreservoir führte. »Diese Kinder werden verantwortungsbewusste Bürger des Neuen Amerika werden. Sie werden dieses Land lieben und seine Zukunft sichern, weil sie wertschätzen, was es für sie getan hat«, fügte der König hinzu. »Mit jedem Kind, das geboren wird, werden wir mehr. Wir werden weniger angreifbar. Wir nähern uns der machtvollen Nation wieder an, die wir einst waren.«
Wir stiegen Steinstufen hinauf und Margaret schloss eine weitere Tür auf, die uns in einen weiteren großen Raum führte. Zwischen Dutzenden von Plastikbetten liefen Krankenschwestern hin und her. Die Babys waren fest in Tücher eingewickelt. Nur ihre kleinen rosa Köpfe schauten heraus. »Dies sind unsere jüngsten Neuankömmlinge«, fügte Margaret hinzu. Eine Mitarbeiterin lief die Reihen ab und nahm einen Säugling in einer dunkelblauen Decke hoch. »Möchtet Ihr gerne eines der Babys halten, Prinzessin?«
»Ja«, antwortete Reginald an meiner Stelle. »Ein solcher Schnappschuss würde sich gut in der Zeitung machen.«
Margaret drängte sich in den Raum, lief zwischen den Bettchen hindurch und wählte ein Baby, das in eine rote Decke eingewickelt war. Sie nahm das kleine Mädchen hoch und drückte es mir in den Arm. Schon beim Anblick des winzigen Geschöpfes, das bestimmt auf einem der Laster hergeschafft worden war und endlose Kilometer bis zu diesem kalten Raum gereist war, um auf jemanden zu warten, der es vielleicht haben wollte, schnürte es mir die Kehle zu.
Es stimmte, dass das Gebäude ganz anders war, als ich es mir vorgestellt hatte. Sauberer, heller, freundlicher. Auf jedem Stockwerk sprachen Mitarbeiterinnen im Flüsterton mit den Kindern und klopften ihnen sanft auf den Po, damit sie nicht weinten. Doch ich konnte nicht hinsehen – auf die Betten und Plastikschnuller und Strickdecken –, ohne an meine Freundinnen zu denken.
»Hierher, Prinzessin«, rief Reginalds Fotografin. »Lächeln.«
Ich blickte in die Linse und dachte an die Nachricht. Das war ein stiller Trost. Die Dissidenten hatten sich einen Tag nach Veröffentlichung meiner Botschaft unter dem vertrauten Namen Mona Mash gemeldet. Es war ein langer blumiger Brief, ein schwärmerischer Bericht über die Parade aus Sicht einer Frau. Sie sprach darüber, wie aufgeregt sie der königlichen Hochzeit entgegensah, und stellte Spekulationen über die besten Plätze während des Umzugs an. Ich hatte einen ganzen Tag gebraucht, bis ich begriffen hatte, was sie mir sagen wollten. Nachdem ich die Buchstaben auf ungefähr fünfzig verschiedene Arten abgeschrieben hatte, entdeckte ich schließlich die verschlüsselte Nachricht: Wir haben im Gefängnis eine Kontaktperson. Es gibt einen Plan, der seine Befreiung sicherstellen sollte. Ein Tunnel vollendet.
»Sieh nur, wie schön du aussiehst«, gurrte der König, als ich den Säugling in den Armen hielt. Die Fotografin knipste
Weitere Kostenlose Bücher