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Eve - Das brennende Leben

Eve - Das brennende Leben

Titel: Eve - Das brennende Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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»Normalerweise würde jemand in Ihrer Position bestenfalls nichts bekommen. Schlimmstenfalls würde er das bekommen, was die unteren Befehlsempfänger für angemessen halten.«
    Der Mann hatte bisher noch nicht Drems Namen genannt, oder seinen eigenen. Drem fand das sonderbar.
    Zum Glück schien der Mann in Weiß wegen seiner Besorgnis belustigt. »Keine Sorge. Dieser Ort wurde für Vertrauen geschaffen. Sogar in dem Tisch, an dem wir sitzen, sind Geräte eingebettet, die uns in einen Kegel des Schweigens hüllen. Sie können hier frei von der Leber weg reden.«
    »Das weiß ich auf jeden Fall zu schätzen, Sir. Tatsächlich hatte ich gehofft, dass Sie das Reden übernehmen.«

    Das Lächeln des Mannes veränderte sich nicht. Sein ergrautes Haar, das im Gegenlicht der Sonne zur Silhouette wurde, sah wie verirrte Weizenstoppeln auf einem Feld aus.
    »Inwiefern?«, fragte er.
    Drem lehnte sich vor. »Ich brauche den Namen eines ganz bestimmten Individuums. Jemand, von dem ich weiß, dass er vor nicht allzu langer Zeit zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort war und seine Gegenwart mit einem Knall kundgetan hat. Ein Kapselpilot.«
    »Ich fürchte, diese Information können wir nicht preisgeben«, sagte der Mann, ohne zu zögern.
    »Aber ich …«
    »Mein Junge, egal, wie viel Gutes Sie für uns getan haben – und es ist mir vollkommen klar, dass Sie viel getan haben –, die Kapselpiloten stehen für eine völlig andere Welt.«
    Drem kämpfte gegen den Zorn in seiner Stimme an. »Ich bitte Sie nicht darum, irgendetwas zu unternehmen …«
    »Ich weiß. Aber egal, aus welchem Grund Sie den Namen dieses Mannes haben wollen – und glauben Sie mir, den Grund will ich gar nicht wissen –, irgendwann wird es auf uns zurückfallen. Das können wir uns leider nicht leisten. Nicht einmal, wenn Sie in diesem verzweifelten Moment daran glauben, dass Sie nur den Namen hören möchten.«
    Das war ein Abklatsch seines Treffens mit dem Blutjäger. Drem wäre am liebsten aufgestanden und hätte den alten Mann gewürgt. Das hätte wahrscheinlich ganze zwei Sekunden gedauert, dann hätten die Scharfschützen auf ihn angelegt. Er tat es aber nicht, weil er jetzt ein anderes Leben hatte. Neue Werte, Leben über Blut. Er würde nicht schon wieder den Pfad der Selbstzerstörung beschreiten.
    Durch den roten Nebel seiner Vision hörte er, wie der Mann in Weiß ganz schlicht sagte: »Tut mir leid.«
    Drem saß da und sagte nichts.

    »Gab es sonst noch etwas?«, fragte der Mann.
    Drem schüttelte den Kopf.
    Der Mann stand auf. »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück bei der Fortsetzung Ihrer Arbeit, gleich, ob für uns oder für andere, die Ihre Hilfe benötigen.«
    Drem stand ebenfalls auf. Er nickte dem Mann zu und ging langsam in Richtung Ausgang. Dabei machte er keine plötzlichen Bewegungen.
    Er würde nicht nachgeben. Er würde einen Weg finden. Er würde dafür sorgen, dass es geschah, und erst dann würde er sich dem Rest seines Lebens widmen.
    Die Wache führte ihn auf einem anderen Weg durch graue Flure wieder in die Menschenmassen hinaus. Drem bemerkte sie kaum.
    Eine Stimme, die er erkannte, sagte: »Wie kann man nur um so etwas Dummes bitten«, doch als er aufschaute, war der Sprecher schon verschwunden.
    Er lächelte dünn, drehte sich wieder zu der Tür um, durch die er gerade gekommen war, und schlug mit aller Kraft einmal dagegen. Nach dem Schlag zeigte sie eine deutlich sichtbare Vertiefung.
    Noch bevor die Wachen herausgeeilt kamen, machte er sich hastig davon. Er entfernte sich aus dem Bereich und ging zu seinem Sektor der Station. Dabei schaltete er seine Kommunikatoren aus und verschwand in einer Staubwolke.
    Er erreichte sein Zuhause und fand in seinem Zugangslog einen elektronischen Vermerk. Verena bat ihn, sofort zu ihrem Quartier zu kommen.
    In seinem eigenen Zuhause war nichts, das er in diesem Moment wirklich wollte. Der Zorn war verflogen und durch ein dumpfes Pochen von Angst und Frustration ersetzt worden.
    Verenas Wohnung befand sich in demselben Sektor wie
seine. Dennoch war sie weit genug weg, dass er während des Spaziergangs genug Zeit hatte, über den Grund ihrer Einladung nachzudenken. Er bezweifelte, dass etwas über sein Treffen mit dem Mann in Weiß aus dem geschützten Kreis nach außen gedrungen war: Seine Bitte war höflich, wenn auch offensichtlich fehlgeleitet gewesen und schien niemanden verärgert zu haben. Außerdem, wenn es deswegen Ärger gab, dann würde er es wahrscheinlich eher

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