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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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Hemd darunter war voller Schweißflecken. »Was ist mit unseren Familien?« Die Tische blockierten noch immer den Ausgang. Er griff einen davon bei den Beinen und zog ihn beiseite. »Hilf mir mal jemand, die hier wegzuschieben.«
    Der stiernackige Soldat machte Anstalten, ihn aufzuhalten, aber ich hielt ihn am Arm zurück. »Sie müssen uns gehen lassen. Uns alle«, sagte ich. In den Außenbezirken gab es eine weitere Explosion und eine undurchdringliche Rauchwolke stieg in die Luft. Ich wappnete mich innerlich dagegen. »Wenn wir hier oben bleiben, sitzen wir bald in der Falle.«
    »Eve«, wisperte Clara. »Vielleicht haben sie ja recht. Vielleicht sollten wir einfach abwarten. Wir sollten besser nicht mit ihnen streiten.« Sie sah zu, wie der stiernackige Soldat sein Gewehr zurechtrückte, als die Menschen auf dem Dach wieder in Bewegung gerieten.
    Aber ich ging an ihm vorbei, schnappte mir einen der Stühle ganz oben auf dem Stapel und reichte ihn an sie weiter. Zwei Tische standen ineinander verkeilt vor der Tür. Ich schob den unteren am Rand der Dachterrasse entlang beiseite. Der Soldat stand ganz in der Nähe, unschlüssig, ob er mich aufhalten sollte.
    Das trockene Knallen der Sprengladungen war jetzt viel lauter als zuvor. »Wir müssen los, und zwar sofort« ,schrie ein anderer Mann. Er trug eine Kellneruniform mit aufgeknöpfter Weste. Hastig bahnte er sich einen Weg durch die Menge bis vor in die erste Reihe.
    Die Menschen dahinter folgten ihm und schoben uns vorwärts. Der Soldat streckte den Arm aus und versuchte, ihn zurückzuhalten, doch die Menschenmenge drängte voran. Eine Frau stolperte und stieß mich gegen die Tür. Sie war so nah, dass ich ihren Kaffeeatem riechen konnte.
    Meine Knie gaben nach. Ich konnte Claras Hand nicht länger festhalten. Schreie ertönten, als sich die Menschenmenge wie eine einzige zusammenhängende Masse weiterbewegte. Mit einem Mal sprangen die Türen auf und alle stürzten nach vorne. Eine jüngere Frau mit rotem Hut kletterte über die Stühle, die vor dem Ausgang zusammengeschoben worden waren. Als wir, angetrieben von der panischen Meute in unserem Rücken, die Treppen hinunterrannten, drehte ich den Kopf und sah, dass zwei Männer den Soldaten mit der Glatze gegen die Wand drückten, um den Rest der Menge passieren zu lassen.
    Niemand sagte etwas, als wir treppab liefen, alle hatten den Blick stur auf ihre Füße gerichtet, um nicht aus dem Tritt zu geraten. Nur das Echo unserer Schritte auf dem Beton war zu hören. Vor mir blieb ein älterer Mann keuchend stehen und stützte die Hände auf die Knie. Einige Leute rannten an ihm vorbei und rissen ihn dabei beinahe um. »Schon gut«, sagte ich und nahm seinen Arm. »Nur langsam.«
    Wir setzten unseren Weg nach unten fort, bis uns das Treppenhaus im Erdgeschoss des renovierten Hotels ausspuckte. Die weitläufige Lobby war leer. Die alten Spielautomaten waren mit Laken verhängt. Jedes einzelne Restaurant war geschlossen, Tür um Tür versperrt. Die Menge verlief sich in dem Labyrinth aus Korridoren, um die verschiedenen Ausgänge auszuprobieren, während ich auf Clara wartete. »Vielen Dank, Prinzessin«, sagte der alte Mann, bevor er in einen der dunklen Flure lief. Ich sah ihm hinterher, bis er nur noch ein winziger Punkt war und schließlich von der Dunkelheit verschluckt wurde.
    Die Stille machte mir Angst. Auf der anderen Seite der Glastüren lag die Hauptstraße wie ausgestorben. Ein einzelner Jeep fuhr vorbei. Ein Soldat rannte den Bürgersteig entlang. Seine Schritte verklangen in der Ferne und die Welt wurde wieder still.
    Die Stille wurde von einer Salve knallender Gewehrschüsse durchbrochen. Aus einem der Flure an der Seite der Lobby rief eine gedämpfte Stimme: »Hier rüber – ich habe einen Hinterausgang gefunden!«
    Clara kam aus dem Treppenhaus gerannt. Sie hatte den Saum ihres Kleides gerafft, damit sie nicht darüber stolperte. Als ich sie so sah, wie sie die seidene Robe umklammerte, die sich von ihrer Taille herab ausbreitete, den zierlichen Hals mit einem Rubinanhänger geschmückt, erkannte ich, in welcher Gefahr wir uns befanden. Wir stammten so eindeutig aus dem Palast – mit unseren hochgesteckten Haaren und unseren maßgeschneiderten Kleidern aus Stoffen, die so viele Jahre nach der Epidemie kaum noch aufzutreiben waren.
    Ein Mann mit seiner Jacke über dem Arm rannte an uns vorbei. »Sir!«, rief ich, als er auf einen der dunklen Korridore zulief. Er blieb nicht stehen. Stattdessen warf

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