Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
Vom Netzwerk:
hier?«, fragte er. Er warf einen Blick über die Brüstung in den Treppenschacht, um zu sehen, ob irgendwo Soldaten waren. »Woher hast du die Uniform?«
    Er musterte die Jacke und die Mütze, die ich der Soldatin gestohlen hatte, die Hose, die ich im Motelzimmer gefunden hatte, und die Stiefel, die meine Knöchel umschlossen. Als er das Gewehr entdeckte, das über meinem Rücken hing, verzog er beunruhigt das Gesicht.
    »Ich hatte keine Ahnung, dass du hier sein würdest«, antwortete ich. »Es geht dir gut. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass er dich für das, was du getan hast, bestrafen würde.«
    »Ich konnte ihn überzeugen, es nicht zu tun«, erklärte er. »Ich habe ihm gesagt, du wärst meine Frau, dass ich Angst um dich gehabt hätte und dass ich nicht gewusst hätte, was du getan hast. Was ja auch stimmt, nicht wahr?«
    »Ich muss zu meinem Vater«, sagte ich.
    Charles warf einen prüfenden Blick durch das kleine Fenster in der Tür und schob uns dann einige Schritte zurück, außer Sichtweite. »Das kannst du nicht machen«, antwortete er. »Sie haben die ganze Zeit nach dir gesucht. Letzte Woche haben Patrouillen das gesamte Death Valley kontrolliert. Du solltest nicht hier sein, du solltest dich verstecken. Ganz besonders jetzt.«
    »Ich werde nicht den Rest meines Lebens damit verbringen, darauf zu warten, dass er kommt und mich holt«, entgegnete ich. »Du hast es gesehen, Charles – du hast gesehen, wozu er fähig ist. Wie viele Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte, soll das noch so weitergehen?«
    Er lief auf dem Treppenabsatz hin und her. In dem fluoreszierenden Licht erschien seine Haut dünn und grau und er sah unglaublich müde aus.
    »Mir bleibt nicht viel Zeit«, flehte ich. »Bitte.«
    Er seufzte tief und deutete nach oben. »Er ist in seinem Büro«, antwortete er. »In einer Stunde ist ein Treffen mit dem Lieutenant angesetzt.«
    »Ich brauche die Codes«, sagte ich.
    Charles stieß einen weiteren, rasselnden Seufzer aus. »Eins einunddreißig«, antwortete er. »Er hat ihn auf dein Geburtsdatum geändert.«
    Ich hielt inne und sah ihn an, während ich mich fragte, ob ihm bewusst war, welche Bedeutung diese letzten Worte für mich hatten. In der Schule hatte ich meinen Geburtstag nicht gekannt. Caleb und ich hatten beschlossen, ihn auf den achtundzwanzigsten August zu legen, und dieses Datum war jetzt fest in meiner Erinnerung verankert. Der Tag selbst war verstrichen, als ich in Califia gewesen war. Dies jetzt zu hören, rief mir nur wieder ins Gedächtnis, was mein Vater alles wusste. Er war der einzige Mensch, der all das über mich wusste.
    »Ich werde dich da nicht mit hineinziehen«, sagte ich und nickte Charles zu, dann wandte ich mich ab und ging. Ich kam nicht einmal bis zur zweiten Stufe, bevor er meine Hand ergriff und mich zu sich zurückzog. Er schlang seine Arme um meine Schultern und zog mich so eng an seine Brust, dass meine Wange daran platt gedrückt wurde. Er hielt mich eine Weile so fest, seine Hand auf meinem Hinterkopf.
    »Pass auf dich auf, ja?« Er griff nach meiner Hand und drückte sie ein letztes Mal. Seltsamerweise hatte ich das Gefühl, gleich loslachen zu müssen.
    »Das mach ich«, antwortete ich. »Versprochen. Mach dir keine Sorgen um mich.« Das war natürlich gelogen, aber als ich sah, wie sich Charles’ Gesicht daraufhin veränderte und der Ausdruck darin weicher wurde, verspürte ich einen winzigen Hauch von Erleichterung. Vielleicht würde ich es schaffen. Vielleicht wäre in einer Stunde bereits alles vorbei und ich wäre zurück in den Außenbezirken und würde erneut durch einen der Tunnel nach draußen laufen.
    Ich erklomm die nächsten beiden Treppenabsätze, wobei ich versuchte, alle anderen Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen. Mit angehaltenem Atem wartete ich darauf, dass das Pochen meines Herzens nachließ. Dann tippte ich den Code ein und trat auf den Flur. Als ich auf das Büro des Königs zuging, lief ein weiterer Soldat an mir vorbei. Ich hielt den Blick gesenkt, sodass der Schild der Mütze mein Gesicht abschirmte. Während wir einander passierten, hob ich die Hand zu einem schnellen Salut und er marschierte an mir vorbei auf einen Raum am anderen Ende des Flures zu.
    Jede Faser meines Körpers verkrampfte, als ich auf die Tür meines Vaters zuging. Wenn man einmal von den wenigen Gelegenheiten absah, zu denen er mich einbestellt hatte, um mich zu befragen, war ich noch nie in seinem Büro gewesen. Von draußen war nichts zu hören. Ich

Weitere Kostenlose Bücher