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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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er nur einen flüchtigen Blick über seine Schulter, sodass sein Gesicht im Profil zu sehen war. »Können wir Ihre Jacke haben? Wir können so nicht auf die Straße gehen. Wenn ein Rebell uns sieht, sind wir tot.«
    Während er über meine Worte nachdachte, wurde er für einen Moment langsamer. Dann rannte er in einen schwach beleuchteten Korridor. Die Jacke ließ er einfach auf den Boden fallen. Einige Frauen liefen hinter ihm her, machten dabei aber einen Bogen um die Jacke. Dann waren Clara und ich allein in der leeren Lobby.
    Ich legte Clara die Jacke um die Schultern. Dann zog ich die Nadeln aus meinem Haar, sodass es mir ins Gesicht und über die Schultern fiel und zumindest das Oberteil meines Kleides bedeckte. Zum Palast brauchten wir zu Fuß höchstens fünfzehn Minuten, und wir konnten nicht länger hier herumstehen und warten. Wir folgten dem Rest der Menge durch den leeren Flur und hinaus in die Dunkelheit.

ZEHN
    Die Hauptstraße war leer bis auf ein paar andere Menschen, die versuchten, zurück in ihre Apartments in der Hauptstraße zu gelangen. Straßensperren aus Metall waren aufgestellt worden, die den westlichen Teil der Straße abriegelten und die Menschen am Durchgang hinderten. Ein Jeep fuhr vorbei und wir blieben stehen und warteten darauf, dass der Fahrer uns erkannte, aber das Fahrzeug fuhr einfach weiter. Die Augen des Soldaten waren stur auf den südlichen Teil der Mauer gerichtet.
    Ich blickte nach oben und sah zu, wie der Rauch in einem dünnen Schleier aufstieg und die Sterne einhüllte. Im Norden, wo sich ebenfalls Feuer in den Außenbezirken ausbreiteten, leuchtete der Himmel orange. Zwei Gewehrschüsse erklangen in kurzer Folge, gefolgt von dem Aufschrei einer Frau.
    »Wo ist dieser Laden?«, fragte ich Clara, während ich ihr vorauseilte. Ich blickte Richtung Osten, wo die Seitenstraßen von Geschäften und Restaurants gesäumt waren. »Wir sind da mal beim Spazierengehen vorbeigekommen und du meintest, dort würden alle ihre Klamotten kaufen.«
    »Nur einen Block weiter.« Sie deutete auf eine Straßenecke zehn Meter vor uns. Ich beschleunigte meine Schritte, bis ich so schnell rannte, wie es das lange Kleid zuließ. Sein Tüll-Unterrock kratzte an meinen Beinen. Ich blieb erst stehen, als ich in die ruhige Seitenstraße gebogen war. Der Laden befand sich nur zwei Häuser weiter. Ich rüttelte an der Tür, doch sie rührte sich nicht.
    »Die Steine«, sagte ich und zeigte auf die Büsche, die die Hauptstraße säumten. Sie waren entlang des Bürgersteigs gepflanzt worden und die Erde war von schweren Steinen eingerahmt. »Gib mir einen.«
    Clara fand einen großen Stein am Stamm eines Busches und reichte ihn mir. Ich zielte auf die Mitte der Glastür und traf die Scheibe knapp über dem Türgriff. Das Glas zerbarst in zahllose weiße Splitter, die aussahen wie zerstoßenes Eis. Der Alarm ging los, ein elektrisches Heulen, das so laut war, dass es in meinem Brustkorb vibrierte. Ich öffnete die Tür und rannte hinein, wobei ich auf die Rückseite des Ladens zuhielt, wo die T-Shirts an einem Ständer hingen.
    Clara zog den Reißverschluss an meinem Kleid auf und half mir, mich daraus zu befreien. Ich zerrte eine schwarze Bluse von einem der Ständer und von einem anderen eine Hose. Clara zog sich schnell um, indem sie sich ein T-Shirt von einem der Kleiderbügel schnappte und in ein Paar Schuhe schlüpfte. Der Alarm schrillte unvermindert weiter, während sie sich hinkniete, um die Schnürsenkel zuzubinden. Ich warf einen Blick durch die zerborstene Tür, weil ich Angst hatte, dass wir alle Aufmerksamkeit auf uns zogen, aber nur eine einzelne Person huschte vorbei und warf lediglich einen flüchtigen Seitenblick auf den Laden.
    »Diese beiden«, sagte ich und griff mir im Vorbeilaufen zwei Mützen von einem Tisch neben dem Ausgang. Wir zogen sie tief in unsere Gesichter und mit einem Schlag fühlte ich mich sicherer, als wir zurück auf die Hauptstraße traten.
    Wir rannten schweigend weiter, mit gesenkten Köpfen, den Blick auf den Boden gerichtet. Von Norden her waren weitere Schüsse zu hören, dann folgte eine Explosion, die dröhnte wie Donnerschlag und alles im Umkreis mehrerer Kilometer erzittern ließ. Eine Frau kam auf uns zugelaufen, wobei sie sich die Ohren zuhielt. Ein älterer Mann folgte dicht hinter ihr. Seine Jacke war schwarz vor Dreck und in seinem rechten Hosenbein klaffte über dem Knie ein Riss. Sie verlangsamten ihre Schritte, als sie an uns vorbeiliefen. Die

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