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Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt

Titel: Eve & Caleb - 02 - In der gelobten Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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hintergründiges Grinsen, als sie den Schlüssel unter die Handfläche geschoben hatte und meinen Erzählungen vom Apfelbaum und der Wand daneben zuhörte. Sie hatte es verstanden. Da war ich mir sicher. Doch wenn ich mir den eingezäunten Garten ansah, die Gewehre der Wächterinnen, fragte ich mich, wie lange sie zur Flucht brauchen würde, ob die Tage zu schnell vergehen würden. Ob sie bald für immer hier festsitzen würde.
    Die Tür ging auf, die verrosteten Angeln gaben ein schreckliches quietschendes Geräusch von sich. Ruby kam als Erste. Ihre Schritte waren sicher, ihr langes schwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. »Du bist zurückgekommen«, sagte sie. Als sich ihr Bauch gegen meinen presste, drückte es mir die Luft ab, unter dem lockeren grünen Kittel war die kleine Wölbung noch nicht zu sehen gewesen. Als sie sich von mir löste, lag Traurigkeit in ihren Augen. »Ich wusste, dass du noch lebst. Ich wusste, dass du nicht verschwunden bist. Ich hatte noch diese Erinnerung an dich. Du standest direkt dort, neben dem Tor.« Sie deutete auf die Stelle, wo ich sie zuletzt gesehen hatte, als sie sich am Zaun festgehalten und an mir vorbei ins Leere gestiert hatte.
    »Ja, dort stand ich«, sagte ich und drückte Rubys Arm. Welche Pillen sie ihr auch damals gegeben haben mochten, sie hatten keine Wirkung mehr auf sie. »Ich hab dich an jenem Tag gesehen. Es war der Tag, an dem sie Arden hergebracht haben.«
    »Ich habe Pip immer gesagt, dass ich dich gesehen habe.« Ruby nickte. »Ich hab es ihr immer wieder gesagt, aber sie glaubte mir nicht.«
    Pip kam mit gesenktem Kopf aus dem Gebäude. Sie hielt die Hände hinter dem Rücken. Die Tür knallte so laut hinter ihr zu, dass ich zusammenzuckte. Sie spielte mit den Spitzen ihrer roten Locken, die in den vergangenen Monaten so viel länger geworden waren.
    »Pip, ich bin hier«, sagte ich. Sie gab keine Antwort. »Ich bin gekommen, weil ich dich sehen wollte.« Sie kam näher. Ich umarmte sie, doch ihr Körper fühlte sich wie Stein an. Sie wich zurück und befreite sich aus meiner Umarmung.
    Sie rieb sich den Arm an den Stellen, wo ich sie berührt hatte. »Das tat weh«, sagte sie. »Alles tut weh.«
    »Setz dich auf die Bank«, sagte Joby und führte Pip am Ellbogen.
    »Warum trägst du das?«, fragte Ruby und deutete auf mein Kleid. »Wo warst du?«
    Mein Mund war trocken. Ich wollte ihnen eigentlich die Wahrheit ersparen – dass ich in der Stadt aus Sand lebte. Dass ich die Tochter genau der Person war, die sie hier eingesperrt hatte, in dieses Gebäude. Der Mann, der sie angelogen hatte – uns alle angelogen hatte – so viele Jahre lang. Ich wollte nicht, dass es so begann, dieses kurze Treffen zwischen uns. Trotzdem sagte ich: »Man hat mich in die Stadt aus Sand gebracht. Ich habe herausgefunden, dass ich die Tochter des Königs bin.«
    Pip hob den Kopf. »Du bist ohne mich in die Stadt aus Sand gegangen.« Es war eine Feststellung, keine Frage. »Du warst die ganze Zeit in der Stadt aus Sand.«
    »Ich weiß, wie sich das für dich anfühlen muss«, sagte ich und wollte ihre Hand nehmen. Sie zog sie zurück, bevor ich sie berühren konnte. »Aber so ist es nicht.« Ich bremste mich, weil ich wusste, dass ich vor Joby nicht zu viel preisgeben durfte. »Jetzt bin ich hier«, versuchte ich es. Aber es klang so bedeutungslos, so erbärmlich, selbst für mich.
    Ruby starrte mich an. Sie kaute an ihren Nägeln. »Warum bist du hier?«, fragte sie.
    Um euch zu helfen, von hier zu fliehen, dachte ich, die Worte waren gefährlich kurz davor, aus meinem Mund herauszukommen. Weil ich nicht weiß, wann ich euch wiedersehen kann. Weil ich jeden Tag, seit ich gegangen bin, an euch beide gedacht habe. Ich sagte stattdessen: »Ich wollte unbedingt wissen, ob es euch gut geht.«
    »Tut es nicht«, murmelte Pip. Sie starrte auf den Tisch und beschrieb mit den Fingern träge Kreise. Ihre Nagelhaut war blutig und eingerissen. Als sie sich setzte, sah man ihren schwangeren Bauch, der grüne Kittel bauschte sich um ihre Mitte. »Wir dürfen ein Mal am Tag für eine Stunde hier draußen sitzen. Das ist alles.« Sie senkte die Stimme, ihr Blick wanderte zu Joby. »Ein Mal am Tag. Die Mädchen, die Bettruhe haben, sind festgebunden. Manchmal geben sie uns Pillen, danach kann man keinen klaren Gedanken mehr fassen.«
    »Sie behaupten, es wird nicht mehr lange dauern«, sagte Ruby. »Sie behaupten, wir würden bald entlassen.«
    Ich versuchte, ruhig zu bleiben,

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