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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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Soldaten hatten nicht zugelassen, dass wir die Tische beiseiteschoben, die sie vor die Türen zum Treppenhaus aufgestapelt hatten und die nun den einzigen Ausgang der Dachterrasse blockierten. Die meisten Gäste standen an der Brüstung und beobachteten die Kampfhandlungen. Kaum jemand sagte etwas.
    Gewehrschüsse ertönten irgendwo im südlichen Teil der Stadt, wo bereits Feuer loderten und vom Wind weiter angefacht wurden. Hunderte Menschen hatten sich inzwischen vor den Toren versammelt; eine riesige Menge, die auf die Soldaten schoss, die entlang der Wachtürme auf der Mauer Stellung bezogen hatten. Von unserem Standpunkt aus konnten wir lediglich ein kleines Stück des nördlichen Tors und der plötzlichen Explosion dahinter sehen. In der zunehmenden Dunkelheit vereinten sich die Silhouetten der Kämpfenden zu einer undefinierbaren Masse, bis es unmöglich war zu unterscheiden, wo der Eine aufhörte und der Nächste anfing.
    Der ältere Mann mit dem weißen Haar saß mit gebeugtem Rücken an der Brüstung und hatte die Arme auf dem Geländer übereinandergeschlagen. Ein anderer Mann, nicht älter als vierzig, stand neben uns. »Sie werden es niemals durch die Tore schaffen«, sagte er. »Vor fünf Jahren gab es schon einmal einen Angriff. Eine Bande hat Brandbomben geworfen. Das Feuer muss einen ganzen Tag lang gebrannt haben – die komplette Nordseite der Mauer stand in Flammen. Selbst da sind sie nicht durchgekommen. Was auch immer das für Aufstände in den Außenbezirken sind: In ein paar Tagen sollte alles unter Kontrolle sein. Kein Grund zur Sorge.« Er verneigte sich leicht. Sein Gesichtsausdruck war so gewissenhaft, als läge es allein in seiner Macht, uns zu beruhigen.
    Ich drehte mich wieder um und versuchte, einen Blick auf das Südende der Mauer zu erhaschen, wo sich einer der verbliebenen Tunnel befand. Der Mann lag falsch – die Rebellen würden die Mauer früher oder später überwinden, sofern es ihnen nicht bereits gelungen war. Moss hatte es mir erklärt: Sie würden zunächst das nördliche Tor angreifen, und sobald sich die Soldaten an diesem Ende der Stadt versammelt hatten, würde eine weitere Welle von Rebellen durch einen der verbliebenen Tunnel in die Außenbezirke vordringen, um zusätzliche Ausrüstung in die Stadt zu bringen.
    Nun, da die Belagerung tatsächlich begonnen hatte, konnte ich nicht mit Sicherheit sagen, wann die Rebellen das Stadtzentrum erreichen würden. Aber wenn wir bis dahin nicht zurück im Palast und bei Moss waren, waren wir so gut wie tot.
    Ich ging zum Ausgang, wobei ich Clara hinter mir herzog. »Wir müssen verschwinden«, flüsterte ich ihr zu. »Ich weiß nicht, wie viel Zeit wir haben.«
    Eine kleine Gruppe hatte sich vor dem Ausgang versammelt und löcherte die Soldaten mit Fragen. Eine kleine Frau stand direkt vor ihnen und gestikulierte wild mit den Händen. Nachdem die Sonne untergegangen war, hatte sie sich eine kurze rote Jacke von einem der Kellner geliehen, um sich warm zu halten. »Aber ich muss gehen«, sagte sie mit zittriger Stimme. »Meine Söhne befinden sich nur zwei Häuserblocks südlich von hier. Was, wenn die Rebellen es durch das Tor schaffen? Was machen wir dann?«
    »Sie werden es nicht durch das Tor schaffen.« Der Kopf des Soldaten war vollständig kahl rasiert. Die Haut in seinem Nacken bildete eine dicke rosafarbene Wulst. »Im Moment machen wir uns eher Sorgen wegen der Dissidenten innerhalb der Stadt. Hier oben ist es sicherer als unten auf der Straße.«
    Neben der Frau standen drei Männer und hörten zu. Einer streckte über den Arm des Soldaten hinweg die Hand aus und rüttelte an der Oberkante der Metalltür. »Zurück!«, brüllte der andere Soldat. Er riss den Mann am Kragen und zerrte ihn von der Tür weg.
    Der Mann wand sich aus dem Griff des Soldaten. »Wir haben Familien, zu denen wir zurückmüssen. Was kümmert es euch, ob wir gehen wollen?«
    »Sie haben recht«, sagte ich. »Wie lange sollen wir denn hier oben bleiben?«
    Der stiernackige Soldat warf seinem Kollegen einen Seitenblick zu. »So lauten die Anweisungen Ihres Vaters.« Einige weitere Menschen schoben sich nun auf den Ausgang zu und er sah mit einem Mal nicht mehr ganz so sicher aus. »Es ist wichtig, dass niemand auf den Straßen unterwegs ist, damit die Jeeps durchkommen. Deswegen müssen die Leute hierbleiben. Es ist ja nur vorübergehend.«
    »Wir sollen also einfach hier rumsitzen?« Einer der Männer an der Tür hatte sein Jackett ausgezogen. Das

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