Eve - Das brennende Leben
Rabbit, nicht wahr?«
Yaman nickte. »Genau.«
Drem wagte einen Vorstoß: »Haben sie nicht Schiffe gestohlen?«
Zu Drems Erleichterung grinste Yaman. »Ja, genau wie du. Zwei Angehörige der Caldari Navy hatten die Nase voll von einer Nation, die ihr Volk zu Staub aufrieb und dann noch erwartete, dass alle im Gleichschritt marschierten. Sie haben
sich ein paar Condor-Frigates geschnappt, sind davongeflogen und haben ihre eigene Fraktion ins Leben gerufen.«
»Und sie haben tatsächlich überlebt und können noch davon berichten?«
»Scheint so.« Yaman seufzte. »Die Jungs haben eine Zeit lang ein irres Leben geführt und unglaublich viel Geld und Macht angehäuft, bis Fatal schließlich draufging. So etwas Gutes kann nicht ewig dauern, Mann«, sagte er. Die Traurigkeit in seiner Stimme sagte Drem eine Menge darüber, warum ein so aktiver, energischer Mann wie Yaman die Welt der Piraten für Rettungsmissionen hinter sich ließ.
»Was ist Fatal zugestoßen?«, fragte Drem.
»Er wurde von Kapselpiloten getötet. Ist eigentlich noch gar nicht so lange her. Seitdem hasst Rabbit sie. Seine Leute arbeiten mit ihnen zusammen – Agentenmissionen und so –, genau wie jedes andere Imperium, aber man sagt, dass er einen üblen Groll hegt.«
Drem nickte düster. »Das kenne ich.«
»Ich hab keine Ahnung, ob er denkt, dass sich das lohnt«, sagte Yaman. »Angeblich ist er … ruhiger geworden. Allerdings die Art von ruhig, die einem Angst macht. Verstehst du? Die Organisation macht allerdings immer noch Geld. Sogar noch mehr als vorher, wie ich hörte. Inzwischen gehen ihnen die Dinge aus, für die sie Geld ausgeben könnten.«
»Ich hätte da ein paar Ideen«, sagte Drem. Dabei versuchte er, nicht an seinen Bruder oder die Verfügung der Sani Sabik bezüglich dessen Todes zu denken.
»Wer nicht«, meinte Yaman.
Nur wenige Tage später fand Drem sich während einer Rettungsübung Seite an Seite mit Verena.
»Ich wollte nur sichergehen, dass alles seinen geregelten Gang geht«, sagte sie zu ihm, während sie sich ausrüsteten. Die Kolonie betrieb einige lebensgroße Simulationskammern; riesige
Hallen voller Geröll und komplizierter Maschinen. Rekrutenteams mussten durch diese Hallen rennen und dabei einen Rettungshindernislauf absolvieren. Jeder trug einen Schutzanzug und einen hermetisch abgeschlossenen Helm. In dessen Visier war eine Anzeige integriert. Die Anzüge waren dieselben, die auch bei einem echten Einsatz getragen wurden. Allerdings hatten diese noch zusätzlich biometrische Messgeräte, um die Stressreaktionen der Auszubildenden zu überwachen. Die Anzeigen der Helme waren speziell für die Ausbildungssituation angepasst worden. Sie blendeten bestimmte Bilder über die Objekte in den Simulationskammern ein: Metallgerüste wurden zu zusammenbrechenden Türmen und aufgestapelte Ziegel erschienen als brennende Trümmerhügel. An strategischen Orten befanden sich kleine Transmitter. Diese sorgten entweder für verwundete Opfer oder für Überraschungen ätzender, explosiver oder elektrischer Natur. Elektroden und weitere Transmitter in den Anzügen der Auszubildenden übertrugen das entsprechende Feedback und fungierten als unsanfte Mahnungen für diejenigen, die nicht genügend Voraussicht walten ließen.
»Bist du schon lange bei den Schwestern?«, fragte Drem ein wenig nervös. Obwohl er bei diesen Trainingseinheiten gut abgeschnitten und keine Schwierigkeiten verursacht hatte, stellten sie seine Selbstbeherrschung auf die Probe. Der Gedanke, sich vor ihr zu blamieren, gefiel ihm ebenso wenig wie der, dass seine Leistung unzulänglich sein könnte.
»Seit ich die Angels verlassen habe«, sagte sie. Sie überprüfte das Anzeigenpaneel in ihrem Helm und runzelte die Stirn. Die Mission fing erst in ein paar Minuten an. Weitere Auszubildende trafen ein und begannen, sich auszurüsten.
»Warte. Moment mal. Wie bitte?«, fragte Drem erstaunt. »Du warst eine Piratin?«
»Ich war ein Mitglied des Angel-Kartells«, sagte sie.
»Also warst du Piratin.«
Sie antwortete: »Das Angel-Kartell ist eine komplizierte und weit verbreitete Organisation …«
»… von Piraten.«
»… von miteinander verbundenen Gesellschaftsnetzwerken, geleitet von einer Kommandogruppe genannt Dominations …«
»Piraten.«
»… und hat schon vor langer Zeit ein Format erreicht, das erfordert, sich an der Weltpolitik zu beteiligen. Allerdings ist ihre Hauptaufgabe, weitere Macht zu erhalten.«
»Piraten und Politiker.
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