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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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Frau deutete über ihre Schulter zurück. »Sie kommen vom Süden her«, schrie sie. »Es sind Hunderte. Auch Jungs aus den Lagern.«
    An der Straßenecke hielt der Mann für einen Moment inne, griff die Hand seiner Frau und drückte sie fest. »Viel Glück euch beiden.«
    Ein altes Lagerhaus war in Flammen aufgegangen. Schwarzer Qualm drang aus einem zerbrochenen Fenster und die Luft war erfüllt von dem beißenden Gestank verbrannten Plastiks. Ich hielt die Straße vor mir fest im Blick, während wir weiterrannten und ich nur darauf wartete, dass hinter der nächsten Abzweigung der Palast auftauchte. Ich konnte Claras Atem hinter mir hören und den dumpfen Klang ihrer Schuhe auf dem Asphalt. Langsam kam der Palast in Sicht. Die Lichter unter den Statuen waren ausgeschaltet, sodass ihre Umrisse vor den Bäumen nur noch gerade eben auszumachen waren. Die Springbrunnen sprudelten nicht mehr. Dutzende Soldaten säumten die Nordseite des Einkaufszentrums. Die Jeeps parkten auf dem Bürgersteig und blockierten die Eingänge.
    Ich hielt die Hände vor mir ausgestreckt, um ihnen zu zeigen, dass ich unbewaffnet war. Wir gingen die lange Auffahrt hinauf, wo links und rechts von uns die dürren Bäume in den Himmel wuchsen. Ein Soldat beim Vordergang entdeckte uns als Erster und richtete seine Waffe auf uns. Ich blieb auf der Stelle stehen. Mit Clara an meiner Seite sah ich zu, wie zwei weitere Soldaten sich näherten. »Ich bin es, Genevieve«, sagte ich und nahm die Mütze ab, um mein Gesicht zu zeigen. »Clara und ich saßen am anderen Ende der Straße fest.«
    Einer der Soldaten zog eine Taschenlampe aus seinem Gürtel und ließ den Lichtstrahl über die schwarzen Hosen und Blusen schweifen, die wir in dem Laden gestohlen hatten. Er leuchtete mir einen Moment lang ins Gesicht und ich blinzelte ins Licht. »Wir bitten um Vergebung, Prinzessin«, hörte ich ihn sagen und gleich noch einmal wiederholen, als die Soldaten auf uns zuliefen. »Wir haben Euch in dieser Kleidung nicht erkannt.«
    Sie flankierten uns auf beiden Seiten und eskortierten uns ins Hauptgeschoss des Palasts, wo die Marmorstatuen standen und grüßend die Arme in die Höhe reckten. Doch selbst als wir im Aufzug standen, der uns hoch über die Stadt hob, verspürte ich keine Erleichterung. Meine Gedanken galten einzig Moss und der Armee, die aus den Kolonien herüberkam, während ich mich fragte, wann und wie ich würde fliehen können.
    * **
    Ich saß auf dem Rand der Badewanne, in meinen Händen das Funkgerät. Den kleinen Lautsprecher hatte ich mit einem Handtuch abgedeckt, weil ich Angst hatte, dass Charles ihn sonst im Schlafzimmer würde hören können. Er war auf einer Baustelle in den Außenbezirken gewesen, als der Sturm auf die Stadt begonnen hatte, und in einem Regierungsfahrzeug zurückgebracht worden. Ein Junge, nicht älter als sechzehn, hatte eine brennende Flasche auf einen Jeep geworfen. Charles hatte beschrieben, wie die Flasche am Fahrgestell zerborsten war und den Sitz darüber in Brand gesteckt hatte, in dem zwei Soldaten gesessen hatten. Schließlich war er zu Bett gegangen, lag jedoch nur mit offenen Augen und einem seltsamen Ausdruck im Gesicht da und starrte auf einen Punkt jenseits des Bodens, auf etwas, das ich nicht sehen konnte.
    Ich schaltete das Funkgerät ein und drehte den Regler über die städtischen Frequenzen und das leere Rauschen hinweg bis hin zu dem ersten Strich, den Moss mit einem Filzstift markiert hatte. Eine Nachricht durchdrang die Stille, nur von einem gelegentlichen leisen Knistern unterbrochen. Eine Männerstimme reihte eine Folge zusammenhangsloser Gedanken aneinander, die jedem, der die Codes nicht kannte, wie schwachsinniges Gefasel vorkommen mussten. Ich versuchte, mich präzise an Moss’ Anweisungen zu erinnern, an die Zahlen, die er benutzt hatte, um die Bedeutung zu entschlüsseln. Die Botschaft würde sich in einer Zehn-Minuten-Schleife wiederholen und der zweite Sender dann den Rest der Nachricht beisteuern.
    Ich hatte mich bemüht, meine Stimme möglichst ruhig klingen zu lassen, als ich Charles darum gebeten hatte, ein Treffen mit Reginald, dem königlichen Pressechef, zu arrangieren. Der Zustand meines Vaters hatte sich im Lauf des Tages noch verschlimmert, sodass er nicht mehr in der Lage war, das Bett zu verlassen. Ich hatte behauptet, ich wolle in seinem Namen eine Verlautbarung machen. Charles hatte Reginald seit dem Morgen nicht gesehen und die meisten Soldaten im Palast glaubten, er sei

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