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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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heute verlassen.
    »Warum hast du ein Messer?«, fragte Clara und wich zurück. »Was hast du vor?«
    »Ich kann es dir jetzt nicht erklären«, antwortete ich schnell, während ich zur Tür ging. »Ich habe keine Ahnung, was passiert, wenn mein Vater es herausfindet, daher brauche ich etwas, um mich zu schützen.«
    »Du nimmst also ein Messer mit, um … was zu tun?«
    »Ich weiß nicht, wozu mein Vater in der Lage ist«, erwiderte ich kopfschüttelnd. »Das ist nur für alle Fälle.«
    Clara nickte mir zu, bevor ich mich umdrehte und zur Tür hinaustrat.
    Ich hielt die Tasche fest unter meinen Arm geklemmt, als ich den Flur entlangging. Die Schritte der Soldaten waren irgendwo hinter mir und kamen immer näher, während ich auf die Suite meines Vaters zulief. Ich holte tief Luft und versuchte, mir vorzustellen, wie es hätte sein können, wenn die Dinge anders gelaufen wären und ich zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort von meiner Schwangerschaft erfahren hätte. Wenn Caleb noch am Leben und mit mir in der Wildnis gewesen wäre, an irgendeinem Haltepunkt des Pfads, hätte ich glücklich sein können. Es hätte einer dieser sorglosen, perfekten Augenblicke sein können, eine leise Erkenntnis, die wir miteinander teilten. Stattdessen fühlte ich nichts als Angst. Wie sollte ich allein ein Kind großziehen, besonders jetzt, unter diesen Umständen?
    Mein Vater kam aus seiner Suite. »Perfektes Timing«, sagte er. Er wandte sich zu den Aufzügen um und bedeutete mir, ihm zu folgen.
    Als ich mich der Tür zu seiner Suite näherte, verlangsamte ich meine Schritte, während ich versuchte, die bittere Spucke hinunterzuschlucken, die sich in meinem Mund sammelte. Ich drückte meine Hand ans Gesicht, wischte über meine feuchte Haut und holte tief Luft. Das war es.
    Ich hielt mir die Hand vor den Mund und gestikulierte in Richtung der Tür. »Bitte, ich glaube, ich muss mich wieder übergeben.« Ich sah ihm nicht in die Augen, sondern lehnte mich an die Tür, während ich darauf wartete, dass er mir aufmachte.
    »Ja, natürlich«, sagte er und drückte einige Tasten auf dem Nummernfeld neben der Tür. »Einen Moment …« Er öffnete die Tür, um mich hineinzulassen.
    Die Suite meines Vaters war dreimal so groß wie unsere. Eine Wendeltreppe führte hinauf in den oberen Sitzbereich. Eine Reihe von Fenstern erlaubte einen Blick über die Stadt tief unter uns und weit über die geschwungene Mauer hinweg dorthin, wo das Land mit zerfallenen Häusern übersät war. Ich drehte mich um und mein Blick blieb an den Miniaturmodellen auf dem Buffetschränkchen neben der Tür hängen. Dort standen kunstvoll gearbeitete Holzschiffe mit gehissten Segeln in Glasflaschen in den verschiedensten Größen und Farben. Ich war erst vier- oder fünfmal in der Suite gewesen, aber jedes Mal hatte ich sie unter die Lupe genommen, weil ich verstehen wollte, warum mein Vater seine Freizeit damit verbrachte, Miniaturschiffe zusammenzusetzen. Ich fragte mich, ob es ihm ein Gefühl der Zufriedenheit gab, sie alle zu beherrschen und diese winzigen Welten jederzeit unter seiner Kontrolle zu haben.
    »Dauert nur eine Minute«, sagte ich und lief auf das Badezimmer zu. Es ging auf der anderen Seite auf die Mastersuite hinaus, aber die zweite Tür war fast immer verschlossen. Ich presste eine Faust an den Mund, als versuche ich mit aller Kraft, mich zusammenzureißen. Dann eilte ich in das marmorne Bad, dankbar, endlich allein zu sein.

FÜNF
    Ich drehte den Wasserhahn auf und ließ das kalte Wasser über meine Finger laufen. Dann hustete ich einige Male laut, bevor ich mich daranmachte, die winzigen Plastikschachteln und -behälter in dem schmalen Schubladenschränkchen zu durchsuchen. Die Schrift auf einigen Etiketten war vollständig verblichen. Ich ließ die Finger über große Flaschen voll weißer Flüssigkeit, ein Paar dicker Rasiermesser, eine Rosshaarbürste und eine harte Seife gleiten. Es gab zusammengelegte weiße Handtücher, die nach Minze dufteten. In der obersten Schublade schließlich fand ich zwei bernsteinfarbene Fläschchen. Auf jeder klebte ein handgeschriebenes Etikett mit der Unterschrift des Arztes.
    Der Oleanderextrakt wog schwer in meiner Tasche. Ich schüttete die glänzenden weißen Kapseln auf die Marmoroberfläche der Badezimmerablage und begann meine Arbeit, indem ich drei von ihnen öffnete und ihren Inhalt ins Waschbecken leerte. Das Pulver bildete kleine Klümpchen und wurde dann vom Wasserstrahl mitgerissen. Einen

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