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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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können«, murmelte ich. »Aber ich werde dafür sorgen, dass du in Sicherheit bist.« Ich würde nicht gehen, bevor mir Moss versprach, dass er sie beschützen würde – Charles, Clara und ihre Mutter.
    Clara ließ den Kopf in den Nacken fallen, sodass ihre Haare den Blick auf ihr Gesicht freigaben. Ihre Augen waren glasig. »Also passiert es wirklich. All diese Gerüchte sind wahr.«
    »Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas zustößt, versprochen«, sagte ich, unfähig, ihre Vermutung zu bestätigen.
    »Wie lange geht das schon?« Sie schüttelte den Kopf. »Hast du jemals den Kontakt zu den Dissidenten abgebrochen?«
    Ich atmete tief durch und versuchte, das Zittern meiner Hände zu unterdrücken. »Es gibt eine Kontaktperson im Palast, die dich aufsuchen wird, wenn es losgeht. Deine Mutter und Charles auch. Wartet auf ihn.«
    Sie beugte sich vor. Die Tränen quollen ihr aus den Augen und tropften auf den Marmortisch. Ich ergriff ihr Handgelenk und drückte es, um ihr damit all das zu vermitteln, was ungesagt geblieben war. Ich werde nicht zulassen, dass sie dir wehtun. Ich wollte meinen Stuhl neben sie rücken, meinen Arm um ihre Schultern legen und sie an mich ziehen. Aber es war zu riskant hier. So wäre es zu offensichtlich, dass sie weinte, und das würde Fragen aufwerfen. Ich betrachtete die feinen Strähnen, die Claras Gesicht immer umrahmten, wie sehr ihre Mutter auch versuchte, sie mit Haarspray zu bändigen. Ihre Nasenspitze zeigte ein klein wenig nach oben. Es konnte Monate dauern, bis ich zurück in der Stadt war. Ich wollte sie mir ins Gedächtnis einprägen, wie ich es mit Arden oder Pip nie getan hatte. Am lebhaftesten erschienen sie mir nun in meinen Träumen. Wenn ich versuchte, mich an irgendwelche Details – eine Geste, den Klang ihrer Stimmen – zu erinnern, gelang es mir nicht. Es wurde immer schwieriger, je mehr Zeit verging, ohne dass ich von ihnen hörte. Ich spielte mit dem Gedanken, ein Foto von Clara mitzunehmen, vielleicht eines von denen, die in den vergangenen Wochen in allen Zeitungen gewesen waren. Darauf waren wir zu sehen, wie ich mich bei ihr unterhakte, während wir durch die Gärten des Palastes spazierten.
    Heute Abend bei meinem letzten Treffen mit Moss würde ich dafür sorgen, dass sie in Sicherheit gebracht würden.
    Clara wischte sich die Wangen mit den Handrücken trocken. »Das klingt jetzt wahrscheinlich verrückt«, begann sie.
    »Das werden wir ja sehen …«
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem zaghaften Lächeln. »Die Mädchen in meinem Alter, die nicht verwaist waren, waren nicht besonders scharf darauf, Zeit mit der Nichte des Königs zu verbringen. Sie fanden mich eingebildet.«
    Ich lächelte, als mir einfiel, wie ich Clara zum ersten Mal begegnet war und sie mich mit einem schnellen, abschätzenden Blick von Kopf bis Fuß gemustert und stumm beurteilt hatte – meine Schuhe, meine Haare, mein Kleid, als sei ich eine Schaufensterpuppe. »Nein, so was«, sagte ich mit gespielter Überraschung. »Das kann ich gar nicht glauben.«
    Clara strich den dünnen geflochtenen Zopf glatt, in dem ihr Haar zurückgebunden war. »Vielleicht wundert mich das nicht ganz so sehr«, gestand sie. »Aber jetzt kann ich mir nicht vorstellen, wie es ohne dich sein wird.«
    In den Tagen nach der Hochzeit war Clara diejenige gewesen, die mir mein Essen aufs Zimmer brachte, wenn ich mich weigerte, irgendjemanden zu sehen. In jenen ersten Wochen hatte sie nicht ein einziges Mal über Charles gesprochen, ganz egal, wie befremdlich es für sie gewesen sein musste, ihm während der Hochzeitszeremonie zusehen zu müssen, wie er mir seinen Treueschwur leistete. Stattdessen hatte sie sich neben mich ins Bett gekuschelt und mir die Hand auf den Rücken gelegt, während ich ihr erzählte, was mit Caleb geschehen war.
    »Wir werden uns wiedersehen«, sagte ich, aber selbst in diesem Moment war mir klar, wie schwer das werden würde.
    Sie wischte sich über die Augen. »Fühlst du dich besser?«, fragte sie und ihr Blick landete für einen Moment auf meinem Bauch.
    »Es kommt und geht.« Ich gab mir Mühe, nicht zu den halb aufgegessenen Sandwiches auf ihrem Teller zu sehen, wo ein blasses Stückchen Hühnerfleisch lag und in Verbindung mit der Mayonnaise einen schweren, übelkeitserregenden Geruch ausströmte.
    »Und Caleb?«, fragte sie.
    Ich schob meinen Teller von mir weg zum Rand des Tisches. In letzter Zeit sprach ich nicht mehr so oft von ihm, denn ich hatte erkannt, wie schwer es

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