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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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das?«, fragte Verena.
    Drem dachte darüber nach. »Vermutlich. Aber hauptsächlich, weil ich mir nicht vorstellen kann, es nicht zu sein. Es ist unsere Art zu leben. Also wird alles, was wir tun – egal, ob wir
in ein neues Haus ziehen oder jemanden beerdigen – durch zivilisierte Kanäle abgewickelt, die von der religiösen Obrigkeit kontrolliert werden. Im Grunde ist es egal, ob man daran glaubt, denn das System tut es, und diese Botschaft ist ständig auf einem unterschwelligen Level präsent. Man lernt, das zu akzeptieren und zu ignorieren.« Sie starrte ihn ununterbrochen an. Er begann, Entschuldigungen zu finden. »Die Stärke meines Glaubens ist allerdings mit der von – sagen wir – Omir Sarikusa nicht zu vergleichen. Ich habe noch nie einer Ausblutung beigewohnt, oder mich mit dem wissenschaftlichen Teil davon befasst.«
    »Du musst aber militärische Erfahrungen haben«, sagte Yaman. »Wir haben dich in der Kapsel einer Cruor gefunden!«
    »Ja, also, dazu muss ich sagen«, sagte Drem und strich sich verlegen über den Hinterkopf, »die hab ich gestohlen.«
    Yaman riss die Augen weit auf.
    »Ja. Ich fürchte, ich gewinne im Moment keinen Beliebtheitswettbewerb bei den Blutjägern«, sagte Drem.
    »Du hast eine Frigate gestohlen und bist damit allein in den Kampf gegen einen gottverdammten Kapselpiloten geflogen?«, fragte Yaman. Es war schwer zu beurteilen, ob er entsetzt oder voller Ehrfurcht war.
    »Das könnte man so sagen.«
    »Und was passiert jetzt mit dir?«
    »Das kommt auf die Bürohengste an«, mischte Ortag sich ein. Dabei hielt er seinen Blick auf Drem gerichtet. »Bis dahin ist er unser Gast. Solange er seine Hände dort lässt, wo ich sie sehen kann, wird es auch keinen Ärger geben. Er wird sich bald unserem Ausbildungsprogramm anschließen.«
    Drem traute seinen Ohren nicht. »Wie bitte?«
    Ortag sagte: »Auslieferungen brauchen ihre Zeit. Das Protokoll der Schwestern sieht vor, dass deine körperliche und geistige Konstitution überprüft wird. Für das, was du durchgemacht
hast, bist du in ziemlich guter Verfassung, aber wir werden dich so lange hier behalten, bis wir sicher sind, dass du unterwegs nicht aus den Latschen kippst. Physiologische und mentale Tests sind Teil unserer Trainingsprogramme. Insofern ist es die logische Konsequenz, dich während der Wartezeit dort unterzubringen. Falls du mal wieder vorhaben solltest durchzudrehen, möchte ich, dass du das in aller Öffentlichkeit tust, wenn dich unsere Leute im Blick haben. Das ist mir lieber, als wenn du allein in deinem Zimmer sitzt und dir überlegst, wie du Gott in die Eier treten kannst. Wenn wir dann irgendwann von den Blutjägern hören, werde ich dafür sorgen, dass du genug Zeit hast, deine Angelegenheiten zu ordnen.«
    Drem war nicht sicher, was er sagen sollte, also dankte er ihm. Dann fiel ihm etwas ein. »Bekommt jeder, den ihr aufsammelt, so ein Angebot?«
    Ortag zuckte mit den Schultern. Die Frage schien ihn zu amüsieren. »Nein, nur Leute mit … Potenzial. Sei dir darüber im Klaren, dass das keinen Einfluss auf deine Chancen bei deinen Leuten haben wird, wenn sie hier ankommen«, fügte er düster hinzu. »Aber bis dahin bist du in guten Händen.«
    Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug und waren erfüllt mit Schmerzen, Schweiß und Aufklärung.
    Das Ausbildungszentrum der Schwestern war genauso riesig wie das der Blutjäger, doch die gesamte Ausbildungsphilosophie war das Gegenteil dessen, was Drem zuvor kennengelernt hatte. Alles drehte sich darum, einen Kampf zu vermeiden, sich aus ihm zu lösen und den Schaden auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Drem, der bereits wusste, wie man einen Menschen halb zu Tode erdrosselte, lernte nun, wie man die Menschen ins Leben zurückrief, auch wenn sie sich mit Händen und Füßen gegen seine Hilfe wehrten. Katastrophen – egal, ob von Menschen verursachte oder Naturkatastrophen – waren ebenfalls
eine Welt für sich. Viele Szenarien beschäftigten sich mit Umweltkatastrophen. Diese führten zu zusammenbrechenden Gebäuden und Feuer. Die Kurse in Umweltanalyse hingegen dienten hauptsächlich der Entwicklung von Strategien gegen menschliche Angreifer.
    Den psychologischen Test bestand er ohne Mühe. Er war nicht verrückt, sagte man ihm, sondern trauerte nur und hatte einen Hang zur Besessenheit. Das war nichts Neues für ihn. Er bezweifelte, dass dies für die Blutjäger einen Unterschied machte. Schließlich hatten sie völlig andere Ansichten über

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