Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
Art Erfüllung, die sie brauchte. Sie war getrennt von denen, die Hilfe brauchten. Das gab ihr den nötigen emotionalen Abstand, um die Arbeit zu erledigen. Sie sah die Ergebnisse umgehend, sobald sie Vorräte ausgab oder die Leute beruhigte.
    Ralea betrat ihr Quartier und war nach einem langen Tag müde. Sie machte sich bettfertig. Als sie vor dem Badezimmerspiegel stand, zog sie den Metallsplitter heraus und legte ihn an die Furchen in ihrem Gesicht. Er hätte beinahe hineingepasst.
    Diese Falten und Krähenfüße stammten nicht aus alten und harten Zeiten, sondern von neueren und besseren. Jede erzählte von einer Kraftanstrengung, auf die sie stolz war. Sie erinnerte sich daran, Leute gesehen zu haben, die auch so verbraucht aussahen: alte Leute, die offensichtlich ein langes Leben hinter sich hatten; manchmal Drogenabhängige, die aus der Asche ihres eigenen Selbst wiederauferstanden waren. Sie hatte immer gedacht, dass dieses verbrauchte Aussehen von dem Drogenmissbrauch stammte. Jetzt wusste sie, dass das nicht stimmte. Es stammte vom Überleben.
    Alles war anstrengend. Das musste es auch sein, wenn etwas Neues dabei herauskommen sollte.
    Von draußen war das Kreischen eines Kindes zu hören. Es hallte durch die Gänge und war ohne Bedeutung.
    Der nächste Tag brachte dieselben Aktivitäten und dasselbe Vergnügen wie der Tag zuvor; und dieselbe Müdigkeit an seinem Ende. Als sie nach Hause kam, war es später Abend.
    Alles auf dieser Etage bestand aus Korridoren. Jeder war gesäumt von Türen, die in die zeitweise kleinen Leben der Leute führten. Ralea ging langsam und erfreute sich an dem Schmerz in ihren Muskeln. Ein Junge sauste an ihr mit der Geschwindigkeit,
über die Kinder verfügen, wenn sie ein Ziel verfolgen, an ihr vorbei. Er erreichte eine Tür weiter vorne in dem Flur. Er sah sich um, schloss sie auf, öffnete sie und ging schnell hinein. Ralea dachte, dass hinter dieser Türe letzte Nacht der Schrei des Kindes ertönt war, genau wie die Nächte zuvor auch.
    Sie hatte den Jungen schon oft gesehen, erinnerte sich an sein kleines Gesicht in der Menge, weil es auffällig ist, wenn Kinder ein wenig zu höflich und zu still sind.
    Nachdenklich betrat sie ihre Wohnung und öffnete über den stockenden Schiffszugang ihren Arbeitsterminal. Dann suchte sie nach Informationen über die Bewohner des Quartiers, das der Junge gerade betreten hatte. Der Name der Mutter war registriert, aber die der Kinder waren es nicht. Dies war für viele Leute ein Flug nach Hause, und es wurde nicht erwartet, dass man zu viele Einzelheiten offenlegte, wenn man erst einmal die wesentlichen Überprüfungen über Straftaten hinter sich hatte. Heci konnte vielleicht weitere Informationen beschaffen, aber Ralea fand, dass es nicht richtig war, danach zu fragen.
    Wenn diese Frau sich um ihre beiden Kinder kümmerte, hatte sie wahrscheinlich nicht viel Zeit, zusätzlich zu arbeiten. Deshalb bekam sie wahrscheinlich weder viel Geld, noch viele Vorräte.
    Ralea erinnerte sich jetzt an sie. Sie hatte durch einen Türspalt hinausgespäht. Ihre Haare waren zu einem strubbeligen Pferdeschwanz gebunden. Die Frau konnte wahrscheinlich für Medikamente und Nahrung hinausgehen. Aber sie hatte einen gehetzten Ausdruck in ihren Augen. Ralea hatte diesen stumpfen Ausdruck schon öfter gesehen. Meistens war er aber von Mascaraschichten und dem falschen rosigen Schein von Injektionen, die geplatzte Äderchen um die Wangenknochen und Schläfen herum neu aufbauten, übertönt. Die Frauen waren gegen Türen gelaufen oder die Treppen bis zum Stationszentrum hinuntergefallen.

    Sie schlief unruhig in dieser Nacht. Sie hörte Weinen und träumte von geschwärzten Wänden und Menschen mit zu vielen Zähnen im Gebiss.
    Am nächsten Tag bei der Arbeit packte sie Antibiotika und andere notwendige Medikamente sowie gefriergetrocknete Nahrung auf die Seite. Sie bezahlte die Sachen aus eigener Tasche – sie begünstigte niemanden, sie war ein Menschenfreund – und dachte, wie gut es war, anderen zu helfen.
    Die Vorräte nahm sie mit nach Hause und wartete ab. Nach einiger Zeit hatte sie genug davon, auf die Geräusche zu lauschen und durchs Schlüsselloch zu starren, also verließ sie ihre Wohnung und setzte sich auf die Treppe, die zu ihrem Flur führte. Die Tüten mit den Sachen stellte sie neben sich. Nur wenige Leute kamen vorbei. Sie schenkten ihr keine Aufmerksamkeit.
    Endlich kam der Junge. Ralea rief ihn herbei, und er gehorchte. Er stand mit

Weitere Kostenlose Bücher